Thüringen – Leidenschaft, Kreativität, Qualität und Vielfalt – dafür steht der Handwerksbetrieb Steiner Plüsch GmbH aus Georgenthal. Die Thüringer Firma fertigt seit Jahrzehnten niedliche Plüschtiere in Handarbeit an, auch in Bio-Qualität. Die weichen Kuscheltiere werden mittlerweile auch als Hilfsmittel für Demenzkranke genutzt. Dahinter steckt eine ganz einfache Erkenntnis. An Demenz erkrankten Menschen geht es oft besser, wenn ihnen das Gefühl vermittelt wird, dass sie sich um etwas kümmern können.
Plüschtierkatzen für mehr Wohlbefinden bei Demenz
Es ist erwiesen, dass Kuscheltiere Demenzkranken helfen, eine Atmosphäre der Wertschätzung, Geborgenheit und Sicherheit zu schaffen. Hierzu werden von Familienangehörigen oder bei der stationären Pflege auch Hilfsmittel wie Kuscheltiere eingesetzt – denn Plüschtiere beruhigen.
Für die Firma RobiCare fertigt die Firma Steiner Plüsch ganz besondere Lieblinge an, und zwar die Katzen Blacky und Lucky. Die Idee für die Plüschtiere der Marke „RobiCare“ hatte Georg Armbrüster, Gründer und Geschäftsführer der Firma Altera Vita GmbH & Co. KG. Schon seit 2010 vermittelt er Dienstleistungen im Bereich Pflege. Da Armbrüster häufig mit Demenzkranken und deren Angehörigen in Kontakt kommt, entwickelte er speziell für Betroffene mit demenziellen Erkrankungen Stofftiere unter der Marke RobiCare®. „Die ursprüngliche Idee kam vor rund zehn Jahren aus Schweden,“ erzählt Armbrüster. „Ich habe sie mit Steiner Plüsch weiterentwickelt, da wir unbedingt ein hochwertiges Produkt in Deutschland produzieren wollten. Das Kundenfeedback ist sehr positiv“, freut er sich.
Freundliche Begleiter auf weichen Pfoten
„Die Katzen Blacky und Lucky wurden mit dem Ziel entwickelt, Demenzkranken das Gefühl eines echten Haustieres zu geben. Aus diesem Grund wurde besonders viel Wert auf wissenschaftliche Erkenntnisse und Details gelegt“, so Armbrüster. „Katzen sind ideale Begleiter für Menschen mit Demenz. Ihr Kunstfell fühlt sich sehr geschmeidig und weich an, und das Gesicht der Katzen ist freundlich und einladend mit großen Augen und einem fröhlichen Blick“, so Armbrüster. Die eingesetzten Stoffe und Materialien von Steiner Plüsch weisen unterschiedliche Strukturen auf, so dass die Sinne (Tasten und Spüren) des Nutzers stimuliert werden. Auf dem Schoß liegend erzeugen sie einen sanften Druck, der unruhigen Personen hilft, sich zu fokussieren und zur Ruhe zu kommen.
Seit August ist die RobiCare smart cat auf dem Markt. Dieses interaktive Plüschtier eignet sich besonders gut für eine Aktivierung und Beschäftigung von Menschen mit Demenz. Das innenliegende RobiCare®-Geräte-Modul ist so programmiert, dass es automatisch auf Bewegungen reagiert und damit die Interaktion fördert. Sobald die Katze über den Bewegungssensor aktiviert wird, erzeugt sie in unterschiedlichen Intervallen ein realitätsnahes akustisches Miauen und Schnurren. Die Körperlänge der Katzen beträgt ca. 45 cm. Dank ihres Eigengewichts von ca. 1,2 kg sind die Katzen beim Kuscheln, Schmusen, Knautschen und Knuddeln auch körperlich spürbar.
Spüren und Berühren aktiviert die Lebensgeister
Bei der smart cat wurde Wert auf eine hohe Spürbarkeit des Tieres gelegt. „Dank des Gewichts von ca. 1.200 g (inklusive RobiCare-Geräte-Modul) und der Körperlänge von zirka 45 Zentimeter erzeugen die Katzen beim Kuscheln, Schmusen, Knautschen und Knuddeln einen sanften Druck, wenn sie auf dem Schoß liegen. Der kann unruhigen Menschen helfen, sich zu fokussieren und zur Ruhe zu kommen. Wenn die Katze nicht bewegt wird, geht sie nach etwa 180 Sekunden in einen Ruhemodus“, erklärt Armbrüster. Auch das Katzenfell für die smartcat wird von Steiner Plüsch angefertigt. Das Geräte-Modul wurde von der Firma Binder Elektronik in Sinsheim entwickelt und produziert.
Positives Fazit: Dank der Beschäftigung mit Stofftieren beginnen nahezu stumme Demenzkranke wieder einzelne Worte zu sagen, und solche mit Wortfindungsstörungen sogar wieder flüssige und situativ passende Sätze zu formulieren. Für Stofftiere ist man also nie zu alt!
Fast 130 Jahre Firmengeschichte: Von der Porzellanpuppe zum Plüschtier
Schon im Jahr 1889 wurde die Puppenfabrik Franz Schmidt & Co. in Georgenthal gegründet. Sie stellte in enger Zusammenarbeit mit Porzellanfabriken der näheren Umgebung Kugelgelenkpuppen mit Biskuitporzellan-Puppenköpfen her. Einige Jahrzehnte später, im Winter 1955, wurde das Betriebshauptgebäude durch einen Großbrand fast restlos zerstört. Das Betriebsarchiv sowie alle alten Puppenmodelle gingen verloren.
Der Wiederaufbau begann mit Harald Steiner, einem Enkel von Franz Schmidt. Er übernahm die Leitung des Betriebes. Steiner und seine Frau Helga beschlossen, Plüschtiere zu produzieren.
1972 wurde der Betrieb im Rahmen der Zwangsverstaatlichung enteignet und firmierte als VEB Plüschspielwaren Georgenthal. Wenig später gehörte der Betrieb zum VEB Kombinat Spielwaren.
Handgefertigte Qualität Made in Germany
Nach der Wiedervereinigung nahmen Helga und Harald Steiner am 1. Oktober 1990 als Steiner GmbH die Herstellung hochwertiger Plüschspielwaren wieder auf. Er kaufte auch die alten Betriebsgebäude von der Treuhand zurück. Die Geschäftsführung der Steiner Plüsch GMBH haben seit 2020 Antje Zahl und André Simon inne. „Heutzutage ist es oft üblich, dass fast alles in Fernost produziert wird. Wir gehen hier einen anderen Weg. Auch in Zukunft werden wir vor Ort in Georgenthal produzieren. Nur so können wir die einmalige Steiner-Qualität gewährleisten und unsere Kunden auch weiterhin begeistern,“ erklärt Geschäftsführerin und Chefdesignerin Antje Zahl. Die kuschelige „Erfurter Puffbohne“ wird übrigens auch von Steiner Plüsch hergestellt. Sie ist das Maskottchen der Stadt und wird gerne an Neugeborene als Glücksbringer verschenkt.
Anette Rietz
SZ-Lebensbegleiter Tipp:
Die Plüschkatzen Blacky und Lucky kosten je 149 Euro inkl. MwSt. Die neue Robicare smart cat mit Geräte-Modul ist für 499 Euro inkl. MwSt. beim Hersteller erhältlich. Wie wichtig Tiere, Interaktion und Berührung für einsame und ältere Menschen sein können, lesen Sie auch in den folgenden Artikeln: