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Hürde Internet: Deutschland-Ticket nur online

Mit einem Knopfdruck zum Deutschland-Ticket. Was aber tun, wenn man sich mit Technik nicht auskennt? Foto: StockAdobe/Firn

Sachsen – Noch gibt es Hindernisse für die Menschen, die das Deutschland-Ticket (D-Ticket) an der Kasse kaufen möchten. Entweder sind die Warteschlangen an den Kassen extrem lang oder sie werden ihre 49 Euro für diesen Fahrschein nur bei einem Digital-Abo los. Das setzt voraus, man ist mit dem Internet vertraut und hat ein Smartphone. Doch für nicht wenige Menschen ist das eine unglaubliche Schranke.

Laut Statistischen Bundesamt leben in Deutschland mehr als 24.000.000 Bürgerinnen und Bürger, die über 60 Jahre alt sind (Stand 2021). Knapp 7 Millionen von ihnen nutzen das Internet bislang nicht. Aus aktuellen Gründen fordern nun die Verbraucherzentrale Sachsen und der Fahrgastverband Pro Bahn Mitteldeutschland einen barrierefreien Zugang für den Kauf des Deutschland-Tickets.

Neu: für 49-Euro-Ticket durch Deutschland reisen

Längst gibt es eine Smartphone-App, die den Verkauf des Deutschland-Tickets möglich macht. Auch online kann es erworben werden. Eine Fahrt durch die Bundesrepublik oder die Nutzung aller Verkehrsmittel des öffentlichen Nahverkehrs sind mit dieser Fahrkarte möglich. Dazu stellt die Verbraucherzentrale Sachsen fest: „Digitalisierte Mobilitätsangebote bieten eine praktische, nachhaltige und zeitsparende Möglichkeit, Fahrkarten zu erwerben. Ungeachtet dessen gibt es aber auch Verbrauchergruppen, die diese Vorteile nicht nutzen können.“  
Der Zugang zur Mobilität sei ein soziales Grundrecht. Daher müssen schnell unkomplizierte Lösungen durch die Verkehrsunternehmen und Verbünde gefunden werden, wie Fahrgäste kurzfristig auch ohne Internet das Abonnement für das Deutschlandticket abschließen können. „Mittelfristig muss eine bundesweit einheitliche Lösung gefunden werden“, sind sich Markus Haubold, stellvertretender Vorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn Mitteldeutschland und Andreas Eichhorst, Vorstand der Verbraucherzentrale Sachsen, einig. Sie schätzen weiter ein: Neben einer bundesweiten Vereinheitlichung des aktuell wachsenden Tarifdschungels an Zusatztickets für Fahrräder, Hunde oder weitere Personen müssen auch die Infrastruktur sowie Mobilitätsangebote in ländlichen Räumen ausgebaut werden. „Gerade auf dem Land fährt aktuell mitunter nur der Schulbus. Da lohnt sich auch das Deutschland-Ticket oft nicht“, sagt Markus Haubold. „Im Rahmen der Mobilitätsdebatte muss auch die Digitalisierung unseres Lebens mitgedacht werden“, ergänzt Verbraucherschützer Andreas Eichhorst.

Hoffentlich lässt sich das Wirrwarr lösen

Ein Ticket auf einer App? Für viele ältere Menschen ist genau das befremdlich, sie sind das Papierformat gewohnt. Doch genau das soll laut einer bundesministerialen Richtlinie weggespart werden. Die Begründung: Die Digitalisierung bietet die Chance, die öffentlichen Verkehrsdienstleistungen für die Menschen attraktiver und passgenauer zu gestalten.

Um Menschen zu unterstützen, die sich nicht mit dem Internet auskennen oder kein Smartphone haben, setzen nun manche Verkehrsverbünde auf eine Chip-Card. Dieses Format ist für den Kauf eines Deutschland-Tickets bis Ende 2023 rechtlich zugelassen. Problem nur: Die Chip-Card muss ebenfalls digital beantragt werden und auch die Frage des Wiederaufladens ist noch nicht geklärt. Das sind Hürden, die zu den vielen unterschiedlichen Aussagen bezüglich der Verkaufsmethoden hinzukommen. Ein Wirrwarr!

Der Pressesprecher des Verkehrsverbundes  Mittelsachsen (VMS), Falk Ester, bestätigt:  „Nur jene Unternehmen, die das Deutschlandticket als Chipkarte ausgeben, dürfen bis Ende 2023 diese Fahrkarte auch im Papierformat verkaufen.“ Auf Nachfrage von SZ Lebensbegleiter bestätigte Ester, dass der VMS derzeit keine Chipkarten habe, sondern eine App anbietet. Vor allem Senioren, die technisch nicht versiert sind, fühlten sich dadurch abgehangen. „Aber eine Einführung einer Chipkarte dauert mindestens drei Jahre, weil unter anderem die Leistung europaweit ausgeschrieben und das Abo-System angeglichen werden müssten“, begründet Ester und sagt weiter: „Wir beobachten die Einführung der Chipkarte bis Ende Mai. Sollte es eine riesige Nachfrage geben, werden wir uns die Einführung noch überlegen.“ Bis dahin werden jene, die an einer Chipkarte interessiert seien, an andere Verkehrsverbünde verwiesen.

Dass eine erhöhte Nachfrage nach dem Chipkarten-Ticket besteht, bestätigt der Pressesprecher der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB), Falk Lösch: „Wir haben gerade die 50.000er-Marke überschritten. Davon sind etwa 45.000 Anträge auf Chipkarten, die wir noch gar nicht alle bearbeiten konnten.“ Leichter geht’s mit einem Online-Antrag. Der Ausdruck der Bestätigungs-E-Mail könne dann im gesamten Mai für Fahrten genutzt werden.

Und wenn dennoch Menschen bei ihrer Antragstellung Hilfe benötigen? „Dann können sie sehr gerne zu uns ins Kundenzentrum am Postplatz in Dresden kommen. Sollten aber Zeit mitbringen, weil die sechs Schalter derzeit stark frequentiert sind“, so Lösch. Der Pressesprecher der DVB weist zudem darauf hin, dass vom DVB keine Papiertickets ausgestellt würden.

Abgehangen – was tun?

Im April gab es den Vorverkauf, nun gibt’s das Deutschland-Ticket direkt zu kaufen. Online, wohlgemerkt und darüber sind nicht wenige Menschen empört. „Es haben sich Bürger an mich gewandt und beschwert“, bestätigt Dagmar Nauruhn. Sie ist Seniorenbeauftragte des Vogtlands und versteht den Unmut sehr gut. „Menschen ohne Smartphone oder online-Zugang werden nicht nur ausgegrenzt, sondern diskriminiert“, sagt sie. Dagmar Nauruhn wünscht sich eine Regelung des Bundes, wie alle Verkehrsverbünde zu verfahren hätten und zwar bedienfreundlich. Das hätte die Seniorenvertretung Vogtland auch in einem Schreiben an das Verkehrsministerium des Bundes, das Landes Sachsen, an Politiker und Verkehrsausschüsse deutlich gemacht. „Eigentlich war versprochen worden, dass nach dem 9-Euro-Ticket eine vereinfachte Form des Kaufs und bundesweit einheitliche Regeln bestehen bleiben – für das Deutschland-Ticket“, zeigt sich die Seniorenbeauftragte enttäuscht und hofft auf Nachbesserungen.

Katrin Fiedler

SZ-Lebensbegleiter Tipp:

Darauf sollten Sie achten:

  • Das Deutschlandticket gilt nicht * im Fernverkehr (IC/EC/ICE) * für den Flixtrain/ Flixbus * eingeschränkt in touristischen oder historischen Verkehrsmitteln.

Wie weiter mit der Digitalisierung? Lesen Sie dazu auch unseren Text „Sachsen tritt ‚Digitalpakt Alter‘ bei“

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