In Sachsen gibt es über 1.000 Pflegeheime. Doch welches ist bezahlbar? Und wo stimmt die Qualität? Das unabhängiges Portal „Pflegelotse“ will die Wahl erleichtern.
Die Mutter von Marita L.* aus Dresden ist 95 Jahre alt. Bis vor drei Wochen kam sie noch gut alleine in ihrer Wohnung zurecht. Doch dann fand die Tochter die alte Dame nach einem Sturz blutüberströmt am Boden. „Mir wurde klar, dass sie Betreuung rund um die Uhr braucht“, so Marita L.
Etwa 310.700 Pflegebedürftige leben in Sachsen – Tendenz steigend. Suchen Angehörige wie Marita L. ein Heim oder einen Pflegedienst für sie, finden sie im Internet zwar jede Menge Informationen. Doch die meisten sind nicht unabhängig und Vergleiche mühsam. Die Ersatzkassen in Deutschland – TK, Barmer, DAK-Gesundheit, KKH, HKK und HEK – haben deshalb das Portal Pflegelotse.de entwickelt.
Das bietet der Pflegelotse
Derzeit finden Angehörige Informationen zu bundesweit rund 30.000 Angeboten – dazu gehören Pflegeheime, Einrichtungen für Tages-, Nacht- oder Kurzzeitpflege, ambulante Pflegedienste, Angebote zur Unterstützung im Alltag und häusliche Betreuungsdienste. In Sachsen sind dabei rund 710 voll- und 530 teilstationäre Einrichtungen sowie 1.200 ambulante Pflegedienste aufgelistet. Für Heime können der zu zahlende Eigenanteil und Qualitätsbewertungen abgerufen werden, ebenso die Zahl der Plätze. Wie viele davon aktuell verfügbar sind, wird aber nicht angezeigt. Auch Angaben zur Personalausstattung gibt es nicht.
Woher stammen die Daten?
Die Adress-, Struktur- und Preisdaten basieren auf den Verträgen zwischen den Pflegekassen und den Einrichtungen. Sie werden in der Regel zweimalwöchentlich aktualisiert. Die Qualitätsangaben im Pflegelotsen stammen aus der sogenannten Daten-Clearing-Stelle – eine Schnittstelle, die im Auftrag der Landesverbände der Pflegekassen eingerichtet wurde. Ursprünglich, um die Ergebnisse der Qualitätskontrollen in Heimen und bei Pflegediensten zu veröffentlichen. Inzwischen müssen Einrichtungen auch mitteilen, an welchen Tarifvertrag oder an welche kirchlichen Arbeitsrechtsregelungen sie gebunden sind.
So funktioniert die Suche
Eine Gesamtbewertung für ein Pflegeangebot finden Angehörige nicht. Das beste Heim oder den besten Pflegedienst zu finden, funktioniert also nicht. Nutzer können jedoch nach unterschiedlichen Kriterien filtern. Nach Eingabe der Postleitzahl zeigt der Pflegelotse zunächst alle Angebote in der Region an. Die Suche ist bis zu einem Umkreis von 50 Kilometern möglich.
Angehörige finden so heraus, welche Einrichtungen oder Dienste es in der Umgebung gibt. Gleich mit angezeigt wird die Höhe der Eigenanteile, die von den Bewohnern zu zahlen sind. Allerdings sind die Investitionskosten nicht enthalten.
So finden Sie ein passendes Heim
Wer die Suche weiter eingrenzen will, kann die Größe der Pflegeeinrichtung wählen – die Spanne reicht von „bis 40 Plätze“ bis zu „größer als 101 Plätze“. Bestimmen lässt sich auch, ob das Heim einen Pflegeschwerpunkt haben soll – 14 stehen zur Auswahl, darunter „Blinde und sehbehinderte Menschen“, Beatmungspflichtige Bewohner“ oder „Multiple Sklerose“. Zudem kann man wählen, ob bei dem künftigen Bewohner eine Mobilitätseinschränkung oder Demenz vorliegt. Schließlich können Angehörige entscheiden, wie wichtig ihnen das Abschneiden einer Einrichtung bei zwei externen Qualitätsbewertungen ist.
Diese Qualitätsdaten fließen ein
Jede voll- und teilstationäre Einrichtung wird mindestens einmal im Jahr vom Medizinischen Dienst Sachsen (MDS) geprüft. Dabei machen sich die Prüfer vor Ort ein Bild, ob die Einrichtung die vereinbarten Qualitätsstandards einhält und wie der Zustand der Bewohner ist. Stichprobenartig werden Pflegebedürftige in persönlichen Gesprächen zu möglichen Mängeln in der Versorgung befragt. Der gesamte Qualitätsbericht ist im Pflegelotsen hinterlegt. Bis 2019 bekamen die Heime am Ende Schulnoten, die nur wenig aussagekräftig waren.
Die neue Darstellungsform beruht nun auf drei Bereichen: Allgemeine Informationen, die Prüfergebnisse des MD sowie die Ergebnisse der sogenannten Qualitätsindikatoren. Hier fließt unter anderem ein, in welchem Umfang die Selbstständigkeit der Bewohner zum Beispiel bei der Körperpflege erhaltenwerden konnte oder wie häufig negative Ereignisse wie schwere Stürze oder Dekubitus auftreten. Jedes halbe Jahr schätzen sich die Heime diesbezüglich selbst ein und melden die Ergebnisse an die Daten-Clearingstelle. Die Ergebnisse werden mit dem Durchschnitt aller Einrichtungen verglichen – deswegen erfahren die Nutzer, ob ihre Wunscheinrichtung bei bestimmten Kriterien über, unter oder nahe dem Durchschnitt liegt.
So finden Sie den besten Pflegedienst
Deren Qualität wird ebenso wie bei Pflegeheimen mindestens einmal im Jahr geprüft. Im Mittelpunkt stehen dabei pflegerische Leistungen, ärztlich verschriebene pflegerische Leistungen wie etwa die Verabreichung von Arzneimitteln sowie Dienstleistung und Organisation. Die Bewertung erfolgt über Noten – von sehr gut (1,0) bis mangelhaft (5,0). Ein Teil der Prüfergebnisse wird mit dem sogenannten Transparenzbericht veröffentlicht, der für jeden Anbieter im Pflegelotsen abgerufen werden kann. Zusätzlich findet im Rahmen der Prüfung eine Kundenbefragung statt, die aber nicht in die Gesamtnote einfließt.
Kornelia Noack