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Haarausfall: Das sollten Männer und Frauen wissen

Auf einem kahlen Männerkopf wächst Gras statt Haare.
Die Haare sind der Spiegel der Seele, heißt es. Was tun, wenn es nicht mehr wächst? Foto: AdobeStock/Jürgen Fälchle

Dresden – Haarausfall beginnt meist schleichend. Erste Haare auf dem Kopfkissen, weitere morgens im Waschbecken und auch die Haarbürste scheint voller als sonst. Aber diese Anzeichen sind noch völlig normal, denn Haare fallen täglich aus, um dann nachzuwachsen. Je älter wir werden, desto lichter wird das Haar. Bei Frauen beginnt dies häufig nach den Wechseljahren. Wo die Grenze zwischen normalem und krankhaftem Haarausfall verläuft, lässt sich diagnostizieren.

Ab wann kann man von Haarausfall sprechen?

Wenn über einen längeren Zeitraum täglich mehr als 100 Haare ausgehen oder sogar einige Stellen am Kopf kahl sind, dann kann man von Haarausfall mit dem Risiko zur Haarlosigkeit sprechen. Der Fachbegriff hierfür lautet Alopezie oder Alopecia. In fast 90 Prozent der Fälle ist der Haarausfall anlagebedingt beziehungsweise genetisch. Der Leidensdruck bei beiden Geschlechtern ist oft sehr hoch, jedoch übernehmen die Krankenkassen keine Kosten bei der Behandlung oder Transplantation, denn anlagebedingter Haarausfall (androgenetische Alopezie) ist nicht krankhaft. 

Ansprechpartner für die Diagnose bei Haarausfall ist der Hautarzt

Wer über einen längeren Zeitraum den Haarausfall bemerkt, sollte sich an einen Dermatologen wenden. Im Gespräch mit dem Patienten fragt der Hautarzt zunächst nach der Dauer und Stärke des Haarausfalls, nach weiteren Symptomen, etwa Juckreiz oder Nagelveränderungen, nach Krankheiten, Medikamenten – auch eine schon mehrere Wochen zurückliegende Einnahme kann hier relevant sein. Besondere Lebensumstände können das Haarwachstum ebenfalls negativ beeinflussen.

Ob ein naher Verwandter an Haarausfall leidet, ist ebenfalls von Interesse. Frauen mit Verdacht auf eine androgenetische oder tatsächlich hormonell bedingte (androgene) Alopezie wird der Arzt nach Veränderungen des Zyklus, Anwendung hormoneller Verhütungsmittel, nach Schwangerschaften und Geburten und – je nach Alter – auch zum Eintritt der Wechseljahre befragen.

Einen krankheitsbedingten Haarausfall erkennt man meist daran, dass der Haarverlust am Mittelscheitel beginnt und sich über den gesamten Oberkopf ausbreitet. Mit der leistungsbegründeten Diagnose des Arztes können sich Patienten an die Krankenkassen wenden.

So erfolgt die Abwicklung mit den Krankenkassen

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für Hilfsmittel wie Haarersatz bei einer leistungsbegründeten Diagnose. Die BARMER oder die IKK classic haben hierfür bereits Verträge mit Hilfsmittelanbietern (Haarstudios) abgeschlossen. Der Patient wählt selbst ein Haarstudio aus der Liste der Kassen-Vertragspartner. Die Qualitätsanforderungen sind dabei gleich, so dass die Versorgung immer einheitlich ist, egal welcher Vertragspartner vom Patienten gewählt wird. 

Für die Berechtigung wird vom Versicherten zunächst eine Verordnung vom Arzt benötigt. Mit diesem Rezept wendet sich der Patient an die Haarstudio-Vertragspartner der jeweiligen eigenen Krankenkasse. Adressen der Haarstudios stehen auf den Webseiten der Krankenkassen, zur freien Auswahl und nach Postleitzahl sortiert, zur Verfügung (Liste BARMER, Information Hilfsmittel IKK classic). Die Krankenkasse bewilligt das Angebot des Haarstudios.

Der Versicherte zahlt dem bereits festgelegten Vertragspartner (Haarstudio) für den Haarersatz einen Vertragspreis. In diesem Betrag sind in der Regel alle Produkt- und Serviceleistungen enthalten, wie das erstmalige Einfrisieren/Einschneiden/Präparieren, die Beratung über Pflege und Handhabung, der Perückenständer und die Lieferung. Auch notwendige Reparaturen sind für Patienten kostenfrei, sofern sie nicht vorsätzlich oder grob fahrlässig herbeigeführt wurden. Nicht vom gesetzlich genehmigten Zuschuss abgedeckte Extra-Wünsche sind vom Versicherten direkt an das Haarstudio zu zahlen.

Frauen mit vollständigem Haarverlust haben Anspruch auf Echthaarperücke

Gerade für Frauen ist der vollständige Haarverlust ein Trauma, denn Haare gelten als das Sinnbild für Weiblichkeit und Lebenskraft. Frauen, die dauerhaft unter vollständigem Haarverlust am Kopf leiden, können – im Gegensatz zu männlichen Versicherten – von ihrer Krankenkasse die Versorgung mit einer Echthaarperücke (Kosten ab rund 600 bis 2000 Euro) verlangen, sofern es sich dabei um die – langfristig betrachtet – kostengünstigste Variante handelt. Dies entschied das Sozialgericht Dresden mit Urteil vom 18. Februar 2021 (Quelle: Krankenkasseninfo.de). Echthaarperücken sind länger haltbar und damit wirtschaftlich günstiger. Vor dem Urteil übernahmen die Krankenkassen nur einen Anteil für die günstigere Kunsthaarperücke (rund 400 Euro), um den Haarverlust zu kaschieren, der zum Beispiel bei einer Autoimmunkrankheit oder nach einer Chemotherapie entstanden ist.

Anlagebedingter Haarausfall – die wichtigsten Formen und Ursachen bei Männern und Frauen

Geheimratsecken an den Schläfen und / oder dünnes Haar im Oberkopfbereich sind oft der Beginn für einen späteren Haarkranz oder Glatze bei Männern. Oft tritt dies schon bei Jugendlichen auf. Je früher der schon in den Genen festgelegte Beginn, desto ausgeprägter ist der Verlauf. Bei Frauen zeigt sich häufig schütteres Haar, besonders im Scheitelbereich. Das Haar lichtet sich häufig nach hinten oder seitwärts. 

Bei Frauen entsteht in der Regel keine Glatze. Lichteres Haar macht sich bei Veranlagung häufig erst nach den Wechseljahren bemerkbar oder auch nach einer Schwangerschaft. Wenn mehrere Haare über den Kopf verteilt ausgehen, dann spricht man von diffusem Haarausfall, der häufig durch Hormone, Funktionsstörungen der Schilddrüse und Eisenmangel herbeigeführt wird. Auch die Einnahme von Medikamenten kann Auslöser von dünnerem Haar sein. Achtung: Medikamente nie ohne Rücksprache mit dem Arzt absetzen!

Nährstoffe fördern das Haarwachstum

Die Haarfollikelzellen, aus denen das Haar wächst, sind sehr stoffwechselaktiv und haben einen hohen Nährstoffbedarf. Fehlen Nährstoffe wie Fette, Eiweiße, Zink, Eisen oder Vitamine, kann sich dies auf das Haarwachstum, die Haarstruktur und die Pigmentierung der Haare auswirken. Tipps für eine haarwachstumsfördernde Ernährung und Mikronährstoffergänzung sowie eine Analyse des eigenen Mineralstoff- und Spurenelementelevels gibt es zum Beispiel in den drei StadtApotheken in Dresden. Ab 50 verändert sich der Körper, die richtige Ernährung ist daher besonders wichtig (siehe hierzu auch unseren Beitrag „Fit ab 50 – der Ernährungsratgeber„).

Haarausfall kann viele Ursachen haben

Manchmal steckt eine Krankheit, zum Beispiel eine Hormonstörung oder Blutarmut bei Eisenmangel dahinter – Ursachen also, die gezielt zu behandeln sind. Auch kann eine Form des Haarausfalls eine andere überlagern. Deshalb ist ein Arztbesuch immer ratsam. Je früher also die richtige Diagnose gestellt und eine Therapie begonnen wird, desto größer ist die Chance, möglichst viele Haare zu „retten“ und zu erhalten. Etliche Kliniken und niedergelassene Ärzte bieten heute spezielle Haarsprechstunden an.

Anette Rietz

SZ-Lebensbegleiter Tipp:

Hier acht grundlegende Tipps für die richtige Haarpflege:

  • Shampoos sind zur Reinigung von Haaren und Kopfhaut da. Verwenden Sie nicht zu viel. Shampoonieren Sie nur einmal pro Wäsche. Haare anschließend gut ausspülen.
  • Die Haarpflegeprodukte sollten auf Haar und Kopfhaut abgestimmt sein
  • Ab und zu Spülungen und Kuren anwenden, dadurch wird das Haar besser kämmbar
  • Haare nach dem Waschen nicht trockenrubbeln sondern behutsam „trocken drücken“ und ruhig einige Minuten im Handtuch belassen
  • Nur lauwarm föhnen, den Föhn nicht zu dicht ans Haar halten, alternativ die Haare an der Luft trocknen lassen
  • Das gilt im Sommer: Haare und Kopfhaut vor UV-Strahlung schützen
  • Nicht zu häufig die Haare bleichen, glätten oder Dauerwellen anwenden – das kann die Haare strapazieren und brüchig machen. Haarausfall entsteht dabei in der Regel aber nicht.
  • Bürsten mit abgerundeten Borsten und Kämme mit weit auseinander stehenden Zinken verwenden

Wichtiger Hinweis:
Dieser Beitrag enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

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