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Zu Besuch in Rudolstadt

Die Skyline der Stadt Rudolstadt mit Blick auf die Residenz
Die Skyline der Stadt Rudolstadt mit Blick auf das Residenzschloss Heidecksburg. Foto: Alexander Stemplewitz

Thüringen – Einst das kleinste deutsche Fürstentum, ist Rudolstadt längst kein Geheimtipp mehr. Die Historie dieser Ortschaft ist eng verbunden mit dem Hause Schwarzburg, deren Dynastie die Entwicklung Thüringens maßgeblich prägte. Davon zeugt das ehemalige Residenzschloss Heidecksburg, das mit seiner Lage auf rund 60 Metern über dem Altstadtkern das Wahrzeichen von Rudolstadt ist. Die Burg zieht mit ihren vielfältigen Sammlungen und Ausstellungen jährlich über 100.000 Besucher in ihren Bann. Neben den fürstlichen Wohnräumen und den beeindruckenden Festsälen ist dort die Sonderausstellung „Rococo en miniature“ zu sehen, eine Miniaturwelt des Rokoko, die von dem Berliner Grafiker Manfred Kiedorf und dem Sonneberger Restaurator Gerhard Bätz in einem Zeitraum von über 50 Jahren geschaffen wurde.

Auf Schillers Spuren

Ein weiteres Highlight ist das Schillerhaus, in dem man das Wirken des Dichters nachempfinden und in die Zeit der Weimarer Klassik eintauchen kann. Die damals vor der Stadt existierende Glockengießerei hatte einen bedeutenden Einfluss auf sein späteres Werk „Lied von der Glocke“. Auf Spuren Schillers kann man sich auch auf dem Schiller-Rundwanderweg im Thüringer Wald begeben. Schiller liebte die Saalestadt und lernte hier auch seine zukünftige Frau Charlotte von Lengefeld sowie Goethe kennen. Andere prominente Gäste der Stadt waren der Autor Hans Fallada, der Komponist Richard Wagner, der Philosoph Arthur Schopenhauer und der Pädagoge Friedrich Fröbel.

Die historischen Bauernhäuser in Rudolstadt.

Die historischen Bauernhäuser sind seit 1. April geöffnet.

Foto: Tom Demuth

Das Altstadtfest in Rudolstadt in der Abenddämmerung mit Riesenrad und vielen Besuchern.

Das Riesenrad in Rudolstadt bietet einen Panoramablick auf die Residenzstadt.

Foto: Alexander Stemplewitz

Blick auf das Schillerhaus vom Garten.

Das Schillerhaus. Foto: Tom Demuth

Bauernhäuser und Industrie an der Saale

Die Thüringer Bauernhäuser in Rudolstadt spiegeln in authentischer Weise das bäuerliche Leben im 19. Jahrhundert mit zahlreichen originalen Exponaten wider. Heute stehen sie am Heinrich-Heine-Park (Kleiner Damm 12) in Rudolstadt, das ist jedoch nicht der ursprüngliche Ort der historischen Hofanlage mit dem Unterhaseler (1667) und Birkenheider Haus (1700). Die vom Verfall bedrohten Wohn-Stall-Häuser wurden 1914/1915 an den Heimatstandorten Unterhasel und Birkenheide abgetragen und in Rudolstadt wieder aufgebaut. Das Gebäudeensemble der Bauernhäuser komplettiert ein Hoftor und eine Scheune, beide ebenfalls aus Unterhasel. Zu den Öffnungszeiten wird eine kleine Gastronomie mit Kaffee und Kuchen und erfrischenden Getränken angeboten. Seit dem 1. April sind die Türen für Besucher wieder eröffnet (montags geschlossen).

Interessant ist die Stadt auch als historischer Industriestandort. Die „Aelteste Volkstedter Porzellanmanufaktur„, gegründet im Jahr 1760, gilt tatsächlich als die älteste noch produzierende Porzellanfabrik Thüringens. Die Porzellanmanufaktur ist nur ein sehenswerter Ort der rund 340 Kilometer langen Thüringer Porzellanstraße, die sich entlang vieler Orte der Herstellung des „Weißen Goldes“ im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt schlängelt.

Am jährlichen Tag des Thüringer Porzellans auf der Leuchtenburg (1. und 2. April 2023) erfahren Besucher aus der Nähe viel über die Bedeutsamkeit des Kulturschatzes Porzellan:

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Bausteine aus Holz und Stein für Kinder und Senioren

Ebenfalls in Rudolstadt entstand um 1838 die Grundidee für die heutigen Anker-Steine, die auf den deutschen Pädagogen Friedrich Fröbel, Begründer der Spielpädagogik und Erfinder des Kindergartens, zurückzuführen ist. Kinder sollen mit Holzbausteinen in ihrem Fühlen, Denken, Erkennen angeregt und Motorik, Fantasie und Kreativität gefördert werden, so sein Gedanke. Durch diese Idee inspiriert entwickeln die Brüder Gustav und Otto Lilienthal 1875 eine Rezeptur zur Herstellung von Mineralbausteinen, die aus einer Mischung von Quarzsand, Kalk und Leinölfirnis gepresst werden. Mit der Materialänderung von Holz in Stein sollte ein echtes Baugefühl entstehen, sogar große Bauwerke können nun ohne Bindemittel aus den sich selbst tragenden Steinen gebaut werden. Heute gehört die neu gegründete Ankerstein GmbH zum Verbund der Arbeiterwohlfahrt Rudolstadt. Das Unternehmen wird als Inklusionsbetrieb geführt. Menschen mit und ohne Handicap produzieren nun gemeinsam die berühmten Bausteine.

Franziska Mörl, Vertriebsassistentin bei der heutigen Ankerstein GmbH, ist überzeugt, dass Kinder und ältere Menschen gleichermaßen vom Spielen mit den Ankersteinen profitieren. „Das Bauspiel trainiert dank geometrischer Formen und der besonderen Haptik die Hand-Auge-Koordination sowie logisches Denken und Balancegefühl. Einmal im Monat bieten wir Großeltern-Enkel-Tage an. An diesen Tagen kann in der Friedrich-Adolf-Richter-Schule einen Vormittag lang gemeinsam mit Ankersteinen frei gespielt werden. Mitarbeiter unseres Unternehmens unterstützen dabei“, so Mörl. Termin ist immer der erste Samstag im Monat. Nächster Termin für den „Großeltern-Enkel-Spieltag“ ist der 6. Mai. 2023. Das Schloß Moritzburg aus Ankersteinen gibt es ebenfalls als Modell (Preis ab 250,00 Euro pro Baukasten der insgesamt sieben Baubestandteile der Burg). In Sachsen sind die Ankersteine derzeit Teil der Sand-Ausstellung, die am 17. März 2023 erfolgreich im Deutschen SPIELEmuseum in Chemnitz gestartet ist.

Schön leben in Rudolstadt

Viel gibt es in Rudolstadt zu sehen und erleben. Davon überzeugt ist auch Bürgermeister Jörg Reichl: „Wenn man bedenkt, dass Rudolstadt nur 25.000 Einwohner hat, können wir wirklich stolz auf die vielen großen Veranstaltungen in unserer Stadt sein. Wir Rudolstädter sind gute Gastgeber und können auch gut feiern. Und das am Liebsten gemeinsam mit unseren Gästen. Wir hoffen, dass wir mit der Antragstellung für die Kandidatur der großen Region der Thüringer Residenzenlandschaft als Weltkulturerbe der UNESCO auch für Rudolstadt weitere Fördermittel erhalten, um an der Stadtsanierung zusammen mit dem Amt für Denkmalschutz weiterzuarbeiten. Neben unseren Großveranstaltungen sind unsere Highlights wie das Residenzschloss, das Theater, die Bauernhäuser, aber auch das riesige Erlebnisbad beliebte Besuchermagnete. Bei uns kann man nicht nur schön Urlaub machen, sondern auch schön leben.“

Diese Highlights erwarten Gäste in Rudolstadt im Jahr 2023

Zu den beliebten Veranstaltungen im Jahresverlauf zählt das Rudolstadt-Festival vom 6. bis 9. Juli 2023. Künstler aus fast 40 Ländern werden auf rund 30 Bühnen Weltmusik präsentieren. Länderschwerpunkt ist in diesem Jahr Kuba.

Das traditionelle Rudolstädter Vogelschießen, ist das größte Volksfest Thüringens. Schon der Dichterfürst Goethe liebte es und soll mit einem Mädchen aus dem Volke in der einen und mit einer Bratwurst in der anderen Hand über den Festplatz gelustwandelt sein. Sein Dichterkollege Friedrich Schiller gehörte sogar der Rudolstädter Schützengilde an und stellte 1788 fest: „Das Vogelschießen ist die einzige gesellschaftliche Anstalt im Jahr für den Hof und seine Stadtleute.“

Das 29. Altstadtfest vom 2. bis 4. Juni, eine vielfältige Restaurant- und Kneipenkultur, Vorstellungen im Thüringer Landestheater Rudolstadt sowie zahlreiche Aktivmöglichkeiten runden das Freizeitangebot ab.

Unser Geheimtipp: Genießen Sie den herrlichen Blick auf Rudolstadt bei einer Fahrt mit dem Riesenrad.

Anette Rietz

SZ-Lebensbegleiter Tipp:

Wussten Sie schon? Die Kulturabteilung der Thüringer Staatskanzlei hat sich im Oktober 2021 mit der Antragsabgabe für die neue deutsche Welterbe-Kandidatenliste (Vorschlagsliste) um den Titel UNESCO-Weltkulturerbe für die Thüringer Residenzenlandschaft beworben. In Thüringen liegen derzeit drei Stätten des UNESCO-Weltkulturerbes.

Sie möchten einen Ausflug nach Rudolstadt planen?

Für die Zimmervermittlung, Tickets, Stadtführungen und weitere Fragen können Sie sich an das Tourismusbüro wenden:

Tourist-Information
Markt 8
07407 Rudolstadt
Telefon 03672 486-440
E-Mail [email protected]
Internet tourismus.rudolstadt.de

Weitere Reisetipps in Thüringen und Sachsen finden Sie in unserem Wander-Reisetipp „Der Weg ist das Ziel„.

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