Suche
  1. Home
  2. /
  3. Alltagshilfen
  4. /
  5. Mit Opa eine WG...

Mit Opa eine WG gründen?

Vater und Sohn schauen auf das Ipad. Foto: Adam Gregor

Chemnitz – Lars Kilchert teilte sich mit Opa nicht nur die Miete, sondern auch den Alltag. „Ich sah ihn einen Beipackzettel lesen. Ohne Brille ging beim Kleingedruckten nichts mehr“, erzählt er auf der 3. Age Tech in Chemnitz. „Da dachte ich, warum gibt es keine App, die den Text ganz einfach vorliest?“, erinnert sich Kilchert. Er nennt es Hilfsbedürftigkeit und nicht Pflegebedürftigkeit. Und meint: „Was früher galt, ist heute anders.“ Nehmen die Bedürfnisse mit steigenden körperlichen Problemen im Alter ab? „Nein“, sagt Kilchert, „Die Menschen möchten selbstbestimmt so lange es geht im eigenen Wohnumfeld leben.“ Hilfsmittel sollten dabei nicht nur funktional gestaltet sein, sondern auch optisch zum Lebensstil passen. Auch der Wunsch nach einem tollen Urlaub bliebe übrigens bestehen. Erfahrungen, die der Mitgründer von pflege.de sammelte. Die Plattform für Pflege und Leben im Alter zählt mehr als 15 Millionen Besucher im Jahr. Damit hat Lars Kilchert seine Vision wahrgemacht. Er baute mit dieser Internetseite ein umfassendes Ökosystem für das Thema „Bedürftigkeit im Alter“ auf.

Auch Professorin Mariana Christen Jakob hat Menschen in der „3. Lebensphase“ im Blick. Die Schweizerin ist Mitgründerin und Präsidentin des Vereins Aktive Innovationen für Agile Seniors  (AIAS). Auf der 3. Age Tech referierte sie über digitale und soziale Innovationen für aktive Senioren und präsentierte eine aktuelle Befragung von 300 Menschen. Das Fazit der Sozialwissenschaftlerin: 80 Prozent möchten vor allem zu Hause wohnen bleiben, interessieren sich für neue Technologien, möchten gern Neues lernen und zeigten eine große Offenheit für Carsharing sowie e-Mobilität. Verblüffend: Im Bereich sportliche Aktivitäten liegen laut Umfrage die über 65- bis 74-Jährigen gleichauf mit den 15- bis 24-Jährigen.

Die Silver Generation fest im Blick

Älterwerden ist nicht nur auf Krankheit und Pflege zu reduzieren. Das machten die Redner auf der 3. Age Tech in Chemnitz deutlich klar. Sie sowie zahlreiche Start-ups stellten auch Ideen und Entwicklungen zur Prävention und sozialen wie digitalen Teilhabe vor.

Gesundheit, Wohlbefinden und Technologie werden immer mehr zur Grundlage für ein glückliches und selbstbestimmtes Altern. Daran ließ auch Michael Meier keinen Zweifel. Der Europachef von Fitbit | Google resümierte, dass Wearables global ein enormes Wachstum verzeichneten. Von diesen Computersystemen, die am Körper getragen werden, wie etwa Smartwatches, Earwear und Fitness-Tracker, wurden zwischen 2014 und 2020 laut Statista weltweit 445 Millionen Stück verkauft; davon knapp 6,8 Millionen in Deutschland. Tendenz steigend. Michael Meier sagt: „Verstärkt durch die Pandemie möchten immer mehr Menschen ihre Gesundheit verbessern“. Fitbit, das auf die Zielgruppe 55+ setzt, habe bereits mehr als 130 Millionen Gesundheits- und Fitnesstracker vermarktet. Mehr als 30 Millionen nutzten ihre eigene App, um Ernährung, Schlaf, sportliche Aktivitäten und vieles mehr zu kontrollieren. So könnte etwa ein siebenseitiger Gesundheitsbericht angefordert und schließlich auch gemeinsam mit dem Hausarzt als Langzeitübersicht ausgewertet werden. Da sich ältere Menschen manchmal etwas schwer mit Tracking tun, gebe es auch einen Healthy Fitness Tracker, der zur Bewegung motiviert. Schließlich erhöhe laut American Heart Association (AHA), ein aktiver Mensch seine Lebenserwartung um sieben Jahre. AHA wurde 1924 von einer Gruppe von Kardiologen gegründet und beschäftigt sich mit Herzerkrankungen.

Lars Kilcherts Opa hat keine Angst vor neuer Technik. Zwar ist die WG mit seinem Enkel längst aufgelöst. Kontakt hält er jedoch via WhatsApp und ist mit seiner Neugier auch für morgen gut gerüstet. Ganz so, wie es sein Enkel und Mitgründer von pflege.de sowie die Teilnehmer der 3. Age Tech in Chemnitz wünschen. Auf ihrer zweitägigen Konferenz und Messe dachten sie das Leben der reiferen Generation in all seinen Facetten und nutzen den demografischen Wandel als Chance.

Organisiert wurde die Veranstaltung vom Chemnitzer Unternehmen Q-HUB. Das Ziel: ein Reallabor für Start-ups und Innovationsteams der „Silver Economy“. Dabei wird Q-HUB im Rahmen des Modellvorhabens „Best Practice Gründungsökosysteme in den neuen Bundesländern“ durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.

Katrin Fiedler

Das könnte Sie auch interessieren