München – Nach Angaben der Bundesregierung (Stand: 2019) bekommen 51,4 Prozent der Altersrentner weniger als 900 Euro Rente. Der Verein „Ein Herz für Rentner e.V.“ arbeitet mit ehrenamtlichen Mitarbeitern, Kooperationspartnern und anderen sozialen Organisationen zusammen.
Der Hauptsitz des Vereins ist München. Gegründet wurde „Ein Herz für Rentner” heute vor genau sieben Jahren, nämlich am 14.12.2016. Sein Ziel ist es, in jedem Bundesland mithilfe der Unterstützung Ehrenamtlicher für Senioren direkte Ansprechpartner vor Ort zu haben. Seit Oktober 2019 gibt es bereits ein weiteres Büro in Köln, das für Rentner in Nordrhein-Westfalen Ansprechpartner ist.
Mehr Zuwendung, Menschlichkeit und Respekt für Rentner
Gründerin und 1. Vorstand Sandra Bisping wollte nicht länger tatenlos mit ansehen, dass Rentner heute häufig unter finanzieller Armut leiden müssen, da sie nur eine geringe Rente erhalten, obwohl sie ein Leben lang gearbeitet haben. „Sie hungern für eine neue Matratze, stürzen, weil sie schlecht sehen, und können sich keine neue Brille leisten“, so heißt es auf der Vereins-Webseite. „Flaschen sammeln, um zu überleben“, das darf nicht sein, findet Vereinsgründerin Bisping. Seit der Vereinsgründung im Jahr 2016 will sie mit ihren Mitarbeitern und ehrenamtlichen Unterstützern gegenüber Rentnern für mehr Respekt, Anerkennung und Würde im Alter sorgen.
SZ Lebensbegleiter hat mit Sandra Bisping über die Werte und Perspektiven des Vereins gesprochen.
Frau Bisping, Sie haben den Verein „Ein Herz für Rentner“ im Jahr 2016 gegründet. Was hat Sie dazu veranlasst?
Ältere Menschen lagen mir schon immer sehr am Herzen. Ich hatte ein sehr inniges Verhältnis zu meinen Großeltern. Ich finde es so schlimm, wenn Senioren im Alter um ihre Existenz kämpfen, anstatt ihren Ruhestand nach einem arbeitsreichen Leben genießen zu können. Nach meiner Karriere in der Medienbranche gab ich meinem Leben schließlich einen Richtungswechsel und gründete den Verein. So kann ich substanziell Senioren in Not unterstützen.
Die zunehmende Digitalisierung ist für ältere Menschen oft ein Problem. Wie tritt Ihr Verein an die bedürftigen Rentner heran? Häufig verhindert Scham vor der eigenen finanziellen Lage die Senioren, sich selbst um Hilfe zu kümmern.
Ja, beides ist oft ein Problem. Daher suchen wir den Kontakt zu Seniorenberatungsstellen, Sozialämtern, Alten- und Servicezentren, Ärzten etc., stellen unsere Arbeit vor und verteilen dort unsere Flyer. So können diese Stellen den Senioren unseren Kontakt geben. Wir arbeiten auch mit der Presse zusammen, sodass sowohl die Senioren als auch die Spender über Print und Fernsehen von uns erfahren.
Zum Thema Scham: Wir kommunizieren voller Verständnis und Empathie mit den Senioren, die sich verzweifelt und hilfesuchend an uns wenden. Den ersten Schritt müssen sie allerdings selbst tun. Aber wenn sie sich einmal durchgerungen haben, uns anzurufen, können wir ihnen mit Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl die Scham nehmen. Ich habe ja den Verein genau dafür gegründet: um zu helfen. Und wer einmal bei uns aufgenommen wurde, wird immer wieder unterstützt, nicht nur einmalig.
In welcher Form unterstützt der Verein konkret die Senioren?
Wir unterstützen die Senioren finanziell. Die Rente reicht oft nicht einmal für das Nötigste, etwa den Kühlschrank bis Monatsende mit Lebensmitteln zu füllen. Jede Sonderanschaffung wie eine neue Matratze oder eine neue Brille sprengt das Budget. Wir übernehmen daher die Kosten für Waschmaschinen, Zahnbehandlungen, Medikamente, Reha-Maßnahmen Lebensmittel, Betten, Kleidung, Deutschlandtickets, Fernseher und vieles mehr.
Senioren, die in Armut leben, verlieren häufig als Konsequenz den Kontakt zu anderen Menschen und vereinsamen. Was bietet der Verein „Ein Herz für Rentner“ älteren Menschen an, um der Vereinsamung entgegenzuwirken?
Wir veranstalten alle zwei Wochen einen Kaffeeklatsch und Chorsingen. Denn Altersarmut geht oft mit Einsamkeit im Alter einher. Beim gemeinsamen Kaffeetrinken oder Singen können sie neue Kontakte knüpfen, Freundschaften schließen und ihre Sorgen einmal ausblenden. Darüber hinaus bieten wir beispielsweise auch Theater-, Biergarten-, Oktoberfest- oder Kinobesuche an.
In Köln gibt es mittlerweile einen zweiten Sitz des Vereins. Haben Sie bereits weitere Standorte in Deutschland in Planung, zum Beispiel in Sachsen?
Wir haben in Hamburg Kontakte zu ehrenamtlichen Unterstützern aufgebaut, die gerade dabei sind, Kaffeeklatsch und Chor zu etablieren. Wir werden peu à peu auch in anderen Städten einen Stamm an Ehrenamtlichen aufbauen, die zum einen Veranstaltungen organisieren und begleiten, als auch als Ansprechpartner vor Ort für die Senioren da sind. Für das nächste Jahr haben wir noch kein konkretes Timing, wann welche Stadt „dran ist“. Finanziell unterstützen wir aber deutschlandweit.
Wie ist genau der Ablauf, wenn Unterstützer in ihrer Stadt, zum Beispiel in Sachsen, ehrenamtlich helfen möchten?
Geht es darum, Unterstützer zu finden, die sich um Veranstaltungsorganisation kümmern und/oder als Ansprechpartner vor Ort fungieren, treffe ich die Interessenten in der jeweiligen Stadt. So können wir uns erst einmal gegenseitig kennenlernen und das Prozedere, Verfügbarkeiten, Aufgaben etc. absprechen. So lief es zuletzt in Hamburg sehr erfolgreich, denn zwei Ehrenamtliche kümmern sich dort jetzt um Kaffeeklatsch und Chor.
Eine unverbindlichere Möglichkeit der Unterstützung besteht darin, dass Interessenten unsere Flyer in ihren Städten verteilen, die wir Ihnen per Post zukommen lassen. Das ist ebenfalls ein sehr wertvoller Dienst für unseren Verein, denn so haben schon viele bedürftige Senioren von uns erfahren.
Gibt es spezielle Projekte für die Weihnachtszeit und das neue Jahr? Gerade der Jahreswechsel ist für viele Senioren eine traurige Zeit, wenn sie keine Familie oder Unterstützung haben.
In Köln und in München laden wir „unsere“ Senioren zu stimmungsvollen Weihnachtsfeiern mit leckerem Essen, Geschenken und Weihnachtssingen ein. Das ist jedes Jahr eine große Freude für die Rentner.
Das Gespräch führte Anette Rietz.
SZ-Lebensbegleiter Tipp:
EIN HERZ FÜR RENTNER E.V.
EIN HERZ FÜR RENTNER E.V. bietet bundesweit Senioren ab 58 Jahren, deren Rente zwischen 500 und ca. 960 Euro liegt, finanzielle Unterstützung an. Sie haben ein Leben lang gearbeitet und in die gesetzliche Rentenkasse eingezahlt, Kinder großgezogen und dennoch reicht Ihre Rente nicht zum Leben aus? Oder Sie beziehen Erwerbsminderungs-, Erwerbsunfähigkeits- oder Witwenrente zwischen 500 und 960 Euro? Sie haben ein Herz für Rentner in Armut und möchten den Verein ehrenamtlich in Ihrer Stadt oder finanziell unterstǘtzen? Hier finden Sie die Kontakte:
Wenden Sie sich an Frau Sandra Bisping (Foto) und ihr Team, sie werden Sie gerne beraten.
Hauptsitz München:
Am Kartoffelgarten 12
81671 München
Tel.: 089 – 413 22 90
Fax: 089 – 413 22 92
E-Mail: [email protected]
Schon eine kleine oder auch einmalige Spende hilft bedürftigen Rentnern.
SPENDENKONTOS des Vereins „Ein Herz für Rentner e.V.“:
Stadtsparkasse München
IBAN: DE03 7015 0000 1004 6597 67
BIC: SSKMDEMMXXX
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Sparkasse KölnBonn
IBAN: DE70 3705 0198 1934 9935 67
BIC: COLSDE33XXX
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