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Erzgebirge: Silicon Valley der Neuzeit in Sachsen

Der Denkmal-Komplex "Saigerhütte Olbernhau-Grünthal" gilt als einzigartiges Zeitzeugnis des Hüttenwesens der Buntmetallurgie aus dem Jahre 1537. Foto: Stadt Olbernhau/Udo Brückner

Erzgebirge/Sachsen – Weite Fichtenwälder, romantische Täler, etliche Talsperren und immer wieder Berge, die im Winter mit ihren Liftanlagen zum Rodel- und Skiparadies werden, so kennt man das Erzgebirge, eine der landschaftlich reizvollsten Regionen Deutschlands in Sachsen und Böhmen. Gut 850 Jahre drehte sich hier alles um den Bergbau, nicht nur unter Tage. Unterirdische Schätze wie Silber, Zinn, Kobalt, Eisen und Uran haben einst Sachsens Herrscher reich gemacht, aber auch eine einzigartige Kultur und ein Lebensgefühl unter den Menschen dieser Region geschaffen. Auch andere Metalle wie Eisen, Blei und Kupfer wurden zutage gefördert. Seit 2019 ist die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří Welterbe der UNESCO.  

Die Wiege des modernen Bergbaus  

Bergbau bedeutet, sich mit technischen Herausforderungen auseinanderzusetzen. Dies gelang den Bergbau-Ingenieuren im Erzgebirge so gut, dass aus der Mittelgebirsregion im 16. Jahrhundert ein technologischer Hotspot wurde. Die montanindustrielle Prägung des Gebiets ist unübersehbar.  Einzigartig in Europa ist das Areal der Saigerhütte, das zur Silbergewinnung aus silberhaltigen Kupfererzen 1537 gegründet wurde. Das fast vollständig erhaltene Gelände beherbergt neben Wohngebäuden, Gastronomie (Hüttenschänke, Brauhaus) und Freizeiteinrichtungen (Stockhausen, Kraftwerk, Bowlingbahn) auch sechs Gebäude, die das Museum Saigerhütte bilden.

Bei Führungen können Teilbereiche des Museums besichtigt werden: die Historie der Saigerhütte im Zimmerhaus, die Verbreitung des Grünthaler Dachkupfers in der Neuen Faktorei, ein Arbeiterwohnhaus, den Althammer mit voll funktionstüchtigem Hammerwerk, die Laube des Faktors und die Ausgrabungen der einstigen Schmelzhütte.

Die historischen Gebäude des Museums Saigerhütte bezeugen die Bedeutung des hier einst durchgeführten Saigerverfahrens. Beim Saigern handelt es sich um ein altes metallurgisches Verfahren bei dem Silber aus Kupfer extrahiert werden kann. Dies geschieht mit Hilfe von Blei. Nicht nur das so gewonnene Silber ist wertvoll, auch die Qualität des Kupfers wird entscheidend verbessert.  Foto: Museum Saigerhütte Grünthal in Olbernhau

Innovationen, die um die Welt gingen 

Das besondere Grünthaler Dachkupfer krönte 400 bedeutende Bauten in ganz Europa wie etwa den Stephansdom zu Wien, den Petersdom in Rom, den Dom zu Berlin, das Rathaus in Hannover oder auch den Dresdner Zwinger. Im Museum Saigerhütte Grünthal in Olbernhau wird Besuchern Hintergrundwissen zur Hüttengeschichte durch Filme und Rekonstruktionen über das historische Saiger-Verfahren vermittelt.  

2024: Fünf Jahre Welterbe der Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří

Am 6. Juli 2024 jährt sich zum 5. Mal die Ernennung der Montanregion Erzgebirge/ Krušnohoří zum UNESCO-Welterbe. Aus diesem Anlass werden über das ganze Jahr verschiedene Veranstaltungen stattfinden.

Im Mittelpunkt der Veranstaltungen steht am Welterbetag 2. Juni 2024 die Saigerhütte Grünthal. Auf dem historischen Gelände werden sich die Welterbestätten präsentieren. Das Highlight: Es wird gesaigert wie vor 400 Jahren. Durch den Nachbau des historischen Saigerherdes kann dieses Handwerk nun wieder bei besonderen Anlässen gezeigt werden. Auch Musik steht auf dem Programm: 150 Musikanten von drei sächsischen Bergkapellen werden sich zu einem Welterbe-Konzert treffen. Auf das feierliche Finale des 5. Welterbetages 2024 kann man jetzt schon gespannt sein: Die große Bergparade zur Saigerhütte mit 750 Berg- und Hüttenleuten des Sächsischen Landesverbandes der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine e.V..

Jörg Klaffenbach, Bürgermeister von Olbernhau, ist begeistert vom Programm: „Für uns in Olbernhau hat diese Veranstaltung in der Saigerhütte eine besondere Bedeutung, denn vor fünf Jahren fanden hier die offiziellen Feierlichkeiten zur Ernennung des Welterbes statt. Gleichzeitig begeht unsere Saigerhüttenknappschaft mit ihrem Musikkorps den 30. Jahrestag ihrer Wiedergründung. Wir freuen uns, Gastgeber zu sein für Berg- und Hüttenmännische Traditionen und gelebtes Welterbe der gesamten Montanregion. Wer einmal in Olbernhau ist, sollte das Stadtmuseum, das Heimatmuseum Dörnthal und das Theater Variabel besuchen sowie die zahlreichen Wander- und Radwanderangebote in der herrlichen Natur der Stadt kennenlernen.“

Verlosung

Glücksorte im Erzgebirge – ein Reisebuch 

Zur Autorin:

Die Autorin Christine Fischer ist im Osterzgebirge aufgewachsen und mit der Region eng verbunden. Ob Schaubergwerke, Lehrpfade, Schlösser oder Museen – sie alle spiegeln den Fleiß und den Erfinderreichtum der Menschen wieder. Für Fischer ist das Erzgebirge eine Schatztruhe, die jeder für sich öffnen kann. Gewinnen Sie eines der drei Reisebücher “Glücksorte im Erzgebirge- Fahr hin und werd‘ glücklich“ und durchstreifen Sie mit Hilfe informativer Zeilen von Christine Fischer 80 Orte, die zu ihren Glücksorten im Erzgebirge zählen. Das Buch ist erschienen im Droste Verlag, 168 Seiten, EUR 15,99 (D), ISBN 978-3-7700-2426-1. 

SZ-Lebensbegleiter verlost drei Exemplare des Reisebuchs “Glücksorte Erzgebirge.“

Sie können ein Exemplar gewinnen, wenn Sie uns bis zum 10. November 2023 folgende Frage beantworten: „Wie heißt die typische Speise aus neun Bestandteilen?“ Bitte senden Sie die Antwort mit dem Betreff „Glücksort Erzgebirge“ und Ihrer Postanschrift an folgende E-Mail-Adresse: [email protected].

Glücksorte im Erzgebirge – Fahr hin und werde glücklich! 

Christine Fischer erzählt in ihrem Reisebuch „Glücksorte – Erzgebirge“ von vielen Orten und Traditionen, die einem nicht sofort beim ersten Gedanken an die Region im Mittelgebirge in den Sinn kommen. Das Erzgebirge ist jedoch ein Reiseziel für das ganz Jahr, so viel wird klar, wenn man sich durch die 168 Seiten des Buches blättert. Wanderungen, Besuche bei Kunsthandwerkern wie bei Emil Helbig in Pockau-Lengefeld, Spinnstuben in Schäferein, Wander-Reitbetriebe, Reifendrehen im Spielzeugdorf Seiffen, das Lohgerber Museum in Dippoldiswalde, das Eisenbahnmuseum in Schwarzenberg oder die Deutsche Raumfahrtausstellung in Muldenhammer zeigen eine riesige Bandbreite an Freizeitaktivitäten für jede Altersgruppe.  

Ein Engel aus dem Erzgebirge wird als Weihnachtsschmuck bemalt.

Der Grünhainichener Engel® erhält seinen elften Punkt. Foto: TVE/ ruemmlerfotografie

Die Kunst des Heuwebens zeigt das Heimathaus Clausnitz. Foto: TVE/Bernd März

Räucherkerzenherstellung. Foto: TMGS mbH/Daniel James Clarke

Kammweg-Reifendrehwerk im Spielzeugdorf Seiffen. Foto: TVE/Greg Snell -snellmedia.com

Karl May – neue Erlebniswelt zum Kultautor 

In der Regel besuchen Karl-May-Fans das gleichnamige Museum in Radebeul, seinem letzten Wohnort. Seit 1985 wird in Hohenstein-Ernstthal, der Geburtsstadt Karl Mays, mit einem Museum an den Dichter erinnert. Zur Freude aller Karl-May-Fans wurde hier im Juni 2022 ein Neubau, das Karl-May-Haus, eröffnet. Es versteht sich gleichermaßen als Literaturmuseum und Forschungsstätte und bindet Karl Mays Geburtshaus in das museale Erlebnis ein. „Die ständige Ausstellung vermittelt ein realistisches Bild vom Leben und Wirken Karl Mays, räumt mit Mythen auf und widerlegt Vorurteile“, so die Autorin.  

So isst man im Erzgebirge 

Viele Gasthäuser laden im Erzgebirge zu einem angenehmen Ausklang des Tages ein. Dazu zählt auch das historische Gasthaus Zur Linde in Großolbersdorf. 1501 wurde es das erste Mal urkundlich erwähnt. Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus liegt etwas versteckt, aber der Weg lohnt sich. Nicht nur Stammgäste notieren sich den 11. November als festen Termin. Schließlich beginnt dann die Gänsebratensaison in diesem Lokal.  

Interessantes über den erzgebirgischen Volkshelden Karl Stülpner erfährt man ganz in der Nähe im Dorfmuseum Sättlerhaus auf der Schulstrasse 16. Zahlreiche Orte im Erzgebirge erinnern an den mutigen Mann, der sich dem Alleinanspruch zur Jagd der Adligen widersetzte und für die Armen wilderte, um so die Hungersnot zu stillen. 

Auch das mittelalterliche Schloss Wolkenstein hat mit der Schankwirtschaft „Zum Grenadier“ einen Gastraum, der einer Zeitreise ins 19. Jahrhundert gleichkommt. Knarrende Holzdielen, historische Gegenstände, mit Tierfellen belegte Holzbänke und rustikale französische und regionale Menüs erinnern an die Zeiten, in denen sich sächsische Soldaten gegen Napoleon verteidigen mussten.  

Essen wie von Omas Herd: das Neinerlaa 

Eine ganz besondere Tradition zur Weihnachts- und Adventszeit ist das Neunerlei-Mahl vor und nach den Feiertagen. Da die Einwohner im Erzgebirge trotz der Bodenschätze recht arm waren, entstand schon im 18. Jahrhundert die Tradition, dem Wunsch nach einem besseren Jahr mit einem Essen Ausdruck zu verleihen. Die Hausfrauen sparten, um jedem ihrer Lieben an diesem Abend neun kleine verschiedene Kostproben aus ihrer Speisekammer zuzubereiten, bei der jede Speise für einen bestimmten Wunsch stand. Eine schöne Idee, die vom Ratskeller zum Neinerlaa in Annaberg-Buchholz längst das ganze Jahr über aufgegriffen wurde, denn Brauchtum soll lebendig bleiben. „Das Neinerlaa wurde in der Region verschieden zusammengestellt, auch der Wunsch zu den Speisen weicht ab, je nach Bedarf und Region. Serviert wurde es in einzelnen Schalen, die in der Mitte auf dem Tisch standen. Für den unangemeldeten Gast wurde oft noch eine extra Schale hingestellt,“ erzählt Matthias Singer, Inhaber vom Ratskeller.

Der Ratskeller präsentiert den Neinerlaa-Teller folgendermaßen: „Semmelmilch steht für ein gutes neues Jahr oder auch Schönheit. Der Selleriesalat symbolisiert Fruchtbarkeit. Linsen sorgen dafür, dass das kleine Geld im neuen Jahr nicht ausgeht. Bratwurst ist Symbol für Kraft und ein langes Leben; die Klöße für die großen Taler; das Rotkraut oder das Sauerkraut steht für langes Stroh und damit für eine gute Ernte im neuen Jahr. Bratapfel oder Apfelmus sollen schmerzfreie Stunden, also Gesundheit, bringen. Die Rote Beete als Beilage macht rote Wangen. Geflügel wie Ente oder Gans in der Mitte, soll für den Höhenflug ins neue Jahr hinein sorgen. Wird Kaninchen gewählt, soll das Jahr gut laufen. Der Schweinebraten ist natürlich ein Symbol für Glück. Ganz wichtig: Unter dem Teller muss ein Glücks-Cent liegen, damit das Geld im Haus bleibt.“

Diese und viele andere Traditionen sind im Erzgebirge erhalten geblieben oder werden in Familien, Geschäften, Betrieben und Lokalen wieder zum Leben erweckt. Die Mischung ist bunt, jede Jahreszeit hat ihren besonderen Reiz. Im Winter sorgen niedrige Temperaturen für reichlich Schnee, der die Montanregion zum Glitzern bringt. Die weihnachtliche Stimmung ist hier tatsächlich wie im Bilderbuch.

Zum Abschluss noch ein weiterer Buchtipp aus dieser Reisebuch-Serie vom Droste Verlag: Glücksorte in der Sächsischen Schweiz, von Katrin Schlömer. Warum die Sächsische Schweiz auch ein nachhaltiges Reiseziel ist, lesen Sie in unserem Beitrag „Nachhaltige Reiseziele liegen im Trend.“

Anette Rietz 

SZ-Lebensbegleiter Tipp:

Wer Urlaub in der Welterbe-Region Erzgebirge plant, kann sich an den Tourismusverband wenden:

Tourismusverband Erzgebirge e.V.

Adam-Ries-Str. 16

09456 Annaberg-Buchholz

Tel. 03733 188000

www.erzgebirge-tourismus.de

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