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Der Frühling erwacht auf dem Friedhof

Frühlingsbluemen wie Narzissen, Veilchen auf einem Grab mit Porzellanengel und Geige.
Wer das Grab im Frühling selbst bepflanzt, hat das Gefühl, dem Verstorbenen nah zu sein und ihm etwas Gutes zu tun. Foto: AdobeStock/greenpapillon

Dresden – Inmitten von Trauer und Erinnerungen nimmt der Frühling eine bedeutungsvolle Rolle ein, die Trost und Hoffnung spendet. Mit dem Einzug des Frühlings erwachen nicht nur die Blumen und Bäume, sondern auch die Grabstätten auf Friedhöfen erleben eine Verwandlung. Bunte Blumen, zarte Blüten und grünes Gras schmücken die Ruhestätten, und diese liebevolle Pflege wird zu einem Ausdruck der fortwährenden Zuneigung und Erinnerung an die verstorbene Person.

Liebe geht über den Tod hinaus

Die Blütezeit im Frühling symbolisiert nicht nur das Ende des Winters, sondern auch die Fortsetzung des Lebenszyklus. Diese natürliche Verbindung zum Kreislauf des Lebens bietet den Hinterbliebenen einen tröstlichen Gedanken. Im Februar und März herrscht auf den Friedhöfen Hochbetrieb.

SZ-Lebensbegleiter hat mit Beatrice Teichmann, Dienststellenleiterin des Elias-, Trinitatis- und Johannisfriedhofes Dresden, über die Grabbepflanzung und die Bedeutung der Friedhöfe für die Trauer gesprochen: „Die individuelle Gestaltung und Pflege einer Grabstelle ist immer ein Ausdruck der Wertschätzung der Hinterbliebenen für den geliebten verstorbenen Menschen“, so Teichmann. „Die saisonale Bepflanzung im Frühjahr, Sommer und Herbst ist aber auch immer ein Stück individueller Trauerarbeit, die für das eigene Seelenwohl sehr wichtig ist. Mit dem geliebten verstorbenen Menschen geht man in die Zwiesprache, ein wichtiger und heilsamer Prozess – für sich selbst, für die ganze Familie, für die Vorausgegangenen und für die, die unweigerlich folgen werden,“ stellt Teichmann fest.

Welche Pflanzen eignen sich für den Übergang zum Frühling

Von Friedhofsgärtnern angelegte Alleen, Hecken und vor allem kleinteilige und vielseitige Bepflanzung, geben Friedhöfen Struktur und Abwechslung. Auch verwilderte Kulturpflanzen tragen zur Vielfalt bei. Zu diesen „Stinsenpflanzen (Stinzenpflanzen)“ zählen Frühjahrsblüher wie Elfen-Krokus, Frühlingskrokus Gelbstern, aber auch Schneeglöckchen, Blausterne, Schneeglanz, Winterling, Krokus, Märzenbecher, Buschwindröschen, Lerchensporne, Sommer-Knotenblume, Hasenglöckchen, wilde Narzisse, Schachbrettblume, Nickende Vogelmilch, Maiglöckchen und Aronstab. Die Narzisse kündigt den Frühling an. Sie ist Bote des Frühlingslichtes und somit ein Symbol des überwundenen Winters. Mit ihrer hellen Farbe von weiß, gelb bis zu orange, macht der Anblick von Narzissen Lust auf das Leben, denn sie strahlen eine positive Atmosphäre aus.

Nahaufnahme von einem Feld mit gelb blühenden Narzissen.
Narzissen sind ein Symbol des überwundenen Winters. Foto: GDF

Jetzt im Frühjahr sind zwischen den üblichen Beet- und Zwiebelpflanzen auch Vergissmeinnicht in hellblau und Bellis (in den Farben rosa, weiß, rot) gerne gesehen. Das Vergissmeinnicht sagt mit seinem Namen alles: Es steht für das ewige Miteinander.

Liebevoll erinnern mit vielen Farben

Beatrice Teichmann sieht folgende Pflanzen im Trend: „Stiefmütterchen und Hornveilchen werden gern gepflanzt, sie sind anspruchslos, blühen sehr lang, und es gibt sie in vielen verschiedenen Farbvariationen. Sie sind nicht so pompös wie manche andere Blumen. Hornveilchen werden immer beliebter. Sie sind dezent, aber doch reichblütig und jeder sieht in den Blüten ein anderes „Gesicht“. Die positiven Eigenschaften, die ihnen zugesprochen werden – wie Treue, Liebe und Tugendhaftigkeit – spielen bei der Wahl der Pflanzen nach unseren Erfahrungen aber eher eine untergeordnete Rolle. Mit der bunten Bepflanzung der Grabstelle wachen auch die Gräber aus der Winterruhe auf: Ein neues Jahr voller liebevoller Erinnerungen bricht an.“

Seit März 2020 ist die Friedhofskultur immaterielles Kulturerbe in Deutschland. Wir werden uns der Bedeutung der Friedhöfe und deren Kultur wieder einmal stärker bewusst. Neben ihrer Bedeutung als letzte Ruhestätte des Menschen sind sie zudem ein wichtiger Teil des städtischen Grüns. Friedhöfe dienen auch als Rückzugsräume im hektischen Alltagsleben einer Großstadt, sie verbessern das Stadtklima und laden zum Spaziergang ein (siehe hierzu auch unseren Beitrag „Sinnes-Tour auf dem Johannisfriedhof“ in Dresden).

SZ-Lebensbegleiter Tipp:

Welche Pflanzen sich für die Grabbepflanzung eignen, empfehlen die Friedhofsgärtner. Sie wissen genau, welche Pflanze zur jeweiligen Jahreszeit am besten geeignet ist, und gestalten Gräber individuell nach Wünschen. Wer das Grab lieber selbst bepflanzen möchte, kann dies tun oder eine Basis-Grabpflege beauftragen, damit ein Friedhofsgärtner sich das ganze Jahr um die allgemeine Grabpflege kümmert.

Auf der Internetseite der Gesellschaft der deutschen Friedhofsgärtner mbH können Sie mit der Eingabe der Postleitzahl die entsprechenden Friedhofsgärtner der Dresdner Friedhöfe suchen. Häufig sind Kontakte auch in Schaukästen auf den Friedhöfen zu finden.

Der Tod ist kein Tabuthema

SZ-Lebensbegleiter empfiehlt: Kümmern Sie sich schon zu Lebzeiten um Ihre Grabstätte, so haben Sie die Möglichkeit, gemeinsam mit Ihrer Familie die letzte Ruhestätte auszusuchen und die Hinterbliebenen zu entlasten. Vielen Menschen haben Angst vor den Themen Tod und Endlichkeit. Aber gehen Sie es gemeinsam an! Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag „Auf der Suche nach dem perfekten Grab„.

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