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Zeichnung von einer hingefallenen Frau mit Schwerzen und Grafik Knochenbruch.
Vorsicht vor Stürzen, bei Osteoporose brechen dann die Knochen besonders schnell. Foto: StockAdobe/Katie

Wie geht gesundes Altern, Herr Professor?

Dresden – Knochen sind im permanenten Umbau begriffen. Schließlich müssen Gebrauchsspuren repariert, muss das Skelett immer wieder den Gegebenheiten angepasst werden. Passiert das nicht, ist die Stabilität passé. Brüche drohen – vor allem im Alter. Das klingt nach Verfall und ist frustrierend. Aber weil es das Wasser des ewigen Lebens nun mal nicht gibt, sollten wir versuchen, gesund zu altern.  

Wie das funktionieren kann, das möchte Professor Lorenz Hofbauer herausfinden. Er ist einer der führenden Forscher auf dem Gebiet der Knochenstoffwechsel-Erkrankungen – weltweit. Kein Wunder, dass in seinem Büro ein Modell von Knochen steht, besser gesagt: ein Querschnitt. Schließlich fasziniert das so wichtige Gerüst, was einen Menschen trägt, den ausgewiesenen Experten für Altersmedizin.

Lorenz Hofbauer weiß, dass vor allem im Alter Muskeln sehr wichtig sind und etwa gut trainierte Oberschenkel vor Stürzen schützen. Vielleicht auch deshalb steht er regelmäßig in seinem Büro auf einer Vibrationsplatte.  

Professor Lorenz Hofbauer leitet das Zentrum für Gesundes Altern am Universitätsklinikum Dresden und ist Ärztlicher Direktor der Fachkliniken Radeburg – ein vom Freistaat Sachsen anerkanntes Zentrum für Altersmedizin. 

Was können wir gegen Knochenalterung tun? Wir haben den Biomediziner gefragt:

Professor Hofbauer, wie geht es Ihren Knochen? 

Danke, sehr gut. Ich tue viel für meine Muskeln und Knochen sowie Herz-Kreislauf getan. Morgens esse ich oft Müsli mit Joghurt, und ich treibe dreimal die Woche Sport.

Unsere Knochen sind von Muskulatur, Blutgefäßen und Nerven umgeben. Das ist aber nur die äußere Hülle. Wie sieht es innen aus? 

Innen findet ein starker Austausch statt. Unser Skelett ist ein komplexes System und wird ständig umgebaut.  

Das Altern von Knochen – können wir uns das wie bei einem alten Baum vorstellen? Außen sieht er gut aus, aber weil das Material innen schwach ist, stürzt er bei einem Sturm schneller um? 

Unser Knochengerüst erneuert sich ungefähr aller sieben Jahre. Das ist wie eine Sanierung bei einem laufenden Betrieb. Denn das entzündungsvermittelnde Protein Rankl regt die Knochenfresszellen im Körper an. So werden andere Knochen aufbauende Zellen erneuert.  

Sie sagen, dass die Muskulatur für den Halteapparat eine sehr wichtige Rolle spielt. Warum? 

Weil sie uns hält. Bei über 65-jährigen Menschen stürzt jeder Zweite einmal im Jahr. Sind die Verletzungen größer, kann es passieren, dass der Patient lange liegen muss. Bei einer absoluten Ruhe von sechs Wochen werden 40 Prozent unserer Muskeln und 15 Prozent der Knochen abgebaut.  

Wie kann ich mich generell vor solch’ einen Abbau schützen? 

Durch tägliche Bewegung. Denn vor allem im Alter sind Muskeln sehr wichtig – vor allem im Oberschenkel. Sind sie gut trainiert, schützt mich das vor Stürzen. Zu Hause hilft ein Training beispielsweise mittels einer Vibrationsplatte. Wandern Sie! Tanzen Sie! Und steigen Sie Treppen! 

Gesundes Altern – das klingt vielversprechend. Machen wir’s konkret: In welchem Alter beginne ich, vorzubeugen, und was sind die wesentlichen Punkte, auf die jeder Mensch achten kann? Bitte verraten Sie uns Ihren Geheimtipp? 

Eigentlich beginnt es schon im Kindergarten. Aber es ist nie zu spät. Zahnpflege, Essgewohnheiten, Lebenshaltung, Bildung, soziale Kontakte, all das gehört dazu. Viele Menschen gehen ihre gesundheitlichen Probleme meistens in den 50ern an. Impfstatus, Vorsorgetermine, aber auch Freunde um mich herum, die als Korrektiv dienen, das alles ist in Summe wichtig. Man muss sich auch an Dingen erfreuen können. Das macht widerstandsfähig. Mein Geheimtipp? Immer in Bewegung bleiben – körperlich und geistig!

Hilfreich soll auch die Einnahme von Vitamin D sein. Doch da gibt es unterschiedliche wissenschaftliche Positionen. Wie ist Ihre? 

Wenn die Sonne sich selten blicken lässt, mangelt es uns an Vitamin D im Körper. Das ist eine häufige, aber nicht die einzige Ursache für Stürze. Dieser Mangel lässt Knochen brüchig werden und begünstigt die Sturzgefahr.  

Können Sie uns genauer erklären, warum Licht und Sonne so wichtig sind? 

Die UVB-Strahlung der Sonne bringt 25-Hydroxy-Vitamin D3, die im Fettgewebe unseres Körpers gespeichert werden. Daraus produzieren Nieren und Leber Calcitriool. Das ist eine Art Vitaminhormon mit einer sehr breiten und regulierenden Wirkung. Es hilft etwa dabei, wenn Darm und Nieren dafür sorgen Kalzium und Phosphat im Körper zu speichern. Sie sind wichtige Baustoffe für Zähne und Knochen und Lieferanten für Muskeln, Nerven und Herz. 

Was ist der Unterschied zwischen Vitamin 2 oder 3? 

Das 2er ist pflanzlichen Ursprungs, das 3er ist vor allem tierischen Ursprungs und ein wenig stärker. Dazu ein Vergleich: Sie müssten täglich 300 Gramm fetten Fisch oder 16 Eier essen oder aber 20 Liter Milch trinken. Das ist nicht zu schaffen. 

Kann ich dennoch durch eine gesunde Ernährung gegensteuern? Was empfehlen Sie? 

Es gibt nichts, was eine gesunde Ernährung ersetzt. Nahrungsergänzungsmittel können keine Verfehlungen kompensieren. Nahrung im Alter sollte hochwertiger sein. Man sollte Kleinere Portionen, hochwertiges oder pflanzliches Eiweiß, Mischkost, die bekömmlich ist, zu sich nehmen. Das Essen sollte schmecken und abwechslungsreich sein. Die Faustregel: lokale und saisonale Produkte einkaufen.

Wie kann ich frühzeitig erkennen, ob ich Osteoporose habe oder dazu neige? 

Lassen Sie Ihre Knochendichte regelmäßig messen und ein Blutbild machen.  

Wie kommt es zu Osteoporose? 

Der bereits oben erwähnte körpereigene Entzündungsstoff Rankl greift die Knochen an. Sie werden dünner, porös und anfälliger für Brüche. 

Im UniversitätsCentrum für Gesundes Altern wurde vor einigen Jahren erstmals Denosumab eingesetzt. Welche Vorteile hat dieses biotechnologisch hergestellte Osteoporose-Medikament? 

Mögliche Nebenwirkungen sind auf ein Minimum gesunken. Weil das Medikament die Wirksamkeit von Rankel für etwa sechs Monate ausschaltet, injizieren wir unseren Patienten nur zweimal im Jahr das Medikament unter die Haut. Bislang mussten unsere Patienten täglich oder wöchentlich Tabletten einnehmen. Die sind oftmals schwer verträglich.

Osteoporose ist zwar nicht heilbar, aber heute eine der am besten behandelbaren Alterskrankheiten.

Das Gespräch führte Katrin Fiedler.

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