Berlin – Wir alle wissen: Reisen erweitert den Horizont. Darauf schwört auch Food-Expertin Angelika Schwaff, die seit vielen Jahren ihre starke Leidenschaft für das Reisen, ferne und exotische Kulturen, spannende Traditionen und vor allem unterschiedlichste kulinarische Entdeckungen antreibt. Sie hat mehr als 90 Länder bereist und dort lokale Speisen von Einheimischen probiert. Heute entwickelt sie mit diesem Wissen eigene Rezepte und schreibt Food-Kolumnen. Ihre Gerichte setzt die Bloggerin mit Videos und Fotos selbst in Szene und macht so Lust auf das Nachkochen.
SZ Lebensbegleiter hat Angelika Schwaff gefragt, was Kochen für sie bedeutet.
Frau Schwaff, Sie sind fast um die ganze Welt gereist. Welche Tipps können Sie geben, wenn man die lokale Küche eines Landes kennenlernen möchte?
Wer Interesse an lokaler Küche hat, der sollte sich einfach ein Herz nehmen und Einheimische danach fragen. Ich habe schon in Restaurants oder auf Märkten fremde Menschen angesprochen und sie nach ihren Lieblingsgerichten oder nach Rezepten oder Kochtechniken befragt. Und oft hat sich daraus nicht nur ein tolles Gespräch entwickelt, sondern manchmal folgte auch eine Einladung in die Küche. In einigen Ländern gab es sogar eine Einladung zum selbstgekochten Essen. In Italien wurde ich von einem Weinverkäufer zum Sonntagsessen bei seinem Opa eingeladen; in Singapur hat mich ein älteres Pärchen, das im Restaurant neben mir saß, zum chinesischen Neujahrsfestmahl eingeladen; auf den Philippinen kochte eine Bäuerin, die Tante meines Guides, für mich ihren selbstangebauten Reis. Meine Devise ist: Wer wirklich Interesse an Länderküche hat, der wird sie auch probieren können.
Ist es heute möglich, die wichtigsten landestypischen Gewürze auch in Deutschland zu erhalten?
In den Großstädten ist das kein Problem mehr. Aber auch in kleineren Städten gibt es viele Läden mit zum Beispiel asiatischen Läden oder Geschäften mit Gewürzen aus dem Orient. Und wer da nicht fündig wird, kann mal bei Markthändlern seines Vertrauens nachfragen, ob die etwas Spezielles besorgen. Seltene Spezialitäten kann man natürlich auch im Internet bestellen, dann allerdings wird es eben auch etwas kostspieliger.
Wodurch unterscheiden sich Ihre Gerichte?
Meine Küche ist vielfältig. Meine Gerichte sind so unterschiedlich wie die Länder, die ich bereist habe. Den einen Tag gibt es vielleicht frische Pasta, wie in Italien, den anderen Tag gibt es einen Eintopf aus Indonesien. Eines aber haben sie fast alle gemein: Sie sind einfach und relativ schnell zu kochen. Nur für besondere Gerichte lasse ich mir auch gern einmal Zeit, zum Beispiel habe ich erst vor wenigen Jahren das Backen für mich entdeckt. Ich habe mir ein eigenes Baguette-Rezept erarbeitet. Das dauert auch gern mal ein paar Stunden und Ruhezeit über Nacht, bis ich frische Baguettes wie in Paris aus meinem Ofen ziehen kann. Dafür muss ich dann eben nicht reisen, sondern kann es zum Frühstück in Berlin genießen.
Wie gehen Sie beim Einkaufen vor? Wissen Sie schon im Vorfeld, welche Zutaten Sie benötigen oder lassen Sie sich auf dem Markt inspirieren?
Für meine Arbeit als Rezeptentwicklerin plane ich meine Einkäufe penibel, wenn ich denn schon ein bestimmtes Rezept im Kopf habe. Dann müssen alle Zutaten da sein, bevor ich mit dem Kochen für meine Kunden anfange. Privat bin ich da deutlich freier. Ich schlendere gern über meinen Wochenmarkt donnerstags und lasse mich inspirieren. Ich kenne da mittlerweile auch meine Händler. Sie wissen, dass ich an guten Produkten interessiert bin. Und oftmals entstehen aus diesen privat gekochten Gerichten dann wieder welche, die dann zum Beispiel später im ZEITmagazin Wochenmarkt von mir veröffentlicht werden.
Haben Sie einen Tipp, welche Zutaten man immer im Hause haben sollte?
Ich habe mal eine Rezeptreihe entwickelt die hieß „Vier Zutaten, eine Mahlzeit“. Daher weiß ich: Man braucht nicht viel, um etwas Leckeres zu kochen. Generell finde ich es schlau, immer Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer, Kartoffeln, Eier, Reis, ein paar Packungen Nudeln, und ein paar Dosen mit Tomaten, Hülsenfrüchten und vielleicht Kokosnussmilch dazuhaben. Und ein Stück Käse. Aus den genannten Zutaten fallen mir schon gleich mehrere Rezepte ein, die man daraus kochen kann. Von der einfachen spanischen Tortilla bis zum einfachen Kichererbsen-Kokos-Eintopf oder ein leckere Shakshuka, oder einfach ein paar sämig gekochte Bohnen mit Reis…
Weihnachtszeit ist Plätzchenzeit, welches ist Ihr persönliches Keksrezept?
Da gibt es für mich nur eine Antwort: Mama Leifheits Weihnachtskekse. Die haben ich so nach der Mutter meines ersten Freundes genannt, die sie immer zu Weihnachten buk. Einfache ausgestochene Plätzchen, aber bestrichen mit Marmelade, dann belegt mit ebenso ausgestochenem Marzipan, übergossen mit Schokolade, auf die am Ende auch noch gehackte Pistazienstücken kommen. Ein Gedicht. Seit mehr als 30 Jahren backe ich diese Kekse. Mit dem Sohnemann bin ich schon längst nicht mehr zusammen, aber mit seiner Mutter bin ich durch die Kekse für immer verbunden. Immer zu Weihnachten habe ich Mama Leifheit besucht, meine Version ihrer Kekse im Gepäck. Dann saßen wir gemütlich zusammen und haben über das vergangene Jahr geplaudert.
Verlosung
Im Adventskalender „24 Genussmomente“ begleitet Angelika Schwaff die Leser kulinarisch durch die Adventszeit und will dabei helfen, wenigstens einen Teil des Adventsstresses abzubauen. Darunter fällt die quälende Frage: „Was soll ich kochen?“ Die Auswahl der Rezepte ist winterlich, mit einem Schwerpunkt auf die einfache Zubereitung. Das besondere Highlight: Rezepte für selbstgemachte Weihnachtsgeschenke aus der eigenen Küche.
Der Adventskalender „24 Genussmomente ist im EMF Verlag erschienen (ISBN 978-3-7459-1671-3, 112 Seiten, 18,00 Euro). Das Buch ist wie ein Adventskalender mit vorerst verschlossenen, perforierten Doppelseiten aufgebaut, die 24-mal, Tag für Tag, aufgetrennt werden, um ein neues Rezept oder eine Küchen-Bastel-Idee zu entdecken. Wir verlosen drei Exemplare. Beantworten Sie bitte bis zum 23. November 2023 folgende Frage „Wie viele Genussmomente verspricht der Adventskalender von Angelika Schwaff?“ Senden Sie bitte Ihre Antwort unter dem Stichwort: „Genussmomente“ an [email protected]. Viel Glück! Alle Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt.
Welche Speisen gehören – Ihrer Meinung nach – unbedingt in die Weihnachtszeit?
Natürlich Kekse! Ohne die geht es nicht. Aus der herzhaften Küche müssen es für mich auch immer selbstgemachte Semmelknödel sein. Die kann man auch herrlich vorbereiten. Ansonsten bin ich immer offen und koche gern unterschiedliche Speisen zu Weihnachten. Es muss nicht jedes Jahr die klassische Gans sein.
Haben Sie einen Rat, wie übrig gebliebene Speisen am nächsten Tag wiederverwendet werden können?
Ich schreibe seit einiger Zeit auch eine Reihe mit dem Namen „Resteverwertung“, in der ich Rezepte aus übrig gebliebenen Speisen entwickele. Aus den Resten eines klassischen Gänsemenüs habe ich so zum Beispiel mal ein Sandwich gemacht, ein Banh Mi, was sonst in Vietnam serviert wird. Wer es weniger exotisch mag: Übrig gebliebenes Fleisch und Kartoffeln finden gern Wiederverwendung in einem herzhaften „Shepherd’s Pie“. Dafür erwärmt man das Fleisch in etwas Brühe mit mehr Gemüse, bedeckt es mit Kartoffelbrei und überbackt es dann. Köstlich. Übrig gebliebenen Reis brate ich im asiatischen Stil an, altes Brot kommt bei mir als Brot-Pudding wieder auf den Tisch. Man könnte etliche Kochbücher mit weiteren Beispielen füllen.
Essen bringt Generationen zusammen an den Tisch. Gerade ältere Menschen trauen sich das Kochen oft nicht mehr zu. Mit welchen Tricks lassen sich einfache Gerichte zubereiten?
Essen hält Leib und Seele zusammen, in jedem Alter. Kochen ist Selbstliebe. Kochen für andere ist Liebe für andere. Darum lade ich, obwohl ich allein in meiner Wohnung lebe, auch gern Freunde und auch meine Nachbarn zum Essen ein. Wer für sich einen Teller Suppe kocht, kann auch einfach die Portion verdoppeln und jemanden zu sich an den Tisch bitten. Eine einfache Speise, mit wenigen Zutaten, mit denen man aus wenig viel machen kann? Suppen sind dafür ideal! Auch gesunde Gemüse lässt sich ohne großen Aufwand zubereiten – genial für den Winter, in dem wir nicht nur etwas Warmes auf dem Teller, sondern gern mehr Vitamine brauchen. Und Nächstenliebe mit einer Einladung zum Mittagessen auch! Ich habe ein einfaches Rezept für eine herrlich cremige Paprikasuppe mitgebracht. Dazu ein Stückchen Brot und fertig ist eine köstliche Mahlzeit. Kochen Sie es nach und laden Sie doch jemanden ein, den sie schon lange mal wieder sehen wollten!
Rezept: Geröstete Paprika- und Knoblauchsuppe
Zutaten:
für zwei Personen / einfach / Zubereitungszeit: ca. 45 Minuten
3 rote Paprikaschoten, 1 kleine Kartoffel, 2 kleine Karotten, 1 rote Zwiebel, 6 Knoblauchzehen, etwas Olivenöl, je ½ TL Paprikapulver, Zwiebelpulver, Plus 1 TL Salz, frisches Basilikum, Crème fraîche, Salz und Pfeffer
Zubereitung:
Den Ofen auf 210 C Umluft vorheizen.
Die Paprika waschen, die Karotten, Kartoffel, Zwiebeln und Knoblauch schälen. Die Kartoffel und Zwiebel vierteln, die Karotten in grobe Stücke schneiden. Den Knoblauch und die Paprika ganz lassen.
Das Gemüse auf ein Backblech geben, etwas Olivenöl darüber gießen und salzen. Im vorheizten Ofen 30 Minuten rösten lassen.
Die Haut der Paprika Schoten sollten nun aufgeplatzt sein und schwarze Röststellen aufzeigen. Das Blech aus dem Ofen nehmen, die heißen Paprika Schoten mit einem Pfannenwender in eine Plastiktüte manövrieren und dort etwas abkühlen und abdampfen lassen. Den Rest des Gemüses in eine Küchenmaschine, einen leistungsstarken Blender oder einen Topf geben.
Die Paprikaschoten in der Tüte etwas massieren. So löst sich die Haut leichter. Die Haut und die den austretenden Saft in der Tüte bewahren, die Schoten mit einer Gabel aus der Tüte nehmen und auf ein Brett legen. Vorsichtig (die Schoten können noch lange heiß sein) die Haut wo möglich abziehen. Die Kerne entfernen. Das Paprikafleisch zu dem anderen Gemüse geben. Ein Sieb auf den Topf oder Mixer oder die Küchenmaschine legen. Den Saft vom Brett zusammen mit dem Saft aus der Tüte über dem Sieb abgießen. Alles zu einer cremigen Konsistenz pürieren. Wer es nicht so cremig mag, gibt etwas Wasser dazu. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Suppe kann nun noch einmal in einem Top erhitz werden, bevor sie mit etwas frischem Basilikum und je nach Geschmack mit einem Löffel Crème fraîche serviert wird.
Guten Appetit!
Anette Rietz
SZ-Lebensbegleiter Tipp:
Kochen ist gesund, gerade für ältere Menschen. Die Gründe sind vielseitig:
Ernährung: Durch das Kochen zu Hause hat man die Kontrolle über die Zutaten und kann sicherstellen, dass die Ernährung ausgewogen ist. Sie können frische, nährstoffreiche Lebensmittel verwenden und den Einsatz von Salz, Zucker und Fett reduzieren.
Soziale Interaktion: Das Kochen kann eine soziale Aktivität sein, bei der gerade allein lebende Menschen mit anderen Menschen interagieren können. Es bietet die Möglichkeit, gemeinsam mit Familie oder Freunden zu kochen und Mahlzeiten zu teilen, was das Wohlbefinden und die geistige Gesundheit, gerade bei älteren Menschen, fördern kann.
Kognitive Stimulation: Beim Kochen sind verschiedene Fähigkeiten gefragt, wie das Lesen von Rezepten, das Schneiden von Zutaten und das Timing beim Kochen. Dies kann die kognitiven Fähigkeiten trainieren und das Gehirn aktiv halten.
Unabhängigkeit: Das Kochen ermöglicht es Senioren, unabhängig zu bleiben und ihre täglichen Mahlzeiten selbst zuzubereiten. Dies kann ein Gefühl der Selbstständigkeit und des Erfolgs vermitteln.
Gesundheitsfördernde Gewohnheiten: Durch das Kochen zu Hause können Senioren gesunde Gewohnheiten entwickeln, wie regelmäßiges Essen von Obst und Gemüse oder den Verzicht auf verarbeitete Lebensmittel. Dies kann langfristig zu einer besseren Gesundheit beitragen.
Tipp: Sie können nicht mehr selbst kochen oder sich einen Einkauf nicht leisten? Nutzen Sie die Malteser Mahlzeitenpatenschaften in Sachsen. Schon für 1 Euro erhalten Bedürftige eine Mahlzeit geliefert. Lesen Sie dazu unseren Beitrag „Leipzig startet Pilotprojekt Malteser Mahlzeitenpatenschaften„. Bedürftige, die eine Mahlzeitenpatenschaft entlasten würde, können sich gern bei Daniela Naumann melden – per Mail an [email protected] oder telefonisch unter Telefon: 0341 3920106. Übrigens: Spenden werden online entgegengenommen. Schon mit einer Spende von 7 Euro kann ein Essen finanziert werden.