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Schloss Pillnitz: Hilfe bei Demenz

Vorderfront von Schloss Pillnitz in Dresden mit dem prachtvollen Vorgarten.
In Augusts altem Elbschloss wird Demenzkranken geholfen. Foto: Adobe Stock/Olimeg

Dresden – Fernab vom Trubel kreativ tätig werden und dazu noch eine kleine kulturelle Führung – beim  Pillnitzer „Demenzatelier“ ist das möglich. Es hilft Betroffenen.

Im Schlosshof stehen drei Paare aus Dresden. Es sind jeweils die Männer, die an Demenz leiden. Ihre Frauen betreuen und begleiten sie. Bevor sich die Paare selbst als kleine Künstler ausprobieren können, führt Kulturpädagogin Stefanie Schuster (43) die Gäste durch die Schlossküche, zeigt historischen Ofen und Töpfe aus den 1830er-Jahren. „Schön“, sagt Holger Ludwig* (75). „Da können wir ja einen Kaffee machen.“ Sein Wunsch geht in Erfüllung, denn die Pädagogin hat den alten (rekonstruierten) Herd fürs Wasserköcheln schon mit Holz vorgeheizt.

Frisch gestärkt führt Kunsttherapeutin Yvonne Engelhardt (35) die Gäste nach nebenan. Auf dem Tisch liegen Pinsel und Papier. Jetzt heißt es, aktiv werden. Passend zur Führung geht es ums Essen. „Aus Nahrung und Gewürzen lassen sich Farben gewinnen“, sagt Engelhardt und hält eine Rote Bete hoch. „Mit dem Saft kann man rot malen“. Fünf Farb-Schälchen hat sie vorbereitet mit Pfeffer (graubraun), Zimt (braun) oder auch Kurkuma (orange). Damit sollen die Herren jetzt auf Papier Blumen malen. Als Vorlage dient auch ein mittelalterliches Pflanzen-Buch. „Blatt für Blatt“, sagt Ludwig erfreut und beginnt schon seine zweite Zeichnung. Seine Frau (77): „Er malt sehr gerne. Und er ist unter Menschen. Das ist das Wichtigste.“

Auf einem Teller werden verschiedene Farben ausgewürzen angemischt.
Im Atelier wird auch mit Farben gemalt, die aus Gewürzen gewonnen wurden. Foto: Steffen Rüssel
Die Gäste zeichnen kunstvoll filigrane Blumen. Foto: Steffen Rüssel
Kunsttherapeutin mit Maske zeigt ein Bild aus Gewürzfarben
Kunsttherapeutin Yvonne Engelhardt betreut die Teilnehmer. Foto: Steffen Rüssel

Auch Stefan März* (69) malt mit. Seit drei Jahren leidet er an Demenz. So fällt dem promovierten Biologen etwa – anders als früher – das Schreiben sehr schwer, berichtet seine Frau. „Das Demenzatelier bereichert uns. Es hilft, schafft Erfolgserlebnisse für meinen Mann.“

Kunsttherapeutin Engelhardt: „Unser Ziel ist, dass die älteren Menschen hier in einem geschützten Raum etwas schaffen können, es geht ums sinnliche Erleben.“ Ludwig kann seine Werke mit nach Hause nehmen. „Ich komme wieder“, sagt er zufrieden. 

*Namen geändert.

Hermann Tydex

SZ-Lebensbegleiter Tipp:

Mehr als 50 Krankheitsformen

Im Alter vergesslicher zu werden, ist normal. Eine Demenz ist jedoch weit mehr als eine Gedächtnisstörung.
Im Verlauf kommt es meist auch zu Problemen mit Aufmerksamkeit, Sprache, Orientierung und Denkvermögen. Demenzkranke wissen oft nicht mehr, was sie kürzlich getan oder gegessen haben. Es kann ihnen schwerfallen, sich zu orientieren oder in fremder Umgebung zurechtzufinden. Letztlich können sie ihren Alltag nicht mehr bewältigen.

  • Demenz umfasst mehr als 50 Krankheitsformen. Die häufigste ist Alzheimer.
  • Medikamente können den geistigen Abbau etwas aufhalten und die Lebensqualität verbessern.
  • Je früher die Krankheit diagnostiziert wird, desto besser.
  • Das Risiko einer Demenzerkrankung steigt mit dem Lebensalter, vor allem ab 65 Jahren.
  • In Sachsen sind rund 100 000 Menschen betroffen.
  • Das Demenzatelier in Schloss Pillnitz wird von der Stadt gefördert, ist kostenfrei.

Eine Anmeldung beim Demenzatelier Schloss Pillnitz ist unter Telefon 0351/2613250 möglich.

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