Sachsen – Etwa sieben Millionen Menschen in Deutschland sind überschuldet. Ältere Menschen sind im Vergleich zu jüngeren Altersgruppen zunehmend betroffen. Aber was bedeutet eigentlich Überschuldung? Ein Privathaushalt gilt als überschuldet, wenn das Einkommen nicht ausreicht, um die Lebenshaltungskosten und Rechnungen zu begleichen. Gründe hierfür gibt es viele: Tod des Lebenspartners, geringe (Grund-) Rente, Krankheit oder Arbeitslosigkeit. Viele trifft es unerwartet, haben sie doch ihr Leben lang gearbeitet.
Kostenfreie Schuldnerberatungsstellen helfen schon jetzt
Träger der kostenfreien gemeinnützigen Schuldnerberatung sind Wohlfahrtsverbände, Verbraucherzentralen und Kommunen. Die Finanzierung der gemeinnützigen Schuldnerberatung ist bundesweit uneinheitlich. Außerdem gibt es gewerbliche Anbieter von Schuldnerberatung, die für ihre Dienstleistung Gebühren verlangen.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung e.V. hält auf der Internetseite eine Datenbank von gemeinnützigen Trägern bereit, die bis auf wenige Ausnahmen eine kostenlose Beratung bieten.
Fördermittel für Konzept der Diakonie übergeben
Die Diakonie hat Fördermittel des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) für ein neues Konzept erhalten. Damit wird die Diakonie Deutschland zusammen mit weiteren Wohlfahrtsverbänden ein Konzept entwickeln, wie Senioren besser geholfen werden kann, Schuldnerberatung in Anspruch zu nehmen. Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke: „Viele Menschen geraten nach ihrem Arbeitsleben in finanzielle Schwierigkeiten. Ihre Renten und ihr Erspartes – soweit sie dieses haben – genügen häufig nicht, um ihre Rechnungen zu bezahlen, insbesondere in einer Zeit stark gestiegener Energie- und Lebenshaltungskosten.“ Doch gerade ältere Menschen würden zu selten die Hilfe von Schuldnerberatungsstellen in Anspruch nehmen. „Daher ist es mir wichtig, dass älteren Menschen der Zugang zur Schuldnerberatung leicht ermöglicht wird“, sagt Lemke.
Hürden und Scham durch leicht zugängliche Beratung abbauen
Ein erleichterter Zugang bedeutet, die Schuldnerberatung für Senioren direkt vor Ort zu ermöglichen. Denn gerade ältere Menschen, die ver- oder überschuldet sind, nehmen zu selten Hilfe von Schuldnerberatungsstellen in Anspruch; aus Unkenntnis, Scham oder aufgrund von Mobilitätseinschränkungen.
Das soll sich ändern
Maria Loheide, Vorständin für Sozialpolitik der Diakonie Deutschland in Berlin: „Wenn die Seniorinnen und Senioren nicht zur Schuldnerberatung kommen, dann sollte die Schuldnerberatung zu den Menschen gehen und bestehende Hürden abbauen. Schuldnerberater müssen Seniorinnen und Senioren dort aufsuchen, wo sie leben und sich aufhalten. Das kann die Wohnung sein, der Senioren-Treffpunkt, das Altenheim, das Café oder der Mittagstisch für Ältere.“
Auch Sachsen wird Standort des neuen Netzwerks
Ein Netzwerk im Altenhilfebereich und bei Seniorenorganisation wird derzeit von der Diakonie aufgebaut. Auch Sachsen wird Teil des Modellprojekts. Derzeit wird geprüft, welche ländliche Region sich für das neue Konzept eignet. Das Ergebnis werde in rund vier Wochen bekannt gegeben, teilte die Diakonie SZ-Lebensbegleiter mit. Die Standorte werden in ganz Deutschland verteilt sein.
Mit der Vergabe von Fördermitteln an die Diakonie Deutschland als einem Träger von sozialer Schuldnerberatung will das BMUV zugleich insgesamt das Gesamtkonzept der sozialen Schuldnerberatung in Deutschland stärken. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Anteils älterer Menschen in der Bevölkerung, einer wachsenden Zahl von Rentnerinnen und Rentnern mit niedrigen Grundrenten und den aktuellen Preisanstiegen bei Energie- und sonstigen Lebenshaltungskosten sollen mit Hilfe des Projektes schwere Schuldenverläufe abgemildert und verhindert werden.
Das Projekt läuft bis zum 31. Dezember 2025 an verschiedenen Projektstandorten in Deutschland. Es wird fachliche und wissenschaftlich unter anderem von der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV), der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO), dem Schuldnerfachberatungszentrum der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz (SFZ) und der dazugehörigen Forschungs- und Dokumentationsstelle für Verbraucherinsolvenz begleitet.
Anette Rietz
SZ-Lebensbegleiter Tipp:
Sie haben Schulden und suchen Unterstützung?
Jeder zehnte Erwachsene in Deutschland ist überschuldet. Das sind fast sieben Millionen Bundesbürger und -bürgerinnen. Schulden sind für viele Menschen sehr belastend und der tägliche finanzielle Druck verhindert oft, klare Gedanken zu fassen.
Sie sind nicht allein!
Nur zehn Prozent der Überschuldeten gehen zu einer Sozialen Schuldnerberatungsstelle.
Über 1.400 Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen gibt es in Deutschland.
Hier können Sie Kontakt aufnehmen:
Diakonie Deutschland, Frau Aleksandra Perzynksa-Cudok, Tel. 030 65211-1643, E-Mail [email protected]