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Palliativpflege: Zu Hause sterben

Frau hält mit beiden Händen die Hände einer hochaltrigen Person auf der Bettdecke.
Körperkontakt und Nähe von Angehörigen wünschen sich viele Menschen auf dem Sterbebett. Foto: AdobeStock/Photographee.eu

Deutschland – Die meisten Menschen möchten bis zum Lebensende zu Hause bleiben und dort auch sterben. Mit einer guten Versorgung und Begleitung ist das möglich. Der Deutsche Hospiz- und Palliativ Verband e.V. (DHPV) ist Ansprechpartner für das Thema Palliativpflege. Er ist Dachverband der Landesverbände in den 16 Bundesländern sowie weiterer überregionaler Organisationen der Hospiz- und Palliativarbeit und selbstverständlicher Partner im Gesundheitswesen und in der Politik. 

Über 1.280 Hospiz- und Palliativdienste und -einrichtungen, in denen sich mehr als 120.000 Menschen ehrenamtlich, bürgerschaftlich und hauptamtlich engagieren, sind die Mitglieder.

Auf der Internetseite des Pflegenetzes Sachsen sind die Ansprechpartner für die Hospiz- und Palliativversorgung im Freistaat genannt.

Menschen in Deutschland wünschen sich intensivere Auseinandersetzung mit dem Sterben

Im November 2022 hat der DHPV die dritte Studie „Sterben in Deutschland – Wissen und Einstellungen zum Sterben“ nach einer Bevölkerungsbefragung vorgelegt. Daraus geht hervor, dass die Mehrheit der Menschen in Deutschland sich eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema Sterben wünscht. Befragt wurden 1.000 Menschen zu ihren Ängsten über den Tod oder an welchem Ort sie sterben möchten. Weitere Themen betrafen die Meinung über eine Patientenverfügung (siehe auch SZ-Vorsorgeordner 3 – Meine Vorsorge) oder das Wissen über Hospize oder den Begriff „Palliativ“.

Befragt nach dem Ort, an dem er sterben möchte, gibt jeder Zweite an, zu Hause sterben zu wollen. Kaum jemand nennt das Krankenhaus (3 Prozent) oder ein Pflegeheim (1 Prozent) als bevorzugten Sterbeort. „In der Realität sieht das ganz anders aus, da stirbt weit mehr als die Hälfte der Menschen in einer dieser beiden Institutionen“, so Benno Bolze, Geschäftsführer des DHPV. Allein in Sachsen sind im Jahr 2022 insgesamt 60.066 Menschen gestorben.

Am Lebensende keine Last für Angehörige sein

Fast jeden Dritten hingegen treibt laut Befragung die Angst um, am Lebensende eine Last zu sein. „Das muss uns als Gesellschaft zu denken geben, vor allem vor dem Hintergrund der anhaltenden gesellschaftlichen und politischen Diskussionen um die gesetzliche Neuregelung der Suizidbeihilfe“, so Prof. Winfried Hardinghaus, Vorsitzender des DHPV. Die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) und der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband sehen die Notwendigkeit, dass die Debatte um ein solches Gesetz zeitnah im Bundestag geführt wird und ein Suizidpräventionsgesetz noch vor einer gesetzlichen Regelung zur Beihilfe zum Suizid verabschiedet wird.

In Deutschland gibt es an verschiedenen Orten unterschiedliche Angebote zur Suizidprävention. Auf der Internetseite der DGS sind die Hilfestellen nach Bundesländern sortiert verfügbar.

Sind Sie stark genug für die Palliativpflege von Angehörigen?

Wenn Sie selbst einen Angehörigen zu Hause begleiten wollen, sollten Sie sich vorab einige Fragen stellen:

  1. Kann rund um die Uhr jemand für den Sterbenden da sein?
  2. Akzeptieren Sie fremde Hilfe daheim?
  3. Sind Sie bereit, Hilfe anzunehmen durch einen Pflegedienst oder Hospizhelfer?
  4. Was passiert mit der eventuell gemeinsamen Wohnung, in der Ihr Angehöriger stirbt? Wollen Sie dort weiterleben?

Der Wegweiser Hospiz- und Palliativversorgung gibt Antwort auf viele Fragen, um Unterstützung oder Hilfe bei Entscheidungen zu finden.

Anlaufstellen für pflegende Angehörige

Auch der letzten Lebensphase ist der Hausarzt der wichtigste ärztliche Ansprechpartner. Er kann Hilfen wie spezielle Palliativversorgung oder ein Pflegebett verordnen. Wird ein Pflegedienst empfohlen, so fährt dieser bei Bedarf mehrmals täglich zum Patienten und übernimmt zum Beispiel das Waschen oder die Versorgung bei Inkontinenz. Das spart Kraft für Gespräche und Zuwendung. Ansprechpartner hier ist die jeweils zuständige Pflegekasse.

Hospizbegleiter sind geschulte, ehrenamtliche Mitarbeiter, die pflegende Angehörige stundenweise entlasten können. Ambulante Hospizdienste vermitteln den Kontakt. Viele Kliniken verfügen über einen Palliativdienst, der dabei hilft, die häusliche Palliativversorgung zu planen, wenn der todkranke Angehörige entlassen wird.

Benötigen Menschen eine besonders aufwändige Versorgung (beispielsweise durch eine ausgeprägte Schmerzsymptomatik oder Blutverlust) haben sie einen gesetzlichen Anspruch auf eine sogenannte Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV).  Ziel dieser Versorgungsform ist es, diesen Patienten die Versorgung in ihrer vertrauten Umgebung, also zu Hause, in der Pflegeeinrichtung oder im stationären beziehungsweise Tageshospiz, zu ermöglichen. Die SAPV muss ärztlich verordnet werden. Die Kosten werden von der Krankenkasse getragen.

Welche Unterstützung pflegende Angehörige allgemein erhalten, wenn der Patient einen Pflegegrad hat und Zuhause lebt, lesen Sie in unserem Beitrag „Ausgebrannt: Kuren für pflegende Angehörige.“ oder auf der Internetseite des Bundesgesundheitsministeriums.

SZ-Lebensbegleiter Tipp:

Die Kommunikation in der Palliativpflege sollte offen und ehrlich sein. Belastende Dinge sollten vor dem Patienten jedoch nicht besprochen werden, auch damit er sich nicht selbst als Belastung empfindet. Hier ein paar Tipps, wie Sie die Zeit mit Ihrem Angehörigen verbringen können:

  • Gibt es Musik, die Ihr Angehöriger gerne hört? Dies kann wohltuend auf den Kranken wirken.
  • Hat Ihr Angehöriger ein Lieblingsbuch? Vorlesen gibt Ruhe und bringt uns auf andere Gedanken.
  • Singen Sie gemeinsam Lieder, gerade die älteren Menschen von heute haben früher viel gesungen, da das die Stimmung hebt
  • Berührung: Wenn Sie sich nahe stehen, ist ein Streicheln der Arme und Hände sehr angenehm für den Patienten. Sie können auch einen Massagehandschuh tragen, falls der Patient sich vor direkter Berührung scheut.

Meist gilt die Sorge des Sterbenden nicht sich selbst, sondern den verbleibenden Angehörigen. Ein Gespräch über das Sterben kann die Angst vor dem Moment des Todes auf beiden Seiten nehmen.

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