Sachsen ist bekannt für Hightech-Medizin. Aber der Gesundheit kann oft auch ganz ohne Operation oder aufwendige Hilfsmittel auf die Sprünge geholfen werden. Seit Jahrhunderten ist die Heilkraft des Wassers bekannt – und wird vielerorts genutzt.
Es klingt ein bisschen verzaubert; fast nach Märchen. Der idyllische Tannengrund in Liegau-Augustusbad am Stadtrand Radebergs birgt ein spannendes Geheimnis. Eines, das eigentlich gar nicht geheim ist, nur ziemlich vergessen: Hier sprudelt in einem kleinen Stollen Heilwasser. Und die heruntergekommenen und zugewucherten Gebäude gehören zum einstigen Augustusbad. Ein Heilbad, das den Namen August des Starken trägt. Das Wasser hier hilft unter anderem bei Diabetes. Entdeckt wurde deren Heilkraft vor vielen hundert Jahren eher zufällig. Und natürlich gibt es eine wunderbare Geschichte dazu: Nach einem schlimmen Stadtbrand sei der damalige Bürgermeister Radebergs mit einem Bergmann in den Tannengrund gestiegen, um nach ausreichend Steinen für den Wiederaufbau der Stadt zu suchen. Dabei seien sie auch in den kleinen Stollen gekommen, der Bürgermeister habe eine offene Wunde am Bein gehabt, geriet in den kleinen Bach – und die Wunde schloss sich fast beim Zusehen … Später verkaufte der Bürgermeister das Wasser sogar angewärmt als heiße Quelle. Marketing war schon damals offenbar alles …
Das Augustusbad ist schon seit fast 80 Jahren Geschichte. Aber Sachsen ist nach wie vor ein Land voller gesunder Heilquellen – und Heilbäder. Die sächsischen Staatsbäder beispielsweise haben im Vogtland eine Menge zu bieten. Mit dem legendären Radonbad punktet das erzgebirgische Schlema. Zudem gibt es quasi vor der Haustür in Ostsachsen jede Menge interessanter Bade-Möglichkeiten: in Altenberg im Osterzgebirge, in Bad Gottleuba-Berggießhübel, Bad Schandau oder Bad Muskau. Der Zusatz „Bad“ steht hier nicht ohne Grund. Hinzu kommen noch Luftkurorte, die auf Wasser und gesunde Luft setzen, wie Rathen in der Sächsischen Schweiz oder Jonsdorf im Zittauer Gebirge.
Sachsen hat eine enorme Wasservielfalt
Aber was macht das sächsische Wasser nun so gesund? Es ist wohl vor allem die Vielfalt. „Mineral- und Thermalwasser entfalten ihre Wirkung auf den menschlichen Organismus in unterschiedlicher Weise: Einerseits werden gezielt ihre spezifischen Inhaltsstoffe genutzt, andererseits ihre physikalischen Eigenschaften wie Wärme, Druck und die Erzeugung von Auftrieb“, beschreibt es der Sächsische Heilbäderverband. Und die Bäder in Sachsen können dabei tatsächlich mit an verschiedenen wichtigen Inhaltsstoffen reichem Thermalwasser aufwarten, aber auch mit Sole, Moor oder Radon, was eine wirkliche Besonderheit ist und mit dem leicht radioaktiven Gesteinen in Teilen des Erzgebirges verbunden ist. Natürlich spielen auch gesunde Luft und geprüfte Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle! Sie müssen also gar nicht so weit fahren, um ein gesundes Kurbad zu finden. Sachsen hält in Sachen Gesundheit aus und in der Wanne eine reiche Auswahl bereit. Und Mediziner raten, dieses Angebot auch regelmäßig zu nutzen – für den Körper, aber auch für die Seele.
Die 15 Kurorte und Heilbäder in Sachsen im Überblick
Altenberg
Luftkurort im Erzgebirge, Reha-Klinik Raupennest mit großer Bäder- und Saunalandschaft, Terrainwege, gut ausgebautes Wander- und Skigebiet.
Bad Brambach
Mineralheilbad / Sächsisches Staatsbad im Vogtland, stärkste Radon-Mineralheilquelle der Welt mit einzigartiger Zusammensetzung, mehr als 100-jährige Kurtradition, neues Radon-Therapiezentrum (2021), moderne Bade- und Saunalandschaft, historische Parkanlagen, Reha-Fachklinik.
Bad Düben
Moorheilbad im sächsischen Heideland: mehr als 100-jährige Heilbadtradition, orthopädisches Fachkrankenhaus, Reha-Klinik, Kur- und Wellnesszentrum HEIDE SPA, heilende Kräfte des Naturmoores.
Bad Elster
Mehr als 170-jährige Tradition als Mineral- und Moorheilbad / Sächsisches Staatsbad im Vogtland, schwerelos Schweben in der Soletherme Bad Elster, historisches Albert Bad mit modernem Therapie- und Wohlfühlzentrum sowie Bade- und Saunalandschaft, historische Parkanlagen mit Terrainkurwegen, König Albert Theater, Königliches Kurhaus, NaturTheater, medizinische Fachkompetenz in 6 modernen Reha-Kliniken, medizinische Forschung und Ausbildung.
Bad Lausick
Heilbad im sächsischen Burgenland: das natürliche Heilmittel ist ein Thermalwasser aus 1.300 m Tiefe, zwei Rehabilitationskliniken, Kur- und Freizeitbad RIFF.
Bad Muskau
Ort mit Moorkurbetrieb in der Oberlausitz: Seit 1823 ist die hervorragende Qualität des Bad Muskauer Moores weit bekannt. Solethermalquelle, Fürst Pückler Park, Kuranwendungen finden im Kurhotel Fürst Pückler statt.
Bad Schandau
Ältester Kneippkurort in der Sächsischen Schweiz: Noch zu Lebzeiten Kneipps entstand hier eine Kuranstalt im Sinne seiner naturgetreuen Lebens- und Heilweise.
Bad Schlema
Radonheilbad im Erzgebirge, Mittelgebirgslandschaft, Kurpark, hochmodernes Kurmittelhaus mit Gesundheitsbad und Wellnessoase.
Bad Gottleuba-Berggießhübel
Bad Gottleuba – Mineralheilbad, Berggießhübel – Kneippkurort: zwei Kurorte – ein Ziel: Wohlfühlen und Erholung im Elbsandsteingebirge.
Markneukirchen
Die Ortsteile Erlbach, Eubabrunn, Gopplasgrün und Wernitzgrün sind Luftkurorte im Gebiet des Naturparkes Erzgebirge/Vogtland direkt an der Grenze zu Tschechien mit Angeboten zum Wandern, Radfahren und Wintersport.
Kurort Jonsdorf
Luftkurort im Naturpark Zittauer Gebirge mit Angeboten zum Wandern, Radfahren, Wellness und Wintersport.
Kurort Oberwiesenthal
Die klimatischen Bedingungen und landschaftlichen Besonderheiten bieten Besuchern des Luftkurortes (1.215 m ü. NN) viele Möglichkeiten, rund um den Fichtelberg Energie und Kraft für den Alltag zu tanken.
Kurort Rathen
Luftkurort am Fuße der weltbekannten Bastei inmitten des Nationalparks Sächsische Schweiz, die Lage und das Relief des Landschaftsraumes begünstigen ein vielseitiges Terraintraining auf 10 Terrainwegen.
Warmbad
Heilbad im Erzgebirge: wärmste Thermalheilquelle im ältesten Bad Sachsens, seit über 600 Jahren wird das 26,5 °C warme Thermalwasser für Trink- und Badekuren angewendet.
Thermalbad Wiesenbad
Ort mit Heilquellenkurbetrieb im Erzgebirge: Reha-Klinik „Miriquidi“, Haltungs- und Bewegungsapparat, fluoridkohlensäure- sowie leicht radonhaltiges Wasser von 26 °C aus der Tiefe der Erde.
SZ-Lebensbegleiter-Tipp
Informationen rund ums Thema Kurbäder und Kuren in Sachsen gibt es unter anderem online hier: www.sachsen-tourismus.de (Stichwort Heilbäder) oder auch beim Sächsischen Heilbäderverband unter www.kursachsen.de. Beim Heilbäderverband finden Sie auch Informationen, wie Sie eine geeignete Kur finden und beantragen (Stichwort: Weg zur Kur).
Jens Fritzsche