Deutschland – Viele Pflegeeinrichtungen ermöglichen ihren Bewohnern den Kontakt mit Tieren. Denn – so viel ist erwiesen – Tiere tun der Seele gut. Das Spektrum des tierischen Angebots ist groß: Manche Heime haben einen Besuchshund. Der wird regelmäßig als „Gast“ von qualifizierten Hundebesitzern während der Besuchszeit gebracht und besucht Heimbewohner. Oftmals wird auch der Hund eines Mitarbeiters zum „Kollegen“ und „Mitbewohner“. Einige Einrichtungen beherbergen auf Wiesen und in Gehegen, die zum Grundstück gehören, sogar dauerhaft verschiedene Tiere.
Leben mit Tieren in der stationären Seniorenarbeit
Eine tiergestützte Arbeit in der Pflege (oder auch „tiergestützte Intervention“) fordert verantwortungsvolles Handeln. Die Einrichtung muss die Verantwortung für die Haltung der Tiere übernehmen und über zuständige Mitarbeiter verfügen, die für diese Aufgabe qualifiziert sind, damit die tierärztliche Versorgung und die artgerechte Haltung gewährleistet ist.
„Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund“
– Hildegard von Bingen (1098 bis 1179)
Unterschieden wird zwischen Therapie-, Assistenz-, Therapiebegleit- und Besuchshunden. Diese „Servicehunde“ verhelfen Menschen durch speziell erlernte Aufgaben oder durch ihre Anwesenheit zu mehr Unabhängigkeit, Selbstständigkeit oder Lebensfreude. Dafür ausgebildete Assistenzhunde betreuen Menschen mit Sehbehinderung oder anderen Beschwerden. Die wohlwollende Art der Vierbeiner weckt Vertrauen und verloren geglaubte Gefühle und Erinnerungen. Vor allem Senioren, Patienten mit Demenzerkrankungen, aber auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen profitieren vom Kontakt mit Tieren.
Der Bundesverband Tiergestützte Intervention e.V. (BTI) engagiert sich für den respektvollen Umgang mit den Tieren bei der tiergestützten Intervention. Ansprechpartner für tiergestützte Intervention gibt es in verschiedenen Regionen Deutschlands. Die Regionalgruppe Sachsen leitet Dr. Lena Scheidig. Sie ist in dieser Region mit ihrem Therapie-Begleithund-Team „Tarana“ als systemische Beraterin zuständig. Da diese Form der Therapie noch nicht von den Krankenkassen gefördert wird, unterstützt Scheidig die Forschung in den Bereichen Gesundheitsfürsorge, Pädagogik und soziale Arbeit. Sie möchte mit ihrem ehrenamtlichen Engagement beim BTI bei der therapeutischen Verbesserung mitwirken und eine Anerkennung der tiergestützten Intervention als Therapieform erreichen.
Leben mit Tieren in der stationären Seniorenarbeit
Der gemeinnützige Verein Therapiehunde Deutschland e.V. ist in allen Bundesländern tätig und hat über 1000 Mitglieder. Er bildet Hundehalter mit ihren Hunden zu Einsatzteams aus, die dann ehrenamtlich Menschen in Alten- und Pflegeheimen, aber auch in Schulen und Kindergärten, Kliniken, Justizvollzugsanstalten und Hospizen regelmäßig besuchen.
„Berührung ist lebenswichtig“
Oft handelt es sich um Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, krank, einsam oder behindert sind oder deren Lebensweg zu Ende geht. „Ein Mensch, der nicht berührt wird, verkümmert physisch oder psychisch, er versteinert“, so der 1. Vorsitzende des Vereins Hartmut Neufeld. „“Die Begegnung mit dem Hund soll auch Menschen, die es sonst ablehnen berührt zu werden, die Chance bieten, selbst zu streicheln und vom Hund auf natürliche Weise berührt zu werden“, ergänzt er.
Bewohner von Alters- und Pflegeheimen fühlen sich oft nutzlos oder wie Bittsteller. „Ein Hund löst diese negativen Gefühle auf und unterbricht das ständige Grübeln. Da ihn Krankheiten, Alter oder unangenehme Gerüche nicht stören, nimmt der Hund die Menschen so wie sie sind und vermittelt ihnen wieder ein neues Selbstwertgefühl“, weiß Neufeld. „Wir sind immer wieder auf der Suche nach Hundebesitzern, die sich ausbilden lassen möchten, sie sollen sich einfach bei uns melden“, informiert Hartmut Neufeld. Wer Interesse hat, kontaktiert den Verein direkt über das Portal.
Wie gut Tiere einsamen und pflegebedürftigen Menschen tun, lesen Sie auch in unserem Beitrag Auf den Hund gekommen.
Anette Rietz