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Unterschiedliche Tomatensorten, Marinda, Datteltomaten, San Marzano, Kumato, Pflaumentomaten, Ochsenherz. Foto: StockAdobe/ Ina Peters Photographie/Stocksy
Formschön und voller wertvoller Vitamine: Wie ein Gemälde sieht diese Gemüsekiste voller Tomaten aus. Foto: StockAdobe/ Ina Peters Photographie/Stocksy

Tomaten – pralle Gesundheit, facettenreicher Geschmack

Dresden – Im März gesät, wird sie im Mai oder auch noch Juni ins Beet gebracht, die Tomate. Und wer sie richtig pflegt (es heißt Rockmusik hilft beim Wachstum), wird eine reiche Ernte haben. Doch dafür braucht es ein gutes Wissen und es gibt viele unterschiedliche Ansichten. Natürlich.

Kein Wissenschaftler, aber eine Koryphäe auf dem Gebiet der Tomatenzucht, ist Erich Stekovics. Im burgenländischen Frauenkirchen lebt er in einem echten Paradies, im Tomaten-Paradies. Deshalb wird er auch über die österreichischen Landesgrenzen hinaus „Kaiser der Paradeiser“ genannt. Seine Ansichten hat Stekovics mit jeder Neuanpflanzung einer Tomate gesammelt. Die Liste ist lang.

Tomate steigert die Libido

Zumindest wird das in manchen europäischen Ländern wie etwa Frankreich so gesehen. Die Menschen glaubten, diese Frucht verwirrt die Sinne.

Ihr kräftiges Rot und die pralle Rundung rückten die Tomate in den Fokus der Religion. Unter Lycopersicon (Wolfspfirsich) bekannt, wurde sie „Paradiesapfel“ genannt, nach dem Apfel der Erkenntnis, von dem Adam und Eva kosteten.

„Pomme d’amor“ sagen die Franzosen, „Goldener Apfel“ die Italiener. Die Tomate ist aber auch als „Peruanischer Apfel“ ein Begriff, schließlich kultivierten sie beispielsweise die Maya schon vor tausenden von Jahren, nutzten später die Azteken die Frucht. Erst 1498 brachte Christoph Kolumbus das Nachtschattengewächs von seiner zweiten Amerika-Expedition mit nach Europa.

In Ungarn sagt man „Paradiescom“ und im benachbarten Österreich „Paradeiser“ – dort, wo der „Kaiser der Paradeiser“ lebt und jedes Jahr zwischen Ende April und Mai Pflanzen verkauft. Aus seiner reichhaltigen Zucht bot er 2023 etwa 350 Sorten an, handverlesene Raritäten wie etwa „Airyleaf“, „Erichs Großes Herz“ oder „Tiger Zebra“ an. Natürlich darf auch direkt vor Ort gekostet und gekauft werden, zum Beispiel von Ende Juli bis Anfang Oktober während der Genuss-Stunden. Sie finden um 7 und 17 Uhr, im Herbst um 15 Uhr statt, nämlich dann, wenn die pannonische Sonne dem Fruchtgemüse auf den Feldern besonders schmeichelt und die Tomaten in ein farbprächtiges Licht taucht. Auf www.stekovics.at finden Sie die Termine. 

Wie der „Kaiser der Paradeiser“ die Pflanzen zum Wachsen bringt und wodurch sie ihren einmaligen Geschmack erhalten? „Ich setze sie einem Nahtod aus“, sagt er mit einem schelmischen Lächeln. Konkret bedeutet das: einpflanzen, angießen und trocken lassen. „So treiben die Tomaten ihre Wurzeln in die Tiefe. Auf der Suche nach Wasser nehmen sie die Mineralien auf, erhalten einen guten Geschmack und werden widerstandsfähig.“

Kleines Briefchen, große Wirkung

Erich Stekovics blickt auf jahrzehntelange Erfahrungen zurück. Seine Liebe zur Tomate ist so groß, dass er weltweit nach alten Sorten Ausschau hält und Briefchen mit Saatgut anfordert. Die Aussaat alter Sorten kultiviert der Österreicher mit viel Liebe und trägt so zum Erhalt der Vielfalt bei.

Mehr als 20.000 Sorten soll es übrigens weltweit geben. Unter www.ethno-botanik.org/nutzpflanzen-nutzpflanzenvielfalt-aus-aller-welt/ finden Sie viel Wissenswertes zu internationalen Nutzenpflanzen – auch der Tomate. Und in sogenannten Saatgutleihen gibt’s den passenden Samen – nicht nur für Tomaten. Einfach ein Briefchen ausleihen, Samen aussäen, ernten und Saatgut aus den Früchten gewinnen. Die gibt man am Ende der Saatgutleihe zurück. Einen Newsletter über den Umgang mit dem Saatgut und den heranwachsenden Pflanzen, Vorträge und viele Veranstaltungen mehr gibt es in Bibliotheken.

Es ist ein Projekt des Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN), bei dessen bundesweiter Aktion „Saatgut leihen – Vielfalt ernten“ immer mehr Bibliotheken teilnehmen. Auch die Bibliothek Dresden ist dabei. Sie startete Ende Mai in die Gartensaison und bietet in der Zentralbibliothek eine Ausleihe von Saatgut an. Den Auftakt dafür gab es im August 2022 mit einem Aufruf, kostenloses Saatgut, alte Sorten oder eigene, gesunde Zucht abzugeben. Etwa 150 Sorten Blumen und Gemüse kamen zusammen, teilt die städtische Bibliothek mit. Private Nutzer spendeten Blumensamen; eine ältere Dame schenkte der Saatgutbibliothek ihre „Lila Blume von Oma Anna“. Das Gemüsesaatgut wurde von Partnern unterstützt: dem Stadtgärten e.V., der Uferprojekte Dresden e.V. mit den Gemeinschaftsgärten, der Johannishöhe Tharandt und dem Online-Shop Saat.Gut.  

Für die kostenlose Ausleihe konnten erstmalig 300 Briefchen gefüllt werden – mit einer großen Wirkung: der Förderung der städtischen Pflanzenvielfalt.

Wer schon fürs nächste Jahr plant und auch an anderen Ausleihen und Veranstaltungen interessiert ist, kann auf der Internetseite www.bibo-dresden.de der Bibliothek Dresden stöbern.

Fazit: Die Tomate hat eine interessante Geschichte, lädt die Menschen ein, sich mit ihr auseinanderzusetzen, verbindet und lockt mit aromatischen Genuss. Frisch aufgeschnitten und mit etwas Olivenöl serviert, als Garnierung einer Pizza, als Ketchup – die Tomate ist aus unserer Küche nicht mehr wegzudenken. Wen wundert’s also, dass viele Hobbygärtner dieses Fruchtgemüse gerne anpflanzen. Ausgelernt hat auf diesem Gebiet noch niemand. Zu vielfältig ist die Geschichte und Kultivierung der Tomate mit ihren alten und neuen Sorten.

Katrin Fiedler

SZ-Lebensbegleiter Tipp:

Unser Buchtipp für alle Hobbygärtner

Es gibt Anfängerfragen, die natürlich ihre Berechtigung haben. Und es gibt außergewöhnliche Fragen. Sally Nex hat sie aufgenommen und ist der Sache auf den Grund gegangen. Beispiel: Auf die Frage „Kann ich meine Drinks selbst anbauen?“ bietet die Autorin einen kleinen Exkurs in Sachen Gartensekt aus Holunderblüten, inklusive Rezept. Sie erklärt aber auch, wie Beete klimafest gemacht werden können und ob Tomaten wirklich ausgegeizt werden sollten.

Das Buch mit dem Titel „Werden Tomaten süßer, wenn ich sie mit Zuckerwasser gieße und kann ich mein Unkraut einfach aufessen?“ ist im praktischen Format A5 erhältlich und ein wunderbarer Begleiter.

Verlag: LV-Buch im Landwirtschaftsverlag GmbH
ISBN: 978-3-7843-5745-4
Preis: 22 Euro

Wir verlosen zwei Exemplare. Beantworten Sie bis 16. Juni 2023 die Frage: Wie heißt der „Kaiser der Paradeiser“ mit bürgerlichem Namen? Senden Sie bitte Ihre Antwort unter dem Stichwort „Tomate“ an [email protected]. Die Gewinner werden von uns per Mail benachrichtigt.

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