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Jeder Mensch braucht Freunde

Drei Seniorinnen beim Kaffee an Theke
Langjährige Freundschaften sind ein großes Glück. Foto: StockAdobe/DenisProduction.com

Deutschland – Ab 30 verlieren sich häufig die Freundschaften aus der Kindheit oder Jugend. Je älter wir werden, desto schwieriger wird es, alte Verbindungen zu pflegen. Wir ziehen um, gründen eine Familie, gehen ins Ausland oder der Beruf spannt uns zu sehr ein. „Ich wollte mich schon längst gemeldet haben, aber ich kam nicht dazu.“ Das kennt jeder, oder? Dabei reicht manchmal auch ein kurzer Gruß, um zu zeigen, dass man aneinander denkt.

„Das erste Gesetz der Freundschaft lautet, dass sie gepflegt werden muss. Das zweite lautet:

Sei nachsichtig, wenn das erste verletzt wird.“ (Voltaire)

Früher wussten wir fast alle Telefonnummern auswendig. Heute hat kaum noch jemand ein Telefonbuch in Papierform zur Hand: Alles ist digital abgespeichert und jederzeit abrufbar. Wir müssen diese Erleichterungen nur nutzen, wenn wir in Kontakt bleiben möchten. Denn Smartphone oder der Computer erleichtern, den Freundeskreis einigermaßen beisammen zu halten. Wir können sogar Gruppen über Soziale Medien und Chats bilden, in denen gemeinsam miteinander über Internet kommuniziert wird.

Weniger Freundschaften mit zunehmendem Alter

Die gängige Freundschafts-Definition lautet: Es ist ein „reales“ soziales Netz. Hier wird auf Vertrauen gesetzt und auf Verlässlichkeit. Doch warum ist es so schwierig, im Alter neue Freunde zu finden? Wir teilen mit Freunden gemeinsame Erlebnisse, die uns verbinden – oft ein Leben lang. Doch mit zunehmenden Alter kommt auch der Verlust. Die beste Freundin aus Schulzeiten ist verstorben. Der Kumpel aus dem Sportverein lebt mit der Familie seit Jahren im Ausland. Und dabei waren sie uns immer so wertvoll. Ein Blick reichte aus und wir wussten, worum es geht. Blindes Verständnis. Ein vertrautes Gefühl der Verbundenheit machte sich breit. Neue Freundschaften können das nur schwer bieten.

Männer spielen Karten
Kartenspielen macht vor allem mit mehreren Personen Spaß. Foto: StockAdobe / Diego Cervo

Besonders Männer sind ungern allein

Männer- und Frauenfreundschaften unterscheiden sich, heißt es. Viele Männer verwechseln berufliche Bekanntschaften mit Freundschaft. Sobald sie aus dem Beruf ausscheiden, fühlen sie sich einsam.

Seltener als unter Frauen werden unter Männern private und intime Dinge besprochen. Männer machen viele Dinge mit sich selbst aus. Für sie ist es trotzdem oft schwieriger, allein zu leben. Wer ohne Partner ist, hat es nicht leicht, mit neuen Menschen in Kontakt zu treten, gerade wenn man außerhalb einer Stadt im ländlichen Raum wohnt. Alterseinsamkeit macht sich breit. Hier schaffen unterschiedliche Netzwerke Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme (siehe Artikel „Allein sein oder nur schlecht vernetzt„). Für sportlich Aktive bieten Krankenkassen wie die AOK Sachsen zahlreiche Angebote, um sich mit Gleichgesinnten fit zu halten und hierbei neue Freunde zu finden.

Vereine und Organisationen unterstützen Senioren

Die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen vertritt die Interessen der älteren Generationen in Deutschland. Sie setzt sich für ein aktives, selbstbestimmtes und möglichst gesundes Älterwerden in sozialer Sicherheit ein. Außerdem steht die BAGSO für ein respektvolles, solidarisches Miteinander der Generationen und fördert Begegnung, Teilhabe, Austausch und das Lernen von- und miteinander. „Wir brauchen mehr Orte, wo sich Menschen begegnen und etwas füreinander tun“, so Vorstandsmitglied Margit Hankewitz. Deshalb arbeitet die BAGSO mit vielen Mitglieder-Verbänden zusammen, die alle Bedürfnisse älterer Bürger abdecken.

Der Verein Silbernetz e.V. (siehe unseren Beitrag über das Silbertelefon „Einfach mal reden“ ) setzt sich bundesweit mit seinen ehrenamtlichen Mitarbeitern für die gebührenfreie Kommunikation per Telefon für alleinstehenden Menschen im Alter ein. Derzeit sammelt der Verein Unterschriften für eine Petition, die bewirken soll, dass die kostenlose Telefonnummer 0800 4 70 80 90 und weitere Seelsorgenummern im Teletext des Fernsehens genannt werden.

Viele ältere Menschen haben kein Internet und somit auch keinen Zugrif auf die Webseite des Silbernetzes, während ein TV-Gerät in fast jedem Haushalt steht und von allen älteren Menschen bedient werden kann. Rund acht Millionen Ältere haben kein Internet in Deutschland, teilt der Verein in seiner Petition mit.

Kennenlernen über gemeinsame Interessen

Was kann man also selbst tun, um dem Alleinsein entgegenzuwirken? Einen neuen Freundes- und Bekanntenkreis schaffen! Wer im Alter neue Freunde finden möchte, muss andere Wege gehen als mit Mitte 30. Hierbei kann zum Beispiel die Volkshochschule (VHS) helfen. Sie bietet Tanzkurse, Musikunterricht und viele Bildungsmöglichkeiten an. Wer in seinem beruflichen Leben viel konkretes Wissen angesammelt hat, kann auch selbst an der VHS unterrichten. Hierzu informiert die Volkshochschule im Internet. Ein spezielles Hobby oder Talent kann Thema für einen eigenen Volkshochschulkurs als freiberufliche Lehrkraft sein und sogar einen Nebenverdienst bieten. Allein in Sachsen gibt es 15 Volkshochschulen an 48 Standorten. Auch die Seniorenakademie Sachsen ist eine gute Anlaufstelle.

Soziale Interaktion ist gesund

Soziale Interaktion ist das, was unser Leben verlängert und uns geistig gesund hält. Es geht nicht nur um Interaktion zwischen Gleichaltrigen, sondern auch um generationsübergreifende Kontakte. Das können die Enkel- oder Wahl-Enkelkinder sein oder Grundschulkinder, denen man bei den Hausaufgaben hilft. Beide Seiten profitieren davon! Das Frauenförderwerk Dresden e.V. etwa bietet Möglichkeiten zur Suche von ehrenamtlichen Leihomas über das Portal im Internet. Gefördert wird die Initiative u.a. vom Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, von der Bürgerstiftung Dresden und von der Plattform ehrensache.jetzt.

Anette Rietz

SZ-Lebensbegleiter Tipp:

Der Internationale Tag der Freundschaft ist ein jährlich am 30. Juli begangener Gedenktag, der an die Bedeutung der Freundschaft zwischen Personen, Ländern und Kulturen erinnern soll. Dieser Tag wurde 2011 von den Vereinten Nationen proklamiert.

  • Das AOK Gesundheitsmagazin liefert hilfreiche Tipps, um im Alter neue Freunde zu finden.
  • Warum Sie sich auch mit über 80 noch sozial engagieren können, lesen Sie hier.

Übrigens: Sie sind über 80 Jahre alt und ehrenamtlich tätig? Lassen Sie sich für den Förderpreis vorschlagen!

Die Stiftung Pro Alter vergibt einen Förderpreis für bürgerschaftliches Engagement hochaltriger Menschen.

Wer kann vorgeschlagen werden?

Für den Engagementpreis 80plus können Personen vorgeschlagen werden, die im Jahr 2022 80 Jahre alt werden oder älter sind. Einsendeschluss ist der 30. September 2022. Eine Nominierung von kooperativ tätigen Personengruppen, die überwiegend die Altersvoraussetzungen erfüllen, ist möglich. Eigenbewerbungen sind als Ausnahmen zugelassen. Vorschläge aus allen Engagementbereichen sind erwünscht, dazu zählen neben dem Kultur- und Musikbereich, dem kirchlichen und religiösen Bereich, dem Bereich Freizeit und Geselligkeit

  • die Seniorenselbsthilfe,
  • die Nachbarschaftshilfe,
  • die Besuchsdienste und Ähnliches sowie
  • die Hilfe beim Lernen für Kinder und Jugendliche in Kindergärten und Schulen,
  • die Dienste zur Unterstützung von Menschen mit wenig Geld (z. B. bei den Tafeln) oder
  • die Flüchtlingshilfe.

Das Engagement im Bereich Umwelt- Natur- und Tierschutz gehört ebenso dazu wie die Mitwirkung in Bürgerinitiativen und die politische Interessenvertretung.

Ausgelobt werden Preisgelder in Höhe von insgesamt 10.000 Euro. Neben dem 1., 2. und 3. Preis werden 5 Anerkennungspreise und ein Sonderpreis vergeben, um die Vielfalt des Engagements in dieser Altersgruppe hervorzuheben. Die Preise werden von der Dr. Jürgen Rembold Stiftung zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements gestiftet.

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