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Die perfekten Begleiter

Marlies mit ihrem Hund
Marlies und ihr Vierbeiner sind ein Herz und eine Seele - ganz unabhängig vom Alter. Foto: Privat

In einem Zittauer Ortsteil führe ich, 73, zwei Cocker Spaniel aus. Täglich drei Runden. Unterm Strich kommen da mindestens sieben, meist mehr Kilometer zusammen. Diese von der Fitnessuhr gezählten Schritte honoriert übrigens die Krankenkasse mit Kilometergeld. 

Eines der Hundchen kam vor anderthalb Jahren aus einem ukrainischen Tierheim. Für ihn musste ich völlig neue Umgangs- und Verständigungsarten lernen. Denn das liebenswerte Kerlchen sieht kaum und ist stocktaub, man muss ihn mit Körpersignalen und Leinenkontakt steuern. Ich habe viel gegoogelt, gelesen und dann Handauflegen probiert. Inzwischen fahren die zwei Cocker und ich in den Urlaub, besuchen Leute in der Stadt oder Hundefreunde. Ob Bus, Bahn, Fähre oder Pferdekutsche – Filip macht alles mit.

Ein großer brauner Hund kommt uns entgegen. Dahinter mit raumgreifendem Schritt ein Mann. Ein kurzer Ruf. Der braune Hund kommt. Der Mann ist Hansi und zeit seines Lebens ein sportlich aktiver Mensch. Er hatte allerdings noch nie einen Hund. Auf Cosmo als „Leihhund“ ist er jetzt als 69-jähriger gekommen, weil seine arbeitenden Nachbarn einen Hundesitter für ihren Labrador brauchten. Er probierte es. Und nun marschiert Hansi als strammer Gassigeher täglich anderthalb Stunden mit Cosmo große Runden. „Dabei habe ich in den vergangenen Monaten mehr Leute kennengelernt als in den letzten zehn Jahren“, schmunzelt er.

Am Stadtrand von Dresden leben Marlies und die achtjährige Dakota in einer kleinen Wohnung. Ihre kurzschwänzige Rumänin kam vor sechs Jahren über eine Tierschutzorganisation zu der ehemaligen Züchterin, die über sehr viel Hundeerfahrung verfügt. Als sie sich für Dakota entschied, war Marlies schon 67 Jahre. „Aber ungeachtet aller Erfahrungen muss man bei einem Hund aus dem Auslandstierschutz oft spezielle Bedingungen der Vereine erfüllen“, sagt sie. „Das reicht von Selbstauskunft bis zu möglichen Kontrollen nach der Aufnahme eines Hundes“.

Fünfzehn Jahre begleitete der kleine Osito Karin auch durch schmerzliche Lebenslagen. Jetzt liegt er – nur zehn Gehminuten von ihrer Wohnung entfernt – auf dem Olbersdorfer Tierfriedhof. Danach holte sich Karin den Welpen Carino vom Züchter. Wieder ein weiß puscheliger Bichon Frise sollte es sein. Carion ist inzwischen drei Jahre – und Karin schon 79 Jahre. Aber von Anfang an bereitete sie vor, wer im Fall der Fälle ihren Liebling in Obhut nimmt. Reist sie nur kurz in ihre zweite Heimat Spanien oder muss in die Klinik, dann wird die Hundefriseurin zu seiner vertrauten Betreuerin. „Spanien ist nicht hundefreundlich und eine Flugreise auch nicht toll für Hunde“, sagt Karin. Ihr Steuerberater – den ja Rentner inzwischen auch brauchen – der wird bei ihrem Tod Carinos neues Herrchen. Schon jetzt ist er hin und wieder dort.

Kommentar: Sind wir zu alt für Hunde?

Vor drei Jahren – da war ich 70 – habe ich übers Internet in einem Tierheim einen krebskranken alten Cocker Spaniel entdeckt. Und mich als pflegende Endstelle für das Kerlchen beworben. Aber das Tierheim wollte mich nicht. Ich war ihnen zu alt. 

Leider sind viele Tierheime – obwohl ständig überfüllt – in dieser Hinsicht kleinkariert und altersdiskriminierend. Sie berufen sich auf von ihnen völlig willkürlich gesetzte Altersgrenzen und lassen ihre Zöglinge lieber jahrelang hinter Gittern in ihren Käfigen. Wohl wissend, dass sich für Hundesenioren oder Hunde mit körperlichen Einschränkungen keine junge Idealfamilie mit Grundstück und viel Zeit bewirbt.

Was genau spricht gegen uns Omas und Opas als Hundepflegeeltern? Wir haben tagsüber Zeit. Sind verantwortungsvoll. Wir lassen uns nicht mehr scheiden und müssen aus beruflichen Gründen kein Tier wieder abgeben. Kein Mensch im letzten Lebensdrittel entscheidet sich spontan, sorglos oder leichtfertig für noch einige schöne Jahre mit Hund. Und selbst, wenn ein Hund nur zwei, drei oder gar fünf Jahre mit einem liebevollen älteren Menschen verbringen darf: Es sind für den Hund und den Menschen gute Jahre!

Beiden wäre geholfen. Statt also Altersgrenzen zu setzen, sollten Tierheime lieber alte Interessenten einladen und sie vielleicht schulend unterstützen. Dann könnte so mancher alte Hund noch ein paar richtig schöne Jahre erleben.

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