Deutschland – Digitalisierung soll uns viele Dinge erleichtern, wenn man weiß, was es bedeutet und wie man sie in den verschiedenen Bereichen für sich nutzen kann. Im medizinischen Bereich können Ärzte jetzt digitale Anwendungen (Apps) auf Rezept verschreiben. Diese Medizin-Apps können zum Beispiel regelmäßig die Blutdruckwerte oder den Blutzuckerspiegel protokollieren, übergewichtigen Menschen beim Abnehmen helfen oder Patienten mit psychischen Problemen mit praktischen Übungen bei der Therapie begleiten. Die Kosten für diese digitalen Anwendungen, kurz DiGA, übernimmt die Krankenkasse. Sie werden von Ärzten und Psychotherapeuten auf Rezept verordnet.
Das Smartphone als Ergänzung zur Therapie
„Studien haben gezeigt, dass qualifizierte Apps oder Online-Anwendungen eine ärztliche Behandlung oft sinnvoll unterstützen können“, erklärt Maren Soehring von der IKK classic . „Wichtig ist jedoch, dass die DiGA auch wirklich einen therapeutischen Nutzen nachweisen können.“ Bevor sie verordnet werden dürfen, müssen die Programme deshalb – ähnlich wie Heilmittel und Medikamente – vom Bundesamt für Arzneimittel und Medizintechnik geprüft werden. Die ersten DiGA wurden bereits zugelassen: Seitdem können sich Tinnitus-Patienten die App „Kalmeda“ verschreiben lassen, das digitale Programm „velibra“ richtet sich an Menschen mit Angststörungen. „Die Liste der Apps auf Rezept wird sich kontinuierlich erweitern, sodass immer mehr Versicherte von der digitalen Unterstützung profitieren können“, so IKK-Expertin Soehring.
Dass Krankenkassen auf Apps setzen, ist nicht ganz neu. Seit Längerem übernehmen einige die Kosten etwa für Angebote zur Raucherentwöhnung oder Stressbewältigung. Wenn sie entsprechend qualifiziert sind, können die Kosten von den Kassen erstattet werden. Mit den Apps auf Rezept geht man noch einen Schritt weiter: Sie werden wie zum Beispiel auch Medikamente vom Arzt verordnet und dann automatisch von den Krankenkassen bezahlt.
Gemeinsam neue Wege gehen
Dass auch digitale Anwendungen in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen wurden, ist weltweit einmalig. Experten erhoffen sich zum Beispiel eine positive Auswirkung auf die sogenannte Compliance, also auf die Bereitschaft, aktiv an der Behandlung mitzuwirken. So haben Untersuchungen gezeigt, dass sich viele Patienten durch die digitale Unterstützung regelmäßiger mit ihrer Erkrankung beschäftigen und dementsprechend motivierter sind. Maren Soehring: „Die Apps auf Rezept sind für alle Beteiligten jedoch noch Neuland. Umso wichtiger ist es, die Versicherten in den kommenden Monaten umfassend zu informieren und bei der Suche nach geeigneten Apps und Digitalprogrammen zu unterstützen.“
AR/djd