DRESDEN/WOLTERSDORF – In einer idyllisch ausgebauten alten Sargtischlerei im Brandenburger Woltersdorf ist Malerin Maria Sibylla Ponizil (71) heute am Rand von Berlin zu Hause. Doch ihre Wurzeln reichen nach Dresden. Hier fand ihr Vater Karl Ponizil (†1989), geboren in Österreich-Ungarn, vor über 80 Jahren eine neue Heimat. Er hielt seine geliebte Elblandschaft auf zahlreichen Bildern, Skizzen und Zeichnungen fest. Sie sind bis 30. Oktober im Kulturzentrum Putjatinhaus (Meußlitzer Straße) zu sehen.
„Mein Vater studierte schon mit 15 Jahren an der Kunstgewerbeschule in Budapest – mit einem Sonderstipendium für Hochbegabte“, sagt seine Tochter stolz. Eine Studienreise führte Karl Ponizil 1939 nach Deutschland und Dresden, wo er sich niederließ und in seine spätere Frau Martha verliebte. Seine Kunstwerke sind anerkannt, seine Landschaften und Grafiken werden geschätzt.
Trotzdem ist Dresden auch der Ort, an dem Ponizil die dunkelsten Stunden erlebte. 1942 wird er wegen angeblicher Arbeitssabotage ins Gestapo-Gefängnis geschleppt. Seine Wohnung, direkt neben der Frauenkirche, wird in der Bombennacht 1945 vernichtet. Sämtliche Werke und Papiere verbrennen. In Kleinzschachwitz wagt er einen Neuanfang. In der DDR wird Ponizil wegen seiner politischen Ansichten aus dem Künstlerverband geworfen. „Das bedeutete natürlich große finanzielle Nachteile für ihn – zumal er eine große Familie mit fünf Kindern zu ernähren hatte“, weiß Maria Sibylla Ponizil.
Für die Ausstellung „Am Elbufer“ im Putjatinhaus hat sie Werke ihres Vaters herausgesucht, die einen Ausschnitt seines Schaffens als auch seine Verbundenheit mit der Elblandschaft zeigen. In 44 Jahren in Kleinzschachwitz entstanden zahlreiche Landschaftsbilder, viele Dresdner haben Ponizil beim Malen am Elbufer über die Schulter geschaut – und seine Gemälde auch erworben.
Die Ausstellung kann wochentags (Mo.-Mi./Fr., 8-15.30 Uhr; Do., 8-18 Uhr) besucht werden.