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Anstieg der Grippeerkrankungen in Sachsen: Beginn der Grippewelle

Triefende Nase, kratzender Hals: Jetzt breiten sich Grippe- und Erkältungskrankheiten wieder aus. Foto: AdobeStock/michaelheim

Sachsen – Schnupfen, Husten und Halsschmerzen sind Zeichen für eine Erkältung. Oder ist es vielleicht schon eine Grippe oder gar Corona? Ende Oktober hat das Sozialministerium Sachsen seinen ersten Saisonbericht zur aktuellen Situation veröffentlicht.

Wie ist die aktuelle Grippesituation in Sachsen?
Bei der Grippe sind die Fallzahlen für Sachsen nach einem Anstieg in den ersten beiden Septemberwochen wieder zurückgegangen, so das Sozialministerium. Das könne mit den Herbstferien zusammenhängen. Fünf positive Rachenabstriche wurden in der ersten Oktoberwoche registriert – alle in der Altersgruppe ab 45 Jahren. Dennoch hat die Erkrankungswelle begonnen. Bundesweit gab es in der letzten Woche 107 bestätigte Influenza-Fälle, 21 Menschen mussten ins Krankenhaus. Auch die Erkältungszahlen sind stark gestiegen. Rund 30.000 Sachsen sind laut Robert Koch-Institut (RKI) erkältet, besonders häufig die Fünf- bis 34-Jährigen. Informative Grafiken dazu finden Sie auf der Seite des RKI.

Wie ist die Grippesituation im Vergleich zum letzten Jahr?
Im letzten Jahr wurden in der ersten Oktoberwoche bereits 59 labormedizinisch bestätigte Erkrankungen und acht Todesfälle in Sachsen registriert. Die vergangene Grippewelle war mit 30.000 Erkrankten die schwerste seit Einführung der elektronischen Meldung 2001. Das befürchten Ärzte und Wissenschaftler auch in dieser Saison. Ein Indikator hierfür ist das Infektionsgeschehen auf der Südhalbkugel. Australien hatte die zweite Saison in Folge besonders viele und schwere Grippefälle.

Wie sieht es in Sachsen mit Corona und RSV-Infektionen aus?
Laut Sozialministerium sind zwischen dem 1. und 6. Oktober in Sachsen 501 Coronafälle gemeldet worden. Besonders betroffen sind ältere Menschen ab 65 Jahren. Aber auch bei einigen Säuglingen wurde Corona nachgewiesen. Hochburg ist derzeit Leipzig mit 108 gemeldeten Fällen. Im Kreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge gab es mit neun nachgewiesenen Fällen die niedrigsten Zahlen.

Von den in der 40. Kalenderwoche gemeldeten elf Infektionen mit RS-Viren kommen zehn Erkrankte aus dem Erzgebirgskreis. Auch hier waren im wesentlichen Menschen ab 65 Jahren betroffen.

Wie unterschiede ich, ob ich Grippe, Corona oder nur eine Erkältung habe?
Bei der Grippe setzen die Symptome meistens sehr plötzlich und sehr heftig ein. „Halsschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit eventuell auch hohes Fieber – man fühlt sich wie von einem Zug überfahren“, erklärt Professor Martin Scherer von der Uniklinik Hamburg-Eppendorf. Die Patienten möchten eigentlich nur noch ins Bett.

Eine Erkältung schleppt sich so dahin. Da geht es zum Beispiel mit Halsschmerzen los, vielleicht Kopf- und Gliederschmerzen, aber in einer viel schwächeren Ausprägung als bei einer Grippe. Fieber tritt nur sehr selten auf. Hunderte von unterschiedlichen Viren können einen grippalen Infekt auslösen. Für eine Grippe ist allein das Influenzavirus mit seinen Subtypen verantwortlich. Auch Corona wird durch spezielle Viren ausgelöst, die sich aber häufig verändern. Derzeitige Erkrankungen unterscheiden sich in ihren Symptomen kaum von Erkältungen.

Kann man sich bereits gegen Grippe impfen lassen?
Ja. Da es etwa zwei Wochen dauert, bis sich der Impfschutz aufgebaut hat, sollte man mit der Spritze nicht mehr zu lange warten. Hausärzte, aber auch viele Fachärzte impfen in Sachsen seit Monatsbeginn. Auch in 350 Apotheken in Sachsen wird gegen Grippe geimpft. Ob eine in Wohnortnähe dabei ist, kann man im Internet abrufen unter www.apoguide.de. Dazu im Menüpunkt „Leistung auswählen“ Grippeimpfung anklicken.

Welchen Schutz bringt die Grippeimpfung?
Keinen 100-prozentigen. Trotz Impfung kann man erkranken. Der saisonale Impfstoff enthält Bestandteile der Virusvarianten, die für die kommende Saison erwartet werden. Da die Weltgesundheitsorganisation die Zusammensetzung für den Impfstoff jedes Jahr bereits im Frühjahr festlegt, um den Impfstoffherstellern genügend Zeit zu geben, gibt es Unsicherheiten. Denn die Viren verändern sich schnell.

Es sei möglich, „dass die in der folgenden Saison hauptsächlich auftretenden Influenzaviren nicht so gut mit den im Impfstoff enthaltenden Virusstämmen übereinstimmen“, so das RKI. Bei einer sehr guten Übereinstimmung könne die Schutzwirkung bei jungen Erwachsenen bei bis zu 80 Prozent liegen.

Aber wie bei Corona gilt: Eine Erkrankung verläuft bei geimpften Personen in der Regel milder als bei Ungeimpften. Auch Menschen, die sich jährlich gegen Grippe impfen ließen, hätten einen besseren Immunschutz, da ihr Körper in der Vergangenheit bereits mit verschiedenen Virustypen Kontakt hatte und Abwehrstoffe bilden konnte.

Schützt die Impfung auch vor einer Erkältung?
Nein. Die Vielzahl der möglichen Auslöser von Erkältungen ist zu groß, um gegen alle impfen zu können.

Gibt es einen kombinierten Impfstoff gegen Grippe und Corona?
Nein. „Wir wünschen uns das aber sehr“, sagt Dr. Torben Ostendorf, Vorsitzender der sächsischen Hausärzte. Noch seien zwei getrennte Impfungen nötig. Hausärzte versprechen sich eine höhere Teilnahmequote, wenn für beide Erkrankungen eine Impfung ausreicht. Das Unternehmen Biontech erprobt seit November 2022 in den USA einen solchen Kombi-Impfstoff. Noch ist er nicht zugelassen. Moderna entwickelt einen Impfstoff, der gegen Influenza, Corona und RSV schützen soll. Bis 2025 soll er zur Verfügung stehen.

Wie viele Sachsen haben sich letzte Saison gegen Grippe impfen lassen?
Die Grippe-Impfquoten sinken in Sachsen seit Jahren. „In der Saison 2022/23 haben wir mit deutlich unter einer Million Influenza-Impfungen einen neuen Tiefststand erreicht“, sagt Gesundheitsministerin Petra Köpping. Die Durchimmunisierungsrate liege damit bei unter 25 Prozent.

Gibt es spezielle Medikamente gegen Grippe?
Grippe kann zu ernsten Komplikationen wie eine Lungenentzündung führen. Medikamente wie Oseltamivir (Handelsname Tamiflu) sollen solche schweren Verläufe verhindern. Studien zeigen bislang aber nur, dass allgemeine Grippebeschwerden etwas früher abklingen können.

Was hilft denn dann am besten gegen Erkältung?
Die intensiv beworbenen Kombipräparate wie Grippostad C, Aspirin complex oder Wick MediNait versprechen, verschiedene Symptome gleichzeitig zu lindern. Sie enthalten daher mehrere Wirkstoffe. Die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest raten aber dazu, jedes Symptom einzeln zu behandeln. Schließlich treten Halsweh, Schnupfen, Husten und andere Symptome oft hintereinander und in verschiedener Intensität auf. Nicht jeder Wirkstoff eines Kombimittels ist in jeder Erkältungsphase notwendig, sie strapazieren den Körper oft unnötig. Zudem haben Kombimittel ein größeres Risiko für Nebenwirkungen und sind oft auch teuer.

Zur Bekämpfung von Schmerzen und Fieber sind Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Ibuprofen, Paracetamol und Acetylsalicylsäure (ASS) geeignet. Gegen Halsschmerzen hilft es, die Rachenschleimhaut zu befeuchten – zum Beispiel mit Lutschtabletten. Wenn bei einem Schnupfen die Nasenschleimhaut angeschwollen ist, sind Nasensprays angezeigt – aber nicht länger als sieben Tage. Präparate ohne Konservierungsstoffe sind verträglicher. Hilfreich sind auch Nasenduschen.

Was Sie zur Stärkung Ihres Immunsystems tun können, das lesen Sie in unserem Beitrag „Immunsystem stärken, Viren abwehren“.

Stephanie Wesely

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