Deutschland – Sommer, Sonne und das Surren der Stechmücken. Wer kennt das nervige Geräusch nicht? Stichfrei durch die warme Jahreszeit zu kommen, gleicht einem Wunder. Manch einen erwischt es schlimmer als den anderen. Vor allem das erst regnerische und dann warme Wetter zieht die Biester geradezu an. Dass Stechmücken im Ökosystem eine wichtige Rolle spielen, interessiert uns meistens nach dem ersten Stich wenig. Doch sie bilden mit ihren Larven eine wichtige Beute für Fische und Vögel, so heißt es beim Naturschutzbund Deutschland e.V., kurz NABU. Sie bestäuben Blüten, so wie Bienen und Schmetterlinge.
Der Stich selbst tut nicht weh
Stiche sind harmlos, können aber höllisch jucken. Die meisten Mücken benötigen unser Blut und die darin enthaltenen Eiweiße, um sich fortzupflanzen und nach der Befruchtung Eier zu produzieren. Rund 300 Eier kann das Mückenweibchen in den Tagen nach dem Blutsaugen ablegen (Quelle: Mückenatlas). Mit Hilfe kleiner Zacken an ihrem Saugrüssel ritzt „Frau Mücke“ winzige Schnitte in unsere Haut. Mückenspeichel betäubt zunächst die Einstichstelle. Wir merken gar nicht, dass uns die Mücke gerade Blut abzapft, denn sie betäubt uns mit ihrem Speichel. Die Übertragung von etwaigen Bakterien und Pestiziden führt dazu, dass unser Immunsystem auf die Fremdstoffe reagiert. Es schüttet Histamin aus. Das führt zur allergischen Reaktion und nach kurzer Zeit zum Juckreiz.
Das törnt Mücken ab
Die einfachste und effektivste Methode, die Blutsauger auf Abstand zu halten, bieten Insektenschutzmittel. Je nach Konzentration und Wirkstoff hält der Mückenschutz die Plagegeister von uns fern. Wirkstoffe basierend auf Zitroneneukalyptus mögen Mücken ebenfalls nicht. Ein guter Schutz ist helle, dicht gewebte, locker anliegende Kleidung, die alle freiliegenden Körperstellen bedeckt. Pflanzen wie Geranien oder Lavendel sollen abschreckend wirken, dafür müssen sie aber dicht gepflanzt werden. Auch Moskitonetze sind eine gute Abwehr in der Nacht. Regentonnen, Topfuntersetzer und andere Wasserbehälter im Garten sollten abgedeckt sein, um die lästigen Blutsauger nicht selbst zu züchten.
Oberstes Gebot: Nicht kratzen
Körpertemperatur, erhöhter C02-Gehalt der Atemluft und Schweißgeruch (Milch- und Buttersäure) ziehen Mücken an. Beliebte Angriffsstellen sind unbedeckte und unbehaarte Körperteile. Wer den Stich aufgekratzt, fördert die weitere Ausschüttung von Histamin. Das Jucken verlängert sich, manchmal über mehrere Tage. Aufgekratzte Mückenstiche können sich verkapseln. Die kleinen Hügel bleiben dann auch nach dem Abschwellen sichtbar. Durch das Kratzen können auch Schmutzpartikel und Bakterien in die Wunde gelangen, was zu einer Entzündung mit anschließenden bleibenden Narben führen kann.
Das hilft gegen den Juckreiz
Wer den Stich sofort kühlt, kann das Anschwellen verhindern. Dabei können kühlende Gele, Roll-ons oder Salben aus Heilpflanzenextrakten aus der Apotheke, Kühlpads oder feuchte Geschirrhandtücher helfen. Apotheken halten außerdem Antihistaminika und Kortisoncremes bereit, die aber nur kurz und dünn aufgetragen verwendet werden sollten. Auch Hausmittel wie eine aufgeschnittene Zwiebel (antibakteriell), Quarkwickel (beruhigend), Honig (wundheilend), eine Scheibe Zitrone, Apfelessig oder heißes Wachs können gegen den Juckreiz eingesetzt werden. Gegen starke Schwellungen, Rötungen oder Juckreiz helfen rezeptfreie Antiallergika aus der Apotheke.
Niemand ist ein Mückenmagnet
Wenn das Gespräch auf Mücken und Mückenstiche kommt, dann findet sich sicher sofort jemand im Umfeld, der von sich behauptet, von den lästigen Tierchen besonders attackiert zu werden. Sind Menschen mit Blutgruppe 0 bei den lästigen Mücken tatsächlich besonders beliebt? Ich selbst würde es sofort aus eigener Erfahrung bestätigen.
Allerdings zählen einzelne Komponenten weniger, sondern der gesamte Duftcocktail, den eine Person der Mückendame gegenüber ausstrahlt. Ebenso unterschiedlich sind die Reaktionen auf die Stechattacke. Unbedingt beachten: Wenn ein Stich heftig anschwillt, sich ein Ausschlag bildet, die Wunde wandert (mögliche Blutvergiftung) oder Schwindel, Atemnot und Schweißausbrüche eintreten – dann ist ein Notarzt aufzusuchen.
Neuer Trend: Elektronischer Hitzestift
Ein neuer Trend gegen die Folgen von Mückenstichen sind elektronische, batteriebetriebene, kugelschreiberähnliche Hitzestifte. Hier soll eben nicht die Kälte, sondern eine auf Knopfdruck produzierte Hitze gegen den Juckreiz wirken. Der Vorteil dieser Stichheiler ist, dass sie nicht wie Salben oder Gel mehrmals aufgetragen werden müssen. Außerdem sind sie durch das kleine Format handlich und können leicht mitgeführt werden.
So funktioniert’s
Direkt nach dem Mückenangriff wird die flache Seite des Stiftes auf die Einstichstelle aufgesetzt, der Knopf gedrückt und der Stab einige Sekunden auf der betroffenen Stelle gehalten. Die punktuelle Hitze soll einen Gegenreiz auf die Nervenzellen der Haut ausüben und die Wahrnehmung von Juckreiz lindern. Der kurze, leicht schmerzhafte Hitzeschock soll außerdem dafür sorgen, dass die körpereigene Entzündungsreaktion – wie die Ausschüttung von Histamin – vermindert und damit der Juckreiz gelindert wird.
Welches Mittel für den einzelnen verträglich, wirksam und einfach in der Anwendung ist, muss jeder für sich entscheiden. Auf dem offiziellen Gesundheitsportall der deutschen ApothekerInnen Aponet finden Sie die nächstgelegene Apotheke für die Ergänzung der Hausapotheke.
Haben Sie besondere Tipps gegen den lästigen Juckreiz? Dann freuen wir uns über die Zusendung an [email protected].
Anette Rietz
SZ-Lebensbegleiter Tipp:
Jede Mücke zählt! Kennen Sie schon den Mückenatlas?
Welche Mückenarten in Deutschland verbreitet sind und wie weit Exoten wie die Asiatische Tigermücke und Buschmücke schon bei uns heimisch sind, das beantwortet der Mückenatlas. Der Atlas wird ständig erweitert und fordert engagierte Bürger zum Einsenden der Insekten auf, damit diese bestimmt werden können. Wissenschaftlich relevante Daten zur Einsendung, wie Art, Fangdatum und -ort, fließen in die deutschlandweite Stechmücken-Datenbank ein. So soll über den aktuellen Stand der Verbreitung von Stechmücken informiert und eine Risikoanalyse für Deutschland erstellt werden.
Weltweit gibt es etwa 3500, hierzulande wohl 50 Stechmückenarten. Trotz dieser Vielfalt und der direkten Interaktion mit dem Menschen wissen die Forscher nicht genug über Vorkommen, Verbreitung und Biologie der verschiedenen Arten in Deutschland. Stechmücken sind nämlich nicht nur lästig, sondern teilweise auch in der Lage, Krankheitserreger zu übertragen.
Wer eine auffällige Mückenart findet, kann diese an das Forschungsteam senden. Auf Wunsch wird auch der Name des „Mückenjägers“ in die „Karte der Sammler“ eingetragen.
Wie Sie Mückenjäger werden, sehen Sie hier:
Senden Sie Ihre Beute wie im Internet beschrieben an:
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V.
„Mückenatlas“
Eberswalder Straße 84m
15374 Müncheberg