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Die drei Koordinatoren des Wünschewagens vom ASB Regionalverband Sachsen stehen vor dem Fahrzeug.
Wünsche von todkranken Menschen zu erfüllen, ist ein Herzensprojekt vom Team des ASB Regionalverbands Sachsen: Thomas Höhne, Lea Sellnau, Jennifer Müller

Letzte Wünsche wagen

Leipzig – Der Tod gehört zum Leben. Plötzliche Diagnosen von todbringenden Krankheiten können uns alle treffen. Dann ist der Schock groß. Oft genug hört man im Bekanntenkreis, dass auch jüngere Menschen schwer krank sind und nur noch eine geringe Lebenserwartung haben. Spätestens dann kommt auch bei uns der Gedanke auf: „Habe ich mir eigentlich alle Lebensträume erfüllt?“ Feiertage wie der Volkstrauertag, der Totensonntag oder Allerheiligen erinnern uns daran, dass das Leben endlich ist – leider auch unheilbare Krankheiten.

Um todkranken Menschen am Ende ihres Lebens einen Wunsch zu erfüllen, darum kümmert sich der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). Dafür gibt es einen Wünschewagen und ein Team, was mit Unterstützung vieler anderer Menschen wahr werden lässt, was Menschen in ihrer letzten Lebensphase noch erleben möchten. 

In Sachsen ist dieses ganz besondere Fahrzeug schon seit dem 1. Dezember 2016 unterwegs. Der Wünschewagen für Sachsen ist in Leipzig stationiert.

SZ Lebensbegleiter hat bei Wunscherfüllerin Jennifer Müller (34 Jahre) vom ASB Regionalverband Leipzig e.V. nachgefragt, was das Projekt für sie bedeutet:

Frau Müller, zunächst einmal Herzlichen Glückwunsch zum 7. Geburtstag des Wünschewagens vom ASB in Sachsen. Was bedeutet „der letzte Wunsch“ für Sie?

Vielen herzlichen Dank für die Glückwünsche. Es ist wahrlich ein wunderbares Projekt und für mich tatsächlich ein Herzensprojekt. Hauptberuflich komme ich aus der Pflege und habe im Hospiz gearbeitet, daher weiß ich, wie wichtig es für Menschen ist, friedlich sterben zu können. Dazu braucht es manchmal eben den letzten Wunsch, der dann auch in Erfüllung gehen kann.

Wie lange sind Sie bereits Teil dieses Projekts?

Ich war ab Juli 2021 ehrenamtlich beim Projekt Wünschewagen tätig und bin seit August fest angestellt als eine von zwei Koordinatorinnen des Wünschewagens.

Wie viele Anfragen für Wunscherfüllungen erhält der ASB pro Jahr? 

In Deutschland gibt es in jedem Bundesland mindestens einen Wünschewagen – aktuell sind es 23 Wünschewagen. Die Wunschanfragen und Wunschfahrten sind ähnlich wie bei uns in Sachsen.

Für dieses Jahr haben wir in Sachsen bis einschließlich November rund 173 Wunschanfragen. Nur jede vierte bis fünfte Anfrage wird dann auch tatsächlich zu einer Wunschfahrt. Wir versuchen, jeden Wunsch zu erfüllen, aber manchmal verschlechtert sich der Zustand schlagartig und die Person verstirbt vor der Umsetzung. Nicht jeder Wunsch ist schnell erfüllbar, auch wenn wir uns sehr bemühen.

Was bedeutet es für Sie, todkranken Menschen einen Wunsch zu erfüllen?

Es gibt mir innere Zufriedenheit und das Gefühl, Nächstenliebe bestmöglich leben zu können. Gerade heute, in dieser nicht mehr so schönen Zeit, ist es besonders wichtig, Menschen eine Freude zu machen. Gemeinsame Zeit und schöne Momente zu schenken, ist großes Glück für viele schwerkranke Menschen, aber auch deren Familien.

Es ist auch sehr wichtig für die Hinterbliebenen, die dann mit dem Tod des wünschenden Fahrgastes umgehen müssen. Sie können sich später immer an diesen glücklichen Moment erinnern, der noch bereitet werden konnte. Unser Credo ist, an dem Tag der Wunschfahrt die Krankheit mal in den Hintergrund zu schieben.

Ministerpräsident Michael Kretschmer hat 2022 die Schirmherrschaft für das Wünschewagen-Projekt des ASB in Sachsen übernommen. Wie ist das Projekt finanziert?

Der Wünschewagen wird nur durch Spenden finanziert und ehrenamtliche Mitarbeit getragen. Das Fahrzeug gehört dem ASB. Wir haben ein Krankentransportfahrzeug umgebaut, um auf die Bedürfnisse der wünschenden Fahrgäste eingehen zu können. Medizinische Vorrichtungen sind zwar vorhanden, aber die Geräte an sich sind im Wünschewagen hinter Rollläden versteckt. Das Fahrzeug ist bei uns auf der Rettungswache stationiert und kommt auch zum Einsatz, wenn wir zum Beispiel in Pflegeschulen oder bei öffentlichen Veranstaltungen wie beim „Tag der Sachsen“ für den Wünschewagen werben oder Spendenschecks öffentlich überreicht bekommen und natürlich hauptsächlich für die Wunschfahrten.

Was war der ausgefallenste Wunsch, den Sie oder Ihre Kollegen erfüllen durften?

Jeder Wunsch ist besonders und individuell. Für jeden hat der Wunsch eine andere Wertigkeit. Ganz oft wird gewünscht, nochmal an die Ostsee zu fahren oder einfach nur mit der Familie Kaffee zu trinken. Der Ort der Kindheit steht auch oft im Mittelpunkt. Aber es handelt sich um kleine Wünsche. Neulich hat ein älterer Herr seinen Baum im Friedwald ausgesucht und wir haben ihn dabei unterstützt.

Wie können Sachsen das Projekt „Wünschewagen“ vom ASB unterstützen?

Ehrenamtliche Tätigkeit ist für uns eine große Hilfe. Noch besser, wenn die Personen einen Führerschein Klasse C1 für LKWs besitzen, der für den Wünschewagen benötigt wird sowie eine medizinisch-pflegerische Ausbildung haben. Auch sehr wichtig ist das Weitererzählen über das Projekt Wünschewagen Sachsen. Daher ist die Öffentlichkeitsarbeit ein großes Muss. Doch am allerwichtigsten sind Geldspenden. Jede noch so kleine Spende kann schon einen Teil einer Wunschfahrt finanzieren, zum Beispiel ein Eis oder eine warme Mahlzeit für den Wünschenden während seiner Wunschfahrt oder eine Tankfüllung. 

Mit welchem Vorlauf müssen Wünsche angemeldet werden und wie ist der Ablauf? Werden Überraschungen von Familie und Freunden angefragt oder melden sich Schwerkranke selbst, um ihre Herzenswünsche umzusetzen?

Wunschanfragen können über unsere Internetseite, per Mail oder telefonisch an uns herangebracht werden. Oft sind unsere Kontaktpersonen für die Wunschanfragen Pflegekräfte/Sozialdienste von Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern, Hospizen, ambulanten Hospizdiensten. Doch auch Angehörige oder der Wünschende selbst nehmen mit uns Kontakt auf. Es herrscht ein stetiger Austausch zwischen dem Koordinatoren-Team und den Kontaktpersonen, damit der Wunsch in Erfüllung gehen kann und bestmöglich durchgeplant ist.

Natürlich hören und lesen wir zwischen den Worten, um zum Hauptwunsch noch kleine Nebenwünsche zu erfüllen, die während der Wunschfahrt als Überraschung eingeplant werden. Wir möchten für alle beteiligten Personen das Rundum-Sorglos-Paket bieten und bleibende, positive Erinnerungen schaffen. 

Wie unterstützt der ASB vor allem Senioren?

Der Arbeiter-Samariter-Bund hat sich neben der Wunscherfüllung schwerkranker Menschen zur Aufgabe gemacht, die Bevölkerung zu schützen und zu unterstützen in Form von Rettungsdienst, ambulante und teil- wie auch vollstationäre Pflege, Hausnotruf, Katastrophenschutz, Drohnenstaffel als Luftunterstützung oder zum Beispiel das Senioren-Cafè, was ältere Menschen betrifft.

Das Gespräch führte Anette Rietz.

SZ-Lebensbegleiter Tipp:

Der Wünschewagen Sachsen lässt für die Einwohner von ganz Sachsen letzte Wünsche wahr werden und ist in Leipzig stationiert. Der Innenraum des Rettungswagens wurde umgebaut, um Wünschende zu empfangen. Ansprechpartner sind Thomas Höhne, Jennifer Müller und Lea Sellnau.

So sind sie zu erreichen:

Der Innenraum vom ASB Wünschewagen zeigt ein Bett mit Sternen auf der blauen Bettdecke und ein Stofftier.

ASB-Regionalverband Leipzig e.V.

Zwickauer Str. 131

04279 Leipzig

Tel. 0341 – 686868

[email protected]

Wenn Sie den ASB Sachsen unterstützen möchten, interessiert Sie vielleicht auch dieses Projekt vom ASB Sachsen in Dresden: „Ehrenamtliche Fahrradfahrer für E-Rikscha gesucht„.

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