Deutschland – Kartoffeln sind besonders, weil sie vielseitig einsetzbar sind und eine wichtige Rolle in der Ernährung spielen. Kein anderes Gemüse setzt so viele Trends und ist gleichzeitig ein solcher Klassiker wie die Kartoffel. Sie enthält viele Nährstoffe wie Vitamin C, Kalium und Ballaststoffe und kann auf verschiedene Arten zubereitet werden, wie zum Beispiel gekocht, gebacken, frittiert oder als Püree.
Speisekartoffeln werden in Handelsklassen (Extra und Klasse 1) und Kochtypen (fest kochend, vorwiegend festkochend und mehligkochend) unterteilt, je nach Anforderung für das ausgewählte Rezept.
Vielseitiges Allround-Gemüse aus der Heimat
Die beliebte Knolle eignet sich als Hauptspeise, Beilage oder kleiner Snack für den Hunger zwischendurch und vor allem ist sie ein heimisches Lebensmittel. Frühe Sorten wie beispielsweise die bekannte „Sieglinde“ haben eine Vegetationszeit von etwa 110 bis 120 Tagen. Sie sind etwa ab Juli reif. Bei späten Sorten wie „Donella“ dauert diese Phase etwa 140 und 160 Tage. Sie werden im September oder Oktober geerntet. Um den richtigen Zeitpunkt zum Ernten festzustellen, müssen ein paar Knollen ausgebuddelt werden. Die Kartoffel ist reif, wenn sich die Schale nicht mehr mit den Fingern abreiben lässt.
„Kartoffel-Sammler“ Steffen Janke aus Plauen
Auch Steffen Janke aus Schönberg bei Plauen ist ein leidenschaftlicher Fan von Kartoffeln. 350 Sorten versucht der Vogtländer zu erhalten und zu vermehren. „Die Supermärkte bieten nur wenige verschiedene Sorten an, dabei ist die Auswahl in der Welt so vielfältig. Das halte ich für eine Diskriminierung der Kartoffel und des Verbrauchers. Wir haben das Recht auf freie Auswahl der Nahrungsmittel. Außerdem finde ich es traurig, dass Deutschland nur eine Nebenrolle bei Kartoffelanbau und -zucht weltweit spielt,“ so Janke. Er gibt seine Knollen an Pflanzenfreunde, Botaniker und Vegetarier. Auf der Webseite der Tourismusagentur des Vogtlandes stehen viele Kontakte zu Landhöfen mit Verkaufsstellen zur Verfügung. Vom 4. bis 12. November 2023 präsentiert Steffen Janke in einer Ausstellung im ehemaligen Kuhstall des Pfaffengutes Plauen seine 350 Sorten aus eigenem Anbau, wobei aus 200 Sorten zur Verkostung gewählt werden darf. Mit dabei sind die „Andenkartoffeln“ mit Sorten aus den Ursprungsländern in Lateinamerika (Eintritt 3 Euro, Öffnungszeiten von 14 – 17 Uhr, Programm und Anmeldung zur Verkostung).
Titel „Kartoffel des Jahres“ soll Sortenvielfalt schützen
So wie die Zubereitung sind auch die Typen sehr vielseitig. Seit 2006 zeichnet die Arbeitsgruppe „Kartoffel des Jahres“ aus Vertretern deutscher Verbraucher- und Umweltverbände sowie landwirtschaftlicher Organisationen jedes Jahr eine alte Sorte aus, um auf die Vielfalt der Kartoffeln hinzuweisen und diese zu fördern und zu erhalten. Diesjähriger Gewinner ist die Sorte „Angeliter Tannenzapfen“. Die festkochende Kartoffel wird seit mehr als 200 Jahren in Angeln, rund um Schleswig und Flensburg angebaut, zwischen Schlei und Flensburger Förde.
Zur Wahl „Kartoffel des Jahres“ stehen Kartoffelsorten, die ohne Gebühren nachgebaut werden können, weil sie älter als 30 Jahre sind oder der Züchter darauf verzichtet. Die Vertreter des Arbeitskreises stimmen dann über die „Kartoffel des Jahres“ ab.
„Angeliter Tannenzapfen“
Die „Kartoffel des Jahres 2023“ hat längliche Knollen, helles Fruchtfleisch und einen guten Geschmack. Ihre fingerartige Form und die tief liegenden Augen erinnern an einen Tannenzapfen und gaben ihr den Namen. Verliehen wurde der Preis im April 2023 in Rosengarten in Niedersachsen. (Quelle: Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH). „Angeliter Tannenzapfen“ wurden gewählt, weil sie es als historische und regionale Sorte geschafft hat, sich seit über 150 Jahren trotz Widerstände durch guten Geschmack und besondere Form einen festen Platz bei Kartoffelfans im Anbau und in Küchen zu sichern.
Foto: Kartoffelvielfalt.de
Knolle mit innerer Stärke
Die Kartoffel Marketing Gesellschaft mbH (KMG) mit Sitz in Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, das Image und den Absatz von Kartoffeln in ganz Deutschland zu fördern. Denn die Welt der Kartoffel erstreckt sich über viele Wirtschaftszweige. Die KMG vereint die gesamte Wertschöpfungskette von Züchtern über Landwirte und Händler bis zu Verarbeitern sowie Abpackern und sieht sich als „Bündnis der Kartoffelprofis.“ Auch die Verbraucher – ob jung oder alt – werden über die vielseitigen Vorzüge der Knolle aufgeklärt und zum Dialog eingeladen. Dazu dient die Kampagne „Die Kartoffel – entdecke ihre Stärke“ sowie die dazugehörige Webseite mit Informationen über die Kartoffel.
„Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln“
Diese Redensart wird verwendet, wenn jemand, der es eigentlich nicht verdient hat, erfolgreich ist. Das Gegenteil ist der Fall bei Autorin Manuela Rüther, die der Kartoffel das neue Rezeptbuch „Kartoffelküche“ gewidmet hat. Sie ist gelernte Köchin, kochte in 1-Sterne-Restaurants und fotografiert leidenschaftlich gern. Kein Wunder, dass sie sich auch als Autorin von Kochbüchern wie „Bitter – der vegessene Geschmack“ oder „Backe, Brust und Bauch“ einen Namen gemacht hat und von der Gastronomischen Akademie Deutschlands (GAD) schon mit dem Gourmand World Cookbook Award ausgezeichnet wurde. Passend zur Herbstzeit hat sie über 70 herzhafte und süße Rezepte mit der Kartoffeln veröffentlicht, in denen die Königin der Knollen ihre verdiente Aufmerksamkeit erhält.
Neben einer Einleitung zur spannenden Geschichte der Kartoffel und wie sie von Südamerika nach Europa kam, liefert das Rezept-Buch auch viel Wissenswertes über den Kartoffelacker. Die Leser erfahren wie Kartoffeln angebaut und geerntet werden. Zusätzlich werden besondere Kartoffelsorten in Porträts vorgestellt und erläutert, welche Kartoffel sich am besten für welche Zubereitungsart eignet.
Die Vielzahl der Rezepte macht die Bandbreite der Verwendungsmöglichkeiten deutlich: von klassischer Kartoffelsuppe oder Rösti, dem Kartoffelsalat-Universum über deftige und raffinierte Hauptgerichte wie Wirsing-Hackfleisch-Auflauf, Malaysisches Kartoffelcurry oder Shepheard´s Pie, bis hin zu Sauerkraut-Kartoffelstrudel und süßen Mohnnudeln. Wunderschöne Fotografien setzen die Kartoffel dabei appetitanregend in Szene und lassen einem schon beim Blättern das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Verlosung
Hommage an die populärste Knolle der Welt:
Jeder kennt Kartoffeln, aber kaum einer die ganze Vielfalt! Dieses Buch liefert spannende und köstliche Rezepte und inszeniert die Kartoffel von ihrer besten Seite.
Das Rezepte-Buch „Kartoffelküche“ ist im DK Verlag aus München erschienen (ISBN 978-3-8310-4274-6, 192 Seiten, über 100 farbige Fotos, 22,00 Euro (D)). Wir verlosen drei Exemplare Kartoffelküche. Beantworten Sie bitte bis zum 30. Oktober 2023 folgende Frage „Wie heißt die Königin der Knollen aus dem Rezeptbuch?“ Senden Sie bitte Ihre Antwort unter dem Stichwort: Kartoffelküche an [email protected]. Viel Glück! Alle Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt.
Mit diesem Buch wird das nächste Kartoffelgericht sicherlich ein riesen Fest.
Anette Rietz
SZ-Lebensbegleiter Tipp:
Herbstzeit ist Kartoffelzeit, denn die neue Ernte kommt gerade frisch vom Feld. Wir stellen ein Rezept aus dem neuen Kochbuch von Manuela Rüther vor, das klassisch und gesund ist, denn durch den Wirsing enthält es auch die wichtigen Bitterstoffe, die die Verdauung in Schwung bringen! Wie Sie Bitterstoffe in Ihre Nahrung integrieren, lesen Sie in diesem Beitrag: „Natürliche Bitterstoffe – Treibstoff für den Verdauungsapparat„.
Ein Rezept von Manuela Rüther
Omas deftiger Wirsing-Hackfleisch-Kartoffelauflauf
„Die knusprige Kruste aus Parmesan und Röstzwiebeln ist der Überraschungseffekt bei diesem Auflauf, den ich an ein Rezept meiner Oma angelehnt habe. Eigentlich ist es ein überbackener Eintopf, falls es so etwas gibt,“ so Manuela Rüther.
Für 4–6 Personen
1kg vorwiegend festkochende Kartoffeln
Salz
1⁄2 Wirsing
2 Zwiebeln
3 Knoblauchzehen
1 Chilischote (nach Belieben)
200g durchwachsener Bauchspeck
Öl zum Braten
500 g Hackfleisch, halb und halb
frisch gemahlener Pfeffer
Muskatnuss, frisch gerieben
1 Msp. Paprikapulver
1 Prise Zucker
1 EL frisch gepresster Zitronensaft
Butter für die Form
2 Eier
100g Parmesan
4 Handvoll Röstzwiebeln
Die Kartoffeln schälen und in leicht gesalzenem Wasser in 20–25 Minuten weich kochen; abgießen und in nicht zu feine Würfel schneiden.
Den Wirsing vom Strunk befreien, waschen, trocken schütteln und die Blätter in Streifen oder Rauten schneiden. In einem großen Topf reichlich gesalzenes Wasser aufkochen und den Wirsing darin kurz blanchieren, er soll knackigbleiben. Den Wirsing mit einem Schaumlöffel herausheben, das Blanchierwasser aufbewahren.
Zwiebeln und Knoblauch abziehen und würfeln. Nach Belieben eine Chilischote waschen, längs halbieren, von den Samen befreien und fein schneiden.
Den Speck würfeln. Etwas Öl in einer großen Pfanne bei starker Hitze erwärmen, Speck und Fleisch darin scharf anbraten.
Die Hitze leicht reduzieren, Zwiebeln, Knoblauch und Chili nach Belieben hinzugeben.
Mit Salz, Pfeffer, etwas Muskat, Paprika, Zucker und Zitronensaft würzen.
Den Backofen auf 180°C vorheizen. Eine tiefe Auflaufform von 30 × 40cm mit Butter einfetten. Kartoffeln, Fleisch und Wirsing in beliebiger Reihenfolge hineinschichten.
Die Eier mit 500ml Blanchierwasser verquirlen. Den Auflauf damit übergießen und auf der mittleren Schiene im Ofen 35–40 Minuten backen.
In der Zwischenzeit den Parmesan reiben. Käse und Röstzwiebeln auf dem Auflauf verteilen, die Ofentemperatur auf 220°C erhöhen und den Auflauf in weiteren 10–15 Minuten goldbraun überbacken.
Tipp der Autorin: Der Auflauf lässt sich problemlos aufwärmen – sollte etwas übrig bleiben – und schmeckt dann noch mal so gut.