Suche
  1. Home
  2. /
  3. Kommunikation & Begegnung
  4. /
  5. Engagement-Preis 80plus verliehen

Engagement-Preis 80plus verliehen

Bundesminister a.D. Franz Müntefering mit den Preisträgern. Foto: Daniel Hoffmann

Köln – Die Stiftung Pro Alter hat am 5. Dezember 2022 zusammen mit dem Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) und der Dr. Jürgen Rembold Stiftung zum ersten Mal einen Förderpreis für bürgerschaftliches Engagement hochaltriger Menschen verliehen. Dieses Datum passt gut, denn der 5. Dezember ist der jährlich stattfindende Gedenk- und Aktionstag zur Anerkennung und Förderung des ehrenamtlichen Engagements.

SZ Lebensbegleiter hatte die Leser im Beitrag „Jeder Mensch braucht Freunde“ zum Mitmachen und Vorschlagen aufgerufen. Übrigens: Laut Statistischen Bundesamt wird die Zahl der ab 80-Jährigen bis Mitte der 2030er Jahre zwischen 5,8 und 6,7 Millionen betragen und sie wollen sich nützlich machen. Das belegt eine Freiwilligen-Umfrage des Deutschen Instituts für Altersfragen (DZA). Aus ihr geht hervor, dass der Anteil der über 80-jährigen freiwillig Engagierten rund 20 von Hundert beträgt. Der Anteil der Frauen beläuft sich auf etwa 15 von Hundert, der der Männer auf rund 28 von Hundert (Freiwilligensurvey 2019, DZA, 2021).

Verantwortung übernehmen auch im hohen Alter

Die Organisatoren des Engagement-Preises wollen mit der Würdigung deutlich machen, dass auch Menschen, die über 80 Jahre alt sind, sich trotz des hohen Alters und mancher Handicaps verantwortlich einbringen und sozial engagieren. „Alle Nominierten stehen für ein neues Bild von Alter, das die Möglichkeiten der Teilhabe, der Aktivität und Verantwortungsübernahme auch im höchsten Alter deutlich macht“, fasst Helmut Kneppe, Vorstandsvorsitzender des KDA, die Botschaft des Preises zusammen.

Aus der gesamten Bundesrepublik hat die Jury unter dem Vorsitz von Bundesminister a.D. Franz Müntefering 350 Einreichungen mit rund 1500 Aktivitäten erhalten. Hiervon wurden zehn hochaltrige Frauen und Männer ausgewählt und gewürdigt. „Die Resonanz hat uns überwältigt“, sagte Klaus Großjohann, Vorsitzender der Stiftung ProAlter. „Es wurden zahlreiche Vorschläge zu Einzelpersonen, Ehepaaren und Gruppen eingereicht.“ „Engagement ist keine Frage des Alters“, betonte auch Dr. Jürgen Rembold, der mit seiner gleichnamigen Stiftung das Preisgeld von 10.000 Euro – 1000 je Preis – zur Verfügung stellte. 

Engagement ist keine Frage des Alters

Hier lesen Sie neun kleine Beispiele über Senioren, deren Ehrenamt eine große Wirkung zeigt:

Der hochaltrigste Preisträger ist der 90-jährige Hans Hermann Roth aus Bremen, der in der Diakonischen Einrichtung Friedehorst in Bremen geistig und körperlich behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene betreut. Hoffnung und Lebensfreude zu vermitteln, das ist sein Anliegen. Herr Roth, der aufgrund einer Kinderlähmung von Geburt an eine Gehbehinderung hat, sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl. Der Ehrenamtliche betreut seit 18 Jahren hilfsbedürftige Menschen.

Die 86-jährige Erika Ellinger aus Heidenheim in Baden-Württemberg tritt seit Jahren in der Initiative OMAS GEGEN RECHTS Heidenheim für die Erhaltung parlamentarischer Demokratie ein. Frau Ellinger kam auf Grund ihrer Erfahrungen als Kind zu der Initiative, wo sie mit Flucht und Vertreibung in traumatischer Weise konfrontiert wurde.

Heinz-Peter Martin (87) aus Hamburg ist Leselernhelfer bei den Bücherhallen Hamburg im Sprachförderangebot „DIALOG IN DEUTSCH“ und „MENTOR – Die Leselernhelfer Hamburg e.V.“ Er setzt sich dafür ein, dass Menschen, die zugewandert oder geflüchtet sind, sich in ihrer neuen Heimat integrieren können. Hierzu sind Sprachkenntnisse und so die Möglichkeit die Kultur zu erleben unerlässlich. Zu den Bücherhallen Hamburg gehören 32 Bibliotheken in allen Stadtteilen, zwei Bücherbusse und die Zentralbibliothek. 

Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.“

August Bebel

Der 82-jährige Gerd Hainke aus Magdeburg engagiert sich im „1. Repair Café Magdeburg.“ Er kann 80 % der vorgestellten Geräte reparieren, die sonst im Müll gelandet wären. Umweltschutz heißt auch Abfallvermeidung und das ist eines der Anliegen der Repair-Cafés. Herr Hainke gehört zu den Gründungsmitgliedern. Seit sieben Jahren ist er als aktiver Reparaturexperte in der Gruppe der zwölf ehrenamtlichen Mitwirkenden tätig. 

Die 83-jährige Kosmetikerin Elfi Kern aus Bempflingen in Baden-Württemberg erhielt den Preis für ihr langjähriges Engagement für an Krebs erkrankte Frauen. Sie tut dies, indem sie seit Jahren spezielle Kosmetikkurse ehrenamtlich anbietet. Ferner hat sie andere Menschen dazu angeregt und strickt selbst pro Jahr 30 bis 40 Mützen für die onkologische Tagesklinik Tübingen. Sie weiß, dass es schlimm ist, bei der Therapie die Haare zu verlieren. Darüber hinaus bringt sie in Arbeitsgruppen Schülerinnen und Schüler der Seybold- Schule in Metzingen Häkeln und Stricken bei und engagiert sich zusätzlich als Lesepatin.

Manfred Blumenthal (85) aus Großbeeren in Brandenburg hat ein Faible für die Erforschung und Vermittlung der einzigartigen Industriegeschichte Ludwigsfeldes. Er weiß alles über die dort hergestellten Produkte, wie zum Beispiel Flug- und Rennbootmotoren, Motorroller, Geländewagen.Er ist Vorstandsmitglied des 2005 gegründeten Vereins Freunde der Industriegeschichte Ludwigsfelde e.V. und stellt sein Wissen ehrenamtlich zur Verfügung.

Helga Hecht-Nowotnick (81), Käthe Zadow (82), Monika Weber (81), Helga Vomm (82) und Hedy Duhm (80) unterstützen bei der Tafel Wermelskirchen in Nordrhein-Westfalen, damit Menschen sich ausreichend mit Lebensmittel versorgen können. Zur Tafel Wermelskirchen e.V. gehören insgesamt 48 Ehrenamtliche. Sie haben den Preis gemeinsam  gewonnen.

Wolf Lüben (80) aus Frankfurt am Main ist seit 20 Jahren im dortigen Bürgerinstitut im hauseigenen ambulanten Hospizdienst und bei der Beratung zum heiklen Thema Vorsorge aktiv. Er führt circa 80 Beratungen pro Jahr durch und engagiert sich als ehrenamtlicher Hospizbegleiter im hauseigenen ambulanten Hospizdienst des Bürgerinstitutes.

Gerhard Claus (85), Peter Neuling (80), Gisela John (81), Berthold Denk (84) und Wolfgang Barenberg (81) aus Berlin sind Schulmediatoren. Sie wurden von der Einrichtung „Seniorpartner in School e.V. (SIS)“ als Senioren für die Konfliktlösung ausgebildet, um sich für einen gewaltfreien Umgang der Schülerinnen und Schüler untereinander einzusetzen. Die fünf Senioren arbeiten ein- bis zweimal in der Woche ehrenamtlich in Berliner Schulen. In Einzelbegleitung und Gesprächen fördern sie persönliche und soziale Kompetenzen. 

Übrigens: Seniorpartner in School e.V.  ist in 13 Bundesländern mit über 1.300 Mitgliedern und einem Bundesverband vertreten. Wer sich als Schulmediator oder SIS-Schule in Sachsen bewerben möchte, findet den Kontakt der SIS im Internet.

Das Potenzial älterer Menschen fördern

Der Festakt fand am Internationalen „Tag des Ehrenamts“ im Maternus-Haus in Köln statt. „Wir haben bei vielen Vorschlägen gesehen, welche Möglichkeiten des mitverantwortlichen Lebens auch für die über 80-Jährigen bestehen, und das ist ein Teil von Lebensqualität“, betonte Müntefering bei der Preisverleihung. Kommunen, Vereine und Einrichtungen sollten das Potenzial der älteren Menschen stärker fördern.

Anette Rietz

SZ-Lebensbegleiter Tipp:

Generationsübergreifende soziale Interaktion: Hier springe ich ein!

Beim Ehrenamt geht es nicht nur um Interaktion zwischen Gleichaltrigen, sondern auch um generationsübergreifende Kontakte. Das können die Enkel- oder Wahl-Enkelkinder sein oder Grundschulkinder, denen man bei den Hausaufgaben hilft. 

Das Frauenförderwerk Dresden e.V. etwa bietet Möglichkeiten zur Suche von ehrenamtlichen Leihomas über das Portal im Internet. Gefördert wird die Initiative unter anderem vom Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, von der Bürgerstiftung Dresden und von der Plattform ehrensache.jetzt.

Das könnte Sie auch interessieren