Suche
  1. Home
  2. /
  3. Gesundheit & Pflege
  4. /
  5. Volkskrankheit Schlafapnoe

Volkskrankheit Schlafapnoe

Älteres Paar liegt im Bett. Sie schläft mit offenem Mund und er ist wach und hält sich die Ohren zu.
Schnarchen ist lästig und kann gesundheitliche Probleme aufzeigen. Foto: 123 rf/photodeti

Deutschland – Lautes Schnarchen oder Atemaussetzer? Schnarchen ist nicht nur lästig, sondern kann auch krankmachen. Wenn das Atmen wiederholt ins Stocken gerät, dann ist die Rede von Schlafapnoe. Nach Schätzungen haben etwa drei Prozent der Frauen und fünf Prozent der Männer in Deutschland eine Schlafapnoe (Quelle: AOK). Ab dem 45. Lebensjahr steigt nach Angaben des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) die Wahrscheinlichkeit, ein Schlafapnoe-Syndrom zu entwickeln. Ursache ist eine Blockade oder Verengung der Atemwege, was zu Atemaussetzern führt. Die häufigsten Symptome von Schlafapnoe sind lautes Schnarchen, Tagesmüdigkeit, Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme.

Unterschätzte Volkskrankheit mit Behandlungsbedarf

Es gibt verschiedene Formen von Schlafapnoe, darunter obstruktive Schlafapnoe (OSA), zentrale Schlafapnoe und gemischte Schlafapnoe. Die Behandlungsmöglichkeiten umfassen die Verwendung von Atemgeräten wie CPAP-Masken, Mundvorrichtungen, Gewichtsabnahme und in einigen Fällen auch chirurgische Eingriffe. Es ist wichtig, Schlafapnoe frühzeitig zu erkennen und behandeln zu lassen, da sie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und andere Gesundheitsprobleme erhöhen kann. Über Therapien informieren die Krankenkassen, wie zum Beispiel die AOK. Atemaussetzer von mindestens zehn Sekunden führen zu Sauerstoffmangel und dies zu weiteren medizinischen Problemen.

Wie gefährlich ist eine Schlafapnoe?

Schlafapnoe kann potenziell gefährlich sein, insbesondere wenn sie unbehandelt bleibt. Die wiederholten Atemaussetzer während des Schlafs können zu einem Sauerstoffmangel im Körper führen, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht. Bei zu wenig Sauerstoff sinkt der Blutdruck und der Puls wird langsamer. Darüber hinaus kann Schlafapnoe zu Tagesmüdigkeit und Sekundenschlaf führen, was das Unfallrisiko im Straßenverkehr oder am Arbeitsplatz erhöhen kann.

Grund ist die im Schlaf erschlaffende Muskulatur: Die Zunge sackt zurück in den Rachen und versperrt die oberen Atemwege – die Folgen sind Schnarchen und Atempausen, bis Stresshormone den Körper aufgrund des Sauerstoffmangels wecken. Das Stücken löst Alarm im Gehirn und so den Weckreiz aus. Dieser abrupte Wechsel von einem tieferen zu einem leichteren Schlafstadium wird in der Schlafmedizin als Arousal-Effekt bezeichnet. Das plötzliche Erwachen kann zu Blutdruckanstieg und Herzrasen führen und bleibt meist nicht ohne gesundheitliche Folgen, denn es kann mehrere Hundert Mal pro Nacht passieren, wenn die Schlafapnoe besonders schwer ist. Erhöhter Blutdruck und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen können die Folge sein. Das Risiko für einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder Herzrythmusstörungen steigt.

Schlaftherapiegeräte auf Rezept

Die Standardbehandlung ist eine sogenannte CPAP-Maske (CPAP = Continuous Positive Airway Pressure), die durch leichten Überdruck der Atemwege offenhält und jede Nacht getragen werden muss. Es gibt verschiedene Arten solcher Masken. Man unterscheidet zwischen „Direkt-Nasal-“, „Oral-“, „Nasal-“ und „Vollgesichts-Masken“. Nach einer Eingewöhnungsphase berichten die meisten Anwender über eine deutlich bessere Schlafqualität und Rückgang bzw. Verschwinden der OSA-Symptome.

Bei einer leichten bis mittelgradigen obstruktiven Schlafapnoe ist eine weitere Behandlungsmöglichkeit eine Unterkiefer-Protrusionsschiene, die der Zahnarzt nach Rücksprache mit dem Hausarzt und der Krankenkasse anfertigt. Die Kosten werden – nach Prüfung – bei entsprechender Diagnose der obstruktiven Schlafapnoe sowie Unverträglichkeit von anderen Therapien von den Krankenkassen übernommen.

Eine neue minimalinvasive Alternative kann bei CPAP-Intoleranz ein Zungenschrittmacher (Upper Airway Stimulation) sein. Das kleine Gerät wird unter Vollnarkose mit einem kleinen Eingriff unter dem Schlüsselbein implantiert und anschließend vom Arzt auf die Bedürfnisse des Patienten eingestellt, wobei ein Stromimpulses den Zungennerv stimulieren soll, um so die Mechanik des Atemvorgangs zu aktivieren.

„Die AOK PLUS hat im vergangenen Jahr bei 28 Patienten die Kosten im Rahmen einer stationärer Krankenhausbehandlung für das Einsetzen eines Zungenschrittmachers übernommen, “ so Jenny Füsting von der AOK PLUS Sachsen Thüringen. „Dieser wird in Fachkreisen Neurostimulator genannt und ist im Vergleich zum CPAP-Gerät kein Hilfsmittel im Abrechnungssinne. Er zählt zu den Implantaten und wird nur in bestimmten Kliniken eingesetzt. Die durchschnittlichen Kosten betragen ca. 28.000 Euro je Patient. Die Implantation sollte wirklich nur erfolgen, wenn keine Behandlungsalternative wie beispielsweise die Standardmethode mit dem CPAP-Gerät möglich ist. Rund 50.000 Versicherte sind über diese Standardmethode bei der AOK PLUS versorgt. Hier fallen jährliche Kosten von ca. 350 Euro je Patient an, das entspricht ungefähr 16,5 Millionen Euro pro Jahr.“

„Für die Entscheidung, ob die Kosten für den Einsatz von gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden können, ist die gutachterliche Einschätzung durch den Medizinischen Dienst (MD) richtungsweisend. Der MD prüft hierbei, ob im Einzelfall die erforderlichen medizinischen Voraussetzungen für diese Behandlungsmethode erfüllt sind. Medizinischen Dienste sind von den gesetzlichen Krankenkassen unabhängig. Die medizinische Einzelfallbewertung erfolgt unabhängig vom Bundesland. Die oben getroffenen Aussagen gelten in allen Bundesländer gleichermaßen,“ informiert Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der BARMER Sachsen.

Die Universitätsklinik für Hals- , Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie Magdeburg führt diesen Eingriff bereits seit 2021 aus. Generell wird die Kostenübernahme bei Hilfsmitteln immer vorab von der Krankenkasse geprüft.

Es ist wichtig, Schlafapnoe ernst zu nehmen und ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die richtige Behandlung zu erhalten. Mit einer angemessenen Behandlung und Lebensstiländerungen können die Risiken von Schlafapnoe reduziert werden. Mehr zum Thema „Atmen“ finden Sie in unserem Beitrag „Wieso richtiges Atmen so wichtig ist„.

Das könnte Sie auch interessieren